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Nachricht vom 13.03.2015    

Eishockeyspieler Kai Schmitz im Interview

Kai Schmitz. Eine Name, eine Assoziation: der Prügelknabe. Der wo nicht lange fackelt. Kein Kind von Traurigkeit. „Ja“, sagt der Verteidiger heute. „Das war ein Teil meiner Karriere.“ Doch Schmitz ist ruhiger geworden. Aber das liegt nicht nur am Alter, wie er im Interview verrät.

Kai Schmitz in Aktion. Foto: FischkoppMedien

Neuwied. Am Wochenende geht es für ihn und den EHC Neuwied gegen seine große Liebe: die Saale Bulls aus Halle. Zu 100 Prozent ein Bär. Aber den Bullen im Herzen. Und niemand nimmt es ihm übel.

Kai, zwei Tage, zwei Spiele – beide gegen Halle. Ein stinknormales Wochenende oder was Besonderes?
(lacht) Machst du einen Witz? Natürlich etwas ganz besonderes. Ganz ehrlich, für mich ist das der Höhepunkt der Saison. Wenn nicht sogar der Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere. Diese Woche hat auch schon die Mitteldeutsche Zeitung für eine Story angerufen. Die Spiele werden für mich der Wahnsinn.

In der Saison 2004/05 hast du in Bayreuth gespielt. Dein erstes Profijahr. Ein Jahr später ging es nach Halle. Was sind deine Erinnerungen an die Anfangszeit?
Bayreuth war damals natürlich eine Umstellung. Ich war jung und das erste Mal von Zuhause weg. Ich kam dann mit meinem Vater zu den Verhandlungen nach Halle. Am Tisch saß der Vorstand der Bulls, unter anderem mit dem heutigen Präsidenten Daniel Mischner. Das Gespräch hat bei mir echt Eindruck gemacht. Alle waren super cool und locker drauf. Hier ist alles sehr entspannt, haben sie mir gesagt. Die Mannschaft sei cool, die Spieler hätten hier ein super Leben und viel Spaß. Und in der Tat, in den ersten Jahren in Halle stand auch ganz klar der Spaß im Vordergrund. Ich habe mich dann sehr schnell dazu entschieden, komplett nach Halle zu ziehen.

Von 2005 bis 2010 habe ich auch im Sommer dort gelebt, bin nur selten nach Köln gefahren, um meine Familie zu besuchen. Weißt du, ich habe das Cologne auf dem Bauch tätowiert. Ich liebe Köln. Und trotzdem ist Halle meine Heimat. Dorthin werde ich irgendwann auch mal wieder hin zurückgehen. Und wenn ich nur als Privatperson in die Stadt zurückkehre, um dort zu leben. Sieben Jahre in Halle sind eben sieben Jahre. Der Kontakt ist nie abgerissen.

Was fasziniert dich so an Halle?
Die Menschen sind gerade heraus. Es gibt nur schwarz oder weiß, kein grau. Entweder jemand mag dich oder nicht. Und das ist genau meine Mentalität. Menschen, die ich nicht mag, mit denen möchte ich mich auch nicht beschäftigen. Ich bin gerade und ehrlich heraus. Und so sind auch die Menschen in Halle. Ich habe dort noch immer sehr viele Freunde.

Verrate uns ein bisschen was über den Eishockeystandort Halle, so wie du ihn kennengelernt hast.
Für mich gehören die Bulls vom Potenzial her in die DEL2. Die Trainingsbedingungen sind sehr professionell. Man tut alles, damit die Spieler sich dort wohlfühlen. Die Wohnungen, das Umfeld - der Verein ist eine richtig gute Adresse im deutschen Eishockey.

Täuscht der Eindruck, oder hast du dich früher öfter auf dem Eis geprügelt als noch heute? Bist du ruhiger geworden?
Ich finde schon. Aber auch die Gegner haben sich verändert. Ich habe mich über all die Jahre so viel geprügelt, dass ich natürlich einen gewissen Ruf habe. Deshalb ist es schwierig, jemanden zu finden, der sich noch mit mir prügeln will. Wenn ich manchmal frage: Wie sieht es aus, wollen wir? Dann bekomme ich meist zu hören: Neee, lass mal, mit dir nicht, da hab ich keinen Bock drauf. Aber im Grunde genommen bin ich auch froh, dass es so ist. Früher, als ich noch jünger war, habe ich mich durchaus auch mal einfach grundlos geprügelt. Heute nur noch, wenn es wirklich notwendig ist.



Zwei Spiele gegen Halle - hast du dir schon einen Gegner ausgeguckt für eine Schlägerei?
(lacht) Das würde ich nie im Leben machen. Wobei … man sollte niemals nie sagen. Also sagen wir es so: Eigentlich könnte ich niemals auf ein Trikot schlagen, wo Saale Bulls draufsteht. Das käme grundsätzlich aus Respekt vor dem Verein und den Fans nicht in Frage.

Die Neuwieder Bären reisen mit einem Sonderzug nach Halle. Macht das die Sache zusätzlich besonders?
Unbedingt. Wir haben großartige Fans in Neuwied, die schon viel auf die Beine gestellt haben in dieser Saison. Der Sonderzug in meine Heimat nach Halle wird was Großes werden. Die Stimmung im Stadion wird sicherlich außergewöhnlich sein. Und vielleicht werden die Fans im Nachhinein noch besser verstehen, warum ich mich nicht nur in Neuwied, sondern auch in Halle sehr, sehr wohl fühle. Diese Auswärtsfahrt – das wird mein Tag.

Leider gab es in Eishockey-Deutschland zuletzt auch negative Schlagzeilen nach diversen Fanausschreitungen - unter anderem wurden auch Neuwieder Fans in Duisburg verletzt. Die Partie steht deshalb unter dem Zeichen „Eishockeyfans gegen Gewalt“.
Und das finde ich auch sehr wichtig. Ich war schockiert nachdem ich gehört hatte, was da etwa in Duisburg passiert ist. Ich habe das Mädchen danach auch gemeinsam mit unserem Teammanager Carsten Billigmann im Krankenhaus besucht. Es wäre eine Katastrophe, wenn sich solche Vorfälle wiederholen würden. Natürlich bin ich ein Freund von gesunder Härte auf dem Eis. Aber neben der Eisfläche darf es dafür keinen Platz geben. Ich bin mir sicher, die Fans aus Neuwied, Halle, Leipzig und wo immer sie am Samstag auch herkommen, werden ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen.

Abschließend dein Tipp – wie gehen die beiden Spiele aus?
Es ist bei uns ja derzeit schon wie verhext mit dem Tore schießen. Wenn wir die Köpfe frei bekommen und endlich wieder das spielen, was wir können, dann gewinnen wir das Heimspiel gegen Halle. In Halle wird es dann aber definitiv schwer.


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