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Nachricht vom 18.02.2018    

Fuchs-Treff in Waldbreitbach

Geschäftsführer Hajo Reuschenbach gelang es, eine Rarität auf die Bühne des Hotels zur Post zu locken: Josef Brustmann, einen regierungskritischen Oberbayern mit fuchsschlauen Texten in der Nachfolge des berühmten Karl Valentin und mit skurrilen Instrumenten, auf denen er sich zu Heimatliedern selbst begleitet.

Josef Brustmann. Fotos: Wolfgang Tischler

Waldbreitbach. Brustmann bot mit seinem Programm „Fuchs-Treff – nix für Hasenfüße“ dem Waldbreitbacher Publikum nicht nur einen erhellenden Sprachkurs in oberbayrischem Dialekt, sondern auch tiefe Einblicke in seinen Lebenslauf, der am 28. Dezember 1954 in der Bel-Etage eines Zuhäusels auf einem Einödhof in Wolfratshausen begann. In dem Ort, in dem der Totenwäscher und Totengräber Toni Tretter diesen Beruf ergriff, weil er „was mit Menschen machen wollte“ und in dem der Sohn zum 85-jährigen Vater sagt: „Geh ins Altersheim, es ist ja nicht für immer.“ Auf dem Grabstein des Kaminkehrers ließ dessen Frau eingravieren: „Er kehrt nie wieder.“

Die Jugend in Wolfratshausener Ortsteil Waldram mit angrenzenden Isar-Auen war ein Paradies für Kinder, in dem Franz, der Häuptling Abendwind vom Stamm der Delawaren, Klein-Josefs bester Freund war und der Berger-Max vom Onkel aus Amerika einen echten ledernen Fußball erhielt, der allerdings eiernd sprang, weil er ein Football war und in dessen ehemaligem Milchgeschäft nun „Botox to go“ verkauft wird. Die erste Jeans, die es an Weihnachten gab, wurde 1968 in der Badewanne zusammen mit dem Weihnachtskarpfen eingeweiht und Josef hieß ab sofort „Joe“. Dessen erste große Liebe war Evi, die unglücklich in Andi verliebt war, der wiederum unglücklich in Joe verliebt war. Die zweite große Liebe war die Summer-Kathi, die einen Goldfisch namens „Hemingway“ hatte, der immer glotzte und nach seiner Befreiung in der Isar weiterhin im Kreis schwimmt: „Freiheit ohne Anbindung kannst du völlig vergessen.“



Auch Edmund Stoiber wohnt in Wolfratshausen. Gedichte und Gedanken zu den demokratisch gewählten bayrischen CSU-Politikern münden in der Überlegung, dass die Demokratie gestorben ist, daher komme die Bezeichnung „Urnengang“.

Das „Wunder Kopf“ gibt dem Kabarettisten zu philosophischen und fuchsschlauen Kommentaren sowie ausgefuchsten Fragen Anlass, denn wundersam ist, was da alles dran und drin ist.

Mit Zitherbegleitung und Jodeleinlage als „Bonusdreck“ sang und spielte der Kabarettist ein bayrisches Urwaldlied, das Heimatlied vom polnischen Pfarrer, bei dem das Beichten so schön ist, weil er ja kein Wort versteht, aber trotzdem seinen Segen gibt. Die Lieblingsmelodie „Across the Universe“ von den Beatles funktionierte auf der Zither, sogar „Highway to Hell“ mit Hardrock-Sound und Fistelstimme.

Der Künstler beherrschte auch das Gitarrenspiel, Ziehharmonika und ein Sortiment Kuhglocken. Mit diesen imitierte er das Glockenspiel vom Münchner Marienplatz, übte mit den Zuschauern Wechselgesang und kombinierte alles mit Hilfe einer Assistentin aus dem Publikum zu einem Gesamtkonzert.

Als Zugaben sang Brustmann zur Ziehharmonika Lebensweisheiten-Gstanzl, epigrammartigen Spottgesang. Außerdem gab er freimütig Tipps an die Krankenkasse und sang „Roter Mohn“. Die Zuschauer hatten viel Spaß beim Fuchs-Treff, nicht nur, weil der Fuchs frühmorgens im Hühnerstall schreit: „Raus aus den Federn!“ htv



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