Werbung

Nachricht vom 08.11.2014    

Karl Bruchhäuser - Zeichnungen und Aquarelle der Kriegsjahre

Im Haus des Gastes in Steimel fand am Samstag, 8. November, die Eröffnung der von der Bruchhäuser-Stiftung initiierten Kabinett-Ausstellung „2. Ansicht: Zeichnungen und Aquarelle der Kriegsjahre“ statt. Die Ausstellung im Haus Neitzert in der Lindenallee 10 in Steimel ist an jedem Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Feldpost mit Kunstwerken. Fotos: Wolfgang Tischler

Steimel. In Anwesenheit der Stiftungsmitglieder, des Stiftungsrates, des Kuratoriums, der Bürgermeister und Gemeinderäte sowie der Familie des Künstlers führte Prof. Dr. Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs a. D. in das Thema ein.

Verbandsbürgermeister Volker Mendel nannte Karl Bruchhäuser einen Künstler mit starker Handschrift, einen Individualisten, der selbstbestimmt sein Leben gelebt hat. Professor Weber bestätigte diese Einschätzung: Karl Bruchhäuser war kein Kriegsmaler, er stand der NS-Ideologie fern. Wohl deswegen musste er 1937 sein Kunststudium an der Düsseldorfer Kunstakademie abbrechen. Er wurde zur Wehrmacht einberufen, war zunächst an der Westfront in Frankreich, dann im Russlandfeldzug und geriet erst in amerikanische, dann in englische Gefangenschaft. Als 29-Jähriger kehrte er zurück.

Bruchhäuser war kein „offizieller“ Kriegsmaler, der propagandamäßig die gewollte Sichtweise des Krieges darstellte, um die Kampfmoral an der Front und in der Heimat zu stärken. Er zeichnete und malte, insbesondere nachdem er wegen einer Verwundung im Lazarett lag. Der Künstler hatte gebildete Vorgesetzte, die ihm Freiräume ließen. 225 Arbeiten sind überliefert, deren kleines Format ist wohl den Frontbedingungen geschuldet. Postkarten und Schreibhefte sind darunter. Die Bilder schickte der Soldat in kleinen Päckchen als Feldpost nach Hause. In den Motiven spielt Militärisches eher eine untergeordnete Rolle. Das Gros ist Menschen gewidmet, die leiden und idyllische russische Landschaften. Die farbenfrohen Aquarelle stehen dabei in einem auffallenden Kontrast zum Krieg.

Die Portraits zeigen russische Menschen nicht als Untermenschen, wie die Kriegspropaganda suggerierte, sondern Bruchhäuser zeigt das Leiden unter der Ausweglosigkeit des Krieges. Er beweist Interesse am Fremden und große Empathie. Auf der anderen Seite hält er Distanz. Er stellt Frauen, Kinder, Junge, Alte als Individuen dar, jedoch ohne Gesten mit auffallend statischem Ausdruck. „Die Arbeiten beweisen einen künstlerischen Wandlungs- und Reifeprozess“, meinte Professor Dr. Weber abschließend.



„Eindrucksvoll“ nannte auch Landrat Rainer Kaul die Exponate der Ausstellung. Er lobte die gute Idee, mittels einer Stiftung Gelegenheit für die Ausstellung der Bruchhäuser-Werke zu schaffen und er lobte die großartige Idee, immer wieder andere Werke aus der reichhaltigen Sammlung auszuwählen und in einer Ausstellung zu präsentieren. Er wünschte dem Haus Neitzert und der Ausstellung zahlreiche Besucher, weil Karl Bruchhäuser in Woldert zu Hause war und gern nach Steimel kam.

Die mit Bleistift oder Sepiatusche und Feder erstellten Zeichnungen, aquarellierten Zeichnungen und kleinen Aquarelle sind überwiegend im ersten Stock des Hauses Neitzert ausgestellt. Während die kleinen Landschaftsbilder Anmut ausstrahlen, wirkt eine Postkarte mit aquarellierter Zeichnung und der Aufschrift „Fröhliche Ostern aus Rußland“ aus heutiger Sicht karikaturistisch. Besonders anrührend ist ein kleines Aquarell mit dem Titel „Mutter mit totem Kind auf der Flucht“ in der Vitrine.

Die Ausstellung im Haus Neitzert in der Lindenallee 10 in 57641 Steimel ist an jedem Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Informationen unter www.bruchhäuser-stiftung.de. Helmi Tischler-Venter


Lokales: Puderbach & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Kultur


Buchtipp: "Raus aus dem Schlamassel" von Susanne Ihlow und Sabine Ramsperger

Dierdorf/Weyerbusch. Das Buch enthält 35 Kapitel Lebenserfahrung, ein Best-of der Themen, die die Coachees beschäftigen: ...

Kleinkunstbühne Neuwied feiert 20-jähriges Jubiläum mit vielseitigem Programm

Neuwied. Die Kleinkunstbühne Neuwied feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Den Auftakt des Jubiläumsjahres macht ...

Bürgerverein Scheuren plant Reise zu den Passionsspielen in Erl

Unkel. Seit über 400 Jahren führen Laiendarsteller in Erl, Tirol, die Passionsspiele auf. Alle sechs Jahre wird die Geschichte ...

Ein Winter auf Mallorca: Chopin und Sand im Lesekonzert

Neuwied. Im Winter 1838/39 reisten der Komponist Frédéric Chopin und die Schriftstellerin George Sand nach Mallorca, um dem ...

INFLAGRANTI unterstützt Jugendarbeit in Heimbach-Weis

Heimbach-Weis. Insgesamt 3.600 Euro konnte die Theatergruppe INFLAGRANTI während der Aufführungen ihres letzten großen Stücks ...

Kunstverein Linz feiert 15-jähriges Bestehen mit vielseitiger Ausstellung

Linz am Rhein. Der Kunstverein Linz am Rhein veranstaltet die jährliche Jahresgabenausstellung, bei der Kunstwerke von Künstlerinnen ...

Weitere Artikel


Kartenvorverkauf für Neujahrskonzert ist gestartet

Neuwied. Die Chorgemeinschaft „Sangesfreunde Altwied-Segendorf“ als Initiator, unterstützt durch den MGV Diana Vallendar, ...

Einmischen erwünscht: Mitbestimmen ist Demokratie

Neuwied. Die Wahllokale in den Rathäusern der Verbandsgemeinden und im Amalie-Raiffeisen-Saal der VHS der Stadt Neuwied sind ...

"Erpeler Brückenköpfe": Bund bewilligt Fördermittel

Erpel. Große Freude auch bei dem heimischen Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel, der sich auf Bitten des Erpeler Gemeinderates ...

Der Dierdorfer Uhrturm stand im Mittelpunkt

Dierdorf. Karl-August Heib vom Kulturkreis begrüßte in der Alten Schule viele interessierte Mitbürger, die an den Beiträgen ...

Durch Sekundenschlaf drei leicht verletzten Personen

Neustadt/Wied. Ein 25-jähriger Fahrzeugführer aus dem Großraum Neuss fuhr in einer lang gezogenen Linkskurve auf der A 3 ...

Hexen zeigten Kunst im Uhrturm Dierdorf

Dierdorf. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4c der Gutenberg-Schule mit ihrer Klassenlehrerin Helmi Tischler-Venter ...

Werbung