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Nachricht vom 07.11.2016    

Werkausschuss informierte sich über Klärschlammbehandlung

Nachdem seit Anfang des Jahres die Studie über den zukünftigen Umgang mit Klärschlämmen und Klärschlammerden vorliegt, bei der insbesondere den neuen rechtlichen Anforderungen an eine schadlose Beseitigung Rechnung getragen wurde, führte die Informationsfahrt die Mitglieder des Werkausschusses Hachenburg in diesem Jahr zur Kläranlage Linz-Unkel.

Vor der 2-Stufigen Kompaktfaulung. Fotos: privat

Hachenburg. Seit dem Jahr 1993 betreibt der Zweckverband Abwasserbeseitigung Linz-Unkel zur Reinigung anfallender Abwässer der Verbandsgemeinden Linz und Unkel am Rhein eine mechanisch-biologische Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 28.800 Einwohnerwerten (EW). Die Betriebsführung obliegt den Verbandsgemeindewerken in Linz/Rhein.

Kernthema der Exkursion war die Frage der Behandlung und Verwertung von Klärschlämmen. In diesem Bereich findet seitens des Gesetzgebers eine immer striktere Reglementierung statt, sodass beispielsweise eine landwirtschaftliche Verwertung, wie sie in der Vergangenheit vielerorts an der Tagesordnung war, heute zunehmend weniger möglich ist. Alleine in Rheinland-Pfalz werden mehr als 60 Prozent der anfallenden Klärschlämme landwirtschaftlich verwertet. Verschärfungen bei den Grenzwerten der anzuwendenden Düngemittelverordnung auf der einen Seite und das zu erwartende – wenn auch noch nicht näher bestimmte – Gebot zur Rückgewinnung des Phosphors auf der anderen Seite werden dazu führen, dass für weite Teile der Klärschlämme Verwertungsalternativen auf ihre technische und wirtschaftliche Machbarkeit hin untersucht werden müssen.

Alleine bei den von den Verbandsgemeindewerken Hachenburg betriebenen Kläranlagen fallen jährlich 2.000 Tonnen Klärschlamm an und auch die rund 40.000 Tonnen an Klärschlammerde, die in den letzten Jahrzehnten in mehreren Becken zwischengespeichert wurden, um so den Schwermetall- und vor allem den Wassergehalt zu reduzieren, müssen zwangsläufig in die Überlegungen einfließen.

Der Zweckverband Abwasserbeseitigung Linz-Unkel hat sich entschieden, ein Stück weit neue Wege zu beschreiten und eine aus ökonomischen und klimaschutzpolitischen Aspekten geeignete Alternative zum Klärschlammtourismus zu überörtlichen großen Verbrennungsanlagen zu realisieren.

Mit der Umstellung der Reinigungstechnik von der aeroben Schlammstabilisierung auf die Schlammfaulung wurde ab dem Jahr 2011 in zwei Bauabschnitten zunächst ein zwei-stufiger Kompaktfaulbehälter mit Technikgebäude und Peripherieanlagen (Rohschlammbehälter, Gasspeicher, Gasfackel) errichtet sowie bestehende Anlagen für den neuen Einsatzzweck umgebaut. Anschließend wurden die Entwässerung und die thermische Klärschlammbehandlung mittels einer „Pyreg-Anlage“ in Angriff genommen.

Das Ergebnis ist ein ausgeklügeltes und effizientes Behandlungs- und Verwertungssystem, welches mehrstufig aufgebaut ist. Zunächst wird der Rohschlamm in den Kompaktfaulbehälter geleitet, wo er bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 20 Tagen ausgefault wird. Das hier gewonnene Faulgas treibt eine Mikrogasturbine an, welche Strom und Abwärme erzeugt. Mithilfe des erzeugten Stromes kann ein Teil des elektrischen Energiebedarfs der Kläranlage gedeckt werden. Die Abwärme dient einerseits der Beheizung der Betriebsgebäude, andererseits wird sie als Prozesswärme für die Trocknung des in der Faulung stabilisierten Klärschlammes im „EloDry“-Bandtrockner genutzt. Die hier nicht vollständig aufgebrauchte Wärme fließt zurück in die Kompaktfaulung und kann hier ebenfalls als Prozesswärme für den Faulungsprozess genutzt werden. Dieses System der kaskadischen Wärmebewirtschaftung steigert die Energieeffizienz und reduziert den Primärenergieeinsatz. Die Klärgasgewinnung und dessen energetische Verwertung wird am Kläranlagenstandort in Hachenburg bereits viele Jahrzehnte – mit mittlerweile bereits umfassend erneuerten Komponenten – betrieben. Auf diese Weise können die Werke täglich 750 Kilowattstunden Strom und obendrein 1.100 Kilowattstunden Wärme aus Klärgas erzeugen – Energieerzeugung aus Abfall, die in unmittelbarer Nähe verbraucht wird.

Der im Kompaktfaulbehälter ausgefaulte Klärschlamm weist einen Feststoffgehalt von circa 5 Prozent auf und wird mithilfe einer Schneckenpresse auf etwa 30 Prozent entwässert. Anschließend wird er über den Bandtrockner geleitet und hier auf etwa 80 Prozent getrocknet. Im Anschluss wird der Klärschlamm der Mineralisierung in der „Pyreg-Anlage“ zugeführt. Die hier entstehende Abwärme dient ebenfalls wieder der Beheizung der Betriebsgebäude und als Prozesswärme für die hier beschriebenen Anlagen. Der nach der thermischen Verwertung des Klärschlammes in der „Pyreg-Anlage“ verbleibende Mineralstoff kann wegen seines hohen pflanzenverwertbaren Phosphoranteils als Rohstoff zur Düngemittelherstellung verwendet werden.

Im Zuge des gesamten Prozesses wird die Klärschlammmenge auf ein Zehntel der Ursprungsmenge reduziert.



Mithilfe der vorstehend beschriebenen Anlagen und des dem zugrunde liegenden maßgeschneiderten Wärmekonzeptes, welches es ermöglicht, den gesamten für die Trocknung des Klärschlammes erforderlichen Wärmebedarf ohne fremdzugeführte Wärme zu decken, sowie Dank der Möglichkeit, das Endprodukt der Verwertung der Düngemittelindustrie zur Verfügung zu stellen, ergeben sich letztlich angesichts steigender Energie- und Verwertungskosten sogar Kostenvorteile im Bereich der Faulung und im Bereich der thermischen Behandlung.

Auch die Verbandsgemeindewerke Hachenburg finden sich in der Situation wieder, die bisher in den Klärschlammvererdungsanlagen gelagerten sowie auch die laufend neu entstehenden Klärschlämme einer endgültigen Verwertung zuführen zu müssen, zumal die bisherige Vorgehensweise aufgrund der verschärften Rechtsnormen zukünftig nicht mehr zulässig sein wird. Da nach dem bereits vorliegenden summarischen Ergebnis der Studie der dezentralen thermischen Verwertung – möglicherweise auch im Wege einer interkommunalen Kooperation mit Nachbarkommunen, um einen quantitativ ausreichenden Stoffstrom gewährleisten zu können – ein wirtschaftlicher Vorteil gegenüber einer überörtlichen thermischen Verwertung in Höhe von zirka zehn Prozent attestiert wurde, werden insoweit weitere Untersuchungen angestellt. Dreh- und Angelpunkt, da sind sich alle Beteiligten einig, ist die gebotene Nutzbarmachung der Klärschlammerden.

Vor diesem Hintergrund hatte der Werkausschuss als wichtiges Entscheidungsgremium somit die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse für seine zukünftige Arbeit aus der Exkursion zu ziehen.



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