Windpark ist Besuchermagnet
Drei Fachreferenten stellten sich bei der Podiumsdiskussion „Energiewende und Tourismus“ den kritischen Fragen ihrer Zuhörer. Zwei Beispiele aus anderen Regionen belegten: Überlegt geplante Windparks stören die Touristen nicht. In einem Fall ist ein Energiefeld - im Hunsrück - sogar zu einem Besuchermagneten geworden.
Bad Hönningen. Ihre Lösungen zur Vereinbarkeit von Energiewende und Tourismus präsentierten die Experten, betonten aber auch: „Diese lassen sich nicht 1:1 auf andere Standorte übertragen“. Den ersten, „bleihaltigen“ Veranstaltungen zum Thema Windpark seien inzwischen „gepflegte“ Diskussionsplattformen gefolgt, freute sich Mahlert. Auf Rat der Bürgerschaft wurde die jüngste Podiumsdiskussion von dritter Seite moderiert: Peter Müller vom Altenkirchener Regionalbüro der Energieagentur Rheinland-Pfalz ließ die Fachreferenten zunächst ihre Sichtweisen erläutern, bevor sie mit den Zuschauern in die Diskussion einstiegen.
Aus Sicht eines Touristik-Fachmanns sprach Dr. Achim Schloemer, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz (RLP) Tourismus GmbH. Bei der Planung von Windparks (RLP) stünden touristische Aspekte oftmals noch nicht mit auf der Agenda. Er forderte, dass Tourismus und Energiewende gleichrangig berücksichtigt werden, denn: „Rheinland-Pfalz hat enormes landschaftliches Potenzial. Die stärksten Reisemotive Wandern, Radfahren und Kulturlandschafts-Erlebnis werden auch in Zukunft weiter zunehmen. Für den Tourismus als einer der wichtigsten Wirtschafts- und Standortfaktoren in RLP brauchen wir eine attraktive Landschaft“.
Schloemer legte Umfrageergebnisse verschiedener Institutionen vor, die den Einfluss von Windkraftanlagen auf Landschaftsbild und Fremdenverkehr dokumentierten. Deshalb gab er generell den Rat, realistische, glaubwürdige Visualisierungen von Windkraftanlagen vorzunehmen, um die Verträglichkeit eines Standortes genau abwägen zu können. Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Hohes Venn, beschrieb die Situation in „seinem“ Naturpark. Zu den bereits vorhandenen 120 Windkraftanlagen älteren Baujahrs seien weitere 60 Anlagen in Planung.
Auch Lembach brachte Zahlen zu einer im Naturpark durchgeführten Befragung von rund 1.300 Urlaubern mit. Laut dieser empfanden 59 Prozent die Windkraftanlagen als nicht störend. „Es gibt Standorte im Naturpark, wo noch Anlagen hin könnten, aber es gibt auch Standorte wie die ausgewiesenen „Eifel-Blicke“, wo ich sagen würde: lieber nicht!“, erklärte Lembach.
Der dritte Referent, Morbach’s Bürgermeister Andreas Hackethal, präsentierte die „Energielandschaft“: Ein ehemals militärisches Gelände, das heute zur Erzeugung von Erneuerbaren Energien genutzt wird. Mehr als 80 Prozent der Morbacher würden diese Energiepolitik unterstützen, sprach Hackethal auch über den touristischen Nebeneffekt. „45.000 Gäste aus 103 Ländern haben die Energielandschaft mit dem Informationszentrum besucht.“
In der Diskussionsrunde hakten die Gäste bei den präsentierten Umfragen nach. „Wenn man schon Menschen befragt, dann sollte das bei ihnen zu Hause geschehen, denn Entscheidungen fallen in der Regel im persönlichen Umfeld“, war Roland Kohler von der Bürgerinitiative Romantischer Rhein überzeugt. DEHOGA-Kreisvorsitzender Jürgen Hühner, der unweit des geplanten Windpark-Standortes (Bad Hönninger und Rheinbrohler Wald) ein Ausflugslokal hat, rechnet mit Einbrüchen im Fremdenverkehr: „Die Gäste der „Energielandschaft“ in Morbach kommen dorthin, um sich über die Anlage zu informieren. Das sind keine Gäste, die Naherholung suchen, wie bei uns!“
Wie reagiere wohl ein Rheinsteig-Tourist auf die Windkraftanlagen, hinterfragte Joachim Grohmann, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes. „Zeigen Sie den Gästen direkt vor Ort, wie es aussehen wird, dann bekommen Sie eine Antwort“, riet Schloemer. „Wir sind als Nachbargemeinde nicht involviert, aber leiden darunter“, meinte Ralf Lüdecke von der Bürgerinitiative „Naturpark leben zwischen Rhein und Wied.“ Im Gegensatz zum Gelände der „Energielandschaft“ sei der Naturpark ein „echter Rohdiamant“ und mit dem ehemaligen Militärgelände in Morbach nicht zu vergleichen. Auf die von Peter Sauermann (Stadtrat Bad Hönningen) gestellten Frage nach der Wertschöpfung antwortete Mahlert, dass diese noch zu verhandeln sei. Im Interessenbekundungsverfahren hätten sich drei Interessenten gemeldet. Mahlert versicherte noch einmal die Ergebnisoffenheit im gesamten Prozess. Über den Windatlas hinaus könne ein Windmess-Mast genauen Aufschluss über die Windhöffigkeit bringen. Doch das Geld für den Mast werde nur investiert, wenn grünes Licht zum Bau der Windkraftanlagen gegeben wird. Simone Schwamborn
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