Handwerksbetriebe können Integration
„Wir können Integration“, ist Kurt Krautscheid, Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, überzeugt. Er verweist auf zahlreiche Beispiele aus Handwerksbetrieben die zeigen, dass die Willkommenskultur im Handwerk gelebt wird. Brhane Mussie lernt im Autohaus Hof in Neuwied.
Neuwied. Zusammen mit Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Agentur für Arbeit Neuwied, besuchte der Kammerpräsident Brhane Mussie im Autohaus Hof in Neuwied. Der 23-Jährige kommt aus Eritrea und lebt seit Sommer 2014 in Deutschland. Er möchte Kfz-Mechatroniker werden und sieht seine Einstiegsqualifizierung im Neuwieder Kfz-Unternehmen als Chance auf einen Ausbildungsplatz in diesem Betrieb. Wie die meisten seiner Schicksalsgefährten hofft auch er auf ein glückliches und friedliches Leben in Deutschland. Er möchte ankommen und Wurzeln schlagen. Dafür ist er bereit zu geben und sich einzubringen in die Gesellschaft.
Die Geschichte seiner Flucht begann im Oktober 2014. Über Äthiopien und den Sudan gelangte Brhane nach Lybien. Zusammen mit 250 Menschen ging es mit einem Flüchtlingsboot über das Mittelmeer nach Italien und später nach Deutschland. Auf München folgte die Erstaufnahmeeinrichtung in Trier und dann Neuwied. Hier traf er auf den ehrenamtlich tätigen Polizisten a.D. Bernd Parschat-Conrad und die „Flüchtlings-Netzwerkerin“ der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, die seine weitere Entwicklung maßgeblich positiv begleiteten.
Gemeinsames Engagement führt zum Ziel
Im Rahmen des Projektes Ausbildungscoach helfen die Netzwerker der vier rheinland-pfälzischen Kammern in Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung und den Agenturen für Arbeit, Flüchtlingen und Asylbewerbern bei ihrem Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Sie schafften es, für Brhane einen Betrieb zu finden, in dem er seinen Berufswunsch verwirklichen kann. Wenn er ein Bleiberecht erhält, wird seine Einstiegsqualifizierung ab August in eine Lehrstelle im Neuwieder Autohaus münden. Auch dafür engagieren sich die HwK-Mitarbeiterin und der ehrenamtliche Helfer.
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Chance für beide Seiten
„Es ist eine wunderbare menschliche Erfahrung, die wir mit dem jungen Eritreer machen. Wir können nur empfehlen, Flüchtlingen die Möglichkeit zum Lernen einzuräumen. Ihre gezeigte Dankbarkeit berührt uns“, so Kraftfahrzeugtechnikermeister Frank Hof. Er führt den 1981 gegründeten Meisterbetrieb mit 14 Mitarbeitern. „Im Team ist er voll anerkannt. Es wurde beispielsweise großer Wert darauf gelegt, dass er an unserer Weihnachtsfeier teilnahm und so in eine für ihn neue Welt eingetaucht ist“, erzählt der Firmenchef. Für Brhane war es eine „große Party“ bei der für ihn vor allem die Gemeinschaft zählte.
Im Arbeitsalltag zählen gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Brhanne kann kleinere Arbeiten, wie Räder- oder Ölwechsel, selbstständig ausführen. Er spricht perfekt Englisch. Seitdem der junge Mann vormittags einen Deutschkurs besucht, klappt die Verständigung am Nachmittag im Betrieb auch auf Deutsch immer besser. Wenn er im Spätsommer die Berufsschule besucht, möchte er nicht an Sprachbarrieren scheitern.
Krautscheid und Starfeld sind überzeugt, dass die Ausbildung und Qualifizierung von Flüchtlingen für Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt sorgt und die Versorgung mit Fachkräften fördert. Der Kammerpräsident unterstrich, dass es darüber hinaus viele weitere Projekte gibt, bei denen sich das Handwerk um Schulabgänger, Studienabbrecher und Lehrlinge kümmert, um dem demografischen Wandel entgegen zu wirken.
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