Werbung

Nachricht vom 05.11.2016    

Abdelkarim: humoristische Integration ohne Bambi

Abdelkarim, populärer deutsch-marokkanischer Comedian und Kabarettist, füllte die Stadthalle Hachenburg am Freitagabend, 4. November zur Gänze. Das Publikum, Abonnenten und viele überwiegend junge Fans, wurde zwei Stunden lang bestens unterhalten.

Abdelkarim "zwischen Ghetto und Germanen". Fotos: Wolfgang Tischler

Hachenburg. Mit seinem typischen Outfit, Lederjacke aus dem Steven-Seagal-Fanshop, poppigem T-Shirt und Turnschuhen kam der Comedian auf die Bühne und begrüßte das Hachenburger Publikum im Stil amerikanischer Entertainer: „You are the Wahnsinn!“ Sofort trat er in Dialog mit den Besuchern in der ersten Reihe, immer sprachkompetent und selbstironisch: „WW? Hat mich da jemand verarscht? WW=Westerwald? Da hätte man auch draufkommen können.“

Seit der furchtbaren Silvesternacht habe er seine Identität erkannt: Er sei ein Deutscher gefangen im Körper eines Grabschers. Aus seinem tragischen Leben als Bielefelder Grundschuljunge in der Cordhose des Grauens, von Erlebnissen mit vorurteilsbehafteten deutschen Mitmenschen und speziell von Unterhaltungen Jugendlicher erzählte der Comedian witzig und optisch verstärkt durch abschreckendes Augenrollen. Auch politische Analysen streute Abdelkarim locker ein, indem er zum Beispiel feststellte: „Salafisten haben einen tollen Sponsor: Saudi-Arabien. Die haben zwar auch keine Frauenrechte, kaufen aber Waffen, dann darf man alles.“

Abdelkarim ist um Integration bemüht und treibt diese zur Perfektion, wenn er als Marokkaner den Bullen hilft, einen Schwarzen zu fangen. Er erkennt Zivilpolizisten immer zuverlässig an ihren sehr hässlichen karierten Hemden und kann sich so wappnen. Um die Mitmenschen zu beeindrucken, erlernte er Schach. Damit stieß er bei seinem Vater auf Ablehnung, für den Schach ein Teufelswerk ist, weil die Dame überall hin darf. Auch mit der Berufsbezeichnung „Comedian“ kann der Vater nicht in der Heimat angeben, denn Deutsche zum Lachen zu bringen, gilt nicht als ehrenvoller Beruf.



Viele kommunikative Erfahrungen sammelt der Künstler bei seinen häufigen Fahrten in Bussen und Bahnen. Dort fühlt er sich zum Deeskalationsbeauftragten berufen. Flughäfen meidet er dagegen, weil bei seinem Auftauchen die Stimmung sofort kippt, alle Menschen gehen aus dem Weg. Aus seinen Erfahrungen hat er eine Geschäftsidee entwickelt: Wer gern einmal einen Flieger für sich allein hätte, könne ihn engagieren.

Tipps für Bewerbungen gab es kostenlos. Hauptdisziplin dabei, so die Erkenntnis, sei lügen ohne rot zu werden. Über die anhaltende Arbeitslosigkeit seines besten Freundes Ali wunderte sich Abdelkarim nicht, dafür aber über dessen Trinkgeldtricks und Facebook-Nachrichten, Bügelbretter mit Antenne, Deutsch-Rapper, den Integrations-Bambi für Bushido, die Kindersendung „Aktenzeichen XY“ und unterschiedliche Ängste von Männern und Frauen bei Blind Dates.

Den Zwischenruf: „Bielefeld gibt es gar nicht!“ konterte Abdelkarim mit dem Bonmot, dieses Gerücht habe ein Bielefelder in die Welt gesetzt, damit die Rumänen nicht kommen. Duisburg sei die neue Hauptstadt der Rumänen. Seither seien die Deutschen wieder gut auf die Türken zu sprechen, obwohl deren Namen immer wie „Gülügü“ klingen. Ganz so wie die sympathische türkische Familie in der ersten Reihe der Stadthalle. htv


Feedback: Hinweise an die Redaktion

NR-Kurier Newsletter: Immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Kultur


Uwe Langnickel beleuchtet die Entwicklung der abstrakten Kunst

Am 8. Januar 2026 gibt Uwe Langnickel, Maler und Grafiker aus Dierdorf-Elgert, einen spannenden Einblick ...

Musikalisches Highlight im Schloss Engers: Junge Pianisten begeistern

Junge, hochbegabte Pianisten treffen sich kurz vor Weihnachten an der Landesmusikakademie, um unter der ...

Musikalischer Jahresausklang in Neuwied im Heimathaus

Am 30. Dezember erwartet die Besucher der Stadthalle Heimathaus in Neuwied ein besonderes musikalisches ...

Ein literarisch-krimineller Spaziergang durch Unkel

In Unkel lädt die Autorin Eva-Maria Gerstkamp zu einem besonderen Krimispaziergang ein. Ihre "Postkartenkrimis" ...

Start-Ziel Waldbreitbach: Skurrile Kopf-Kino-Reise mit BlöZinger

Zur Halbzeit der "Wir machen Theater"-Saison brachte das Hotel zur Post in Waldbreitbach Kopf-Kino auf ...

Stadtbibliothek Neuwied: Erfolgreiche Leseförderung für Schüler

Die Stadtbibliothek Neuwied hat ihre Bildungsangebote für Schüler erweitert und kann auf erfolgreiche ...

Weitere Artikel


Else sattelt um und wird Landwirtin

Die EU-Subventionen für die Landwirtschaft, Fischerei und auch die Förderprogramme wie etwa LEADER, werden ...

Kreismusikfest und 40. Geburtstages Musikvereins Windhagen

Das 26. Kreismusikfest des Kreismusikverbandes Neuwied in Windhagen stand ganz im Zeichen eines abwechslungsreichen ...

Spektakulärer Unfall zwischen Traktor und PKW

Viel Glück im Unglück hatte am späten Freitagnachmittag, den 4. November ein 37- jähriger PKW Fahrer ...

Neue Räumlichkeiten für das Süwag-Servicecenter

Hell, modern und nah am Kunden – so präsentiert sich das neue Servicecenter der Süwag in Neuwied. Die ...

Bildungsfahrt in den Herbstferien führte an die Cote d'Azur

Die Bildungsfahrt der Kreisjugendpflegen Altenkirchen und Neuwied führte in den Herbstferien dieses Mal ...

Offene Turnhallen sind beliebte Treffpunkte

Es gibt einige Dinge, die die „Offenen Turnhallen“, die das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Neuwied ...

Werbung