Aquarellserie über das Leben im Westerwald: Künstlerischer Blick auf vergangene Zeiten
Von Regina Morkramer
Kahraman Güngör ist 27 Jahre alt und im Westerwald geboren und aufgewachsen. Seine familiären Wurzeln reichen in die Türkei, seine Identität und Prägung liegen jedoch in der Region. Wie er seine Heimat und deren Vergangenheit sieht, hält er aktuell in einer Aquarellserie über das ländliche Leben im Westerwald fest.
Region. Kahraman Güngör nimmt Alltagsmomente mit einer besonderen Aufmerksamkeit wahr: mit der Vertrautheit eines Einheimischen mit interkulturellen Wurzeln und einem bewussten Blick auf das, was Heimat bedeutet. Und Heimat, das ist für ihn der Westerwald. Er ist in Unnau groß geworden, hier lebt seine Familie und fühlt sich zu Hause. "Ich bin Westerwälder", erklärt der 27-Jährige, der mittlerweile in Koblenz wohnt, im Gespräch. "Genau wie meine Familie." Seinen Blick auf die Heimat und ihre Bedeutung für ihn verbindet Güngör mit seinem Hobby. Seit seiner Kindheit zeichnet er schon. "Für mich war das schon immer mein Ausgleich", erzählt er. "Früher habe ich mehr gezeichnet, Porträts zum Beispiel oder auch Haustiere, wenn die eine oder andere Auftragsarbeit dabei war. Ich habe aber vor allem immer das gemacht, was mir Spaß macht. Das Zeichnen hat bei mir als Hobby immer eine große Rolle gespielt."
Vor etwa drei bis vier Jahren kam das Malen dazu. "Mir geht es um den kreativen Ausdruck", betont Güngör. "Das hat sich bei mir so weiterentwickelt. Ich habe keine Kunst studiert, sondern mir alles selbst angeeignet. Für mich ist es kein Beruf, sondern ein natürlicher Teil meines Alltags und Ausdruck von Ruhe und Beobachtung." Beruflich ist er als Polizeibeamter tätig, ein Arbeitsumfeld, in dem vieles schnell und direkt geschehe. "In der Malerei entsteht das Gegenteil: Ruhe, Zeit und die Möglichkeit, hinzusehen, ohne reagieren zu müssen. Diese Balance macht das Malen für mich zu einem Ausgleich, nicht zu einer Alternative zum Job."
Geschichte und Malerei im Hobby vereint
Neben der Kunst interessiert sich Kahraman Güngör "für das, was mal war", wie er es ausdrückt. "Ich bin Geschichtsnerd. Da war es für mich naheliegend, meine beiden Leidenschaften und außerdem mein Heimatgefühl zusammenzubringen." Daraus entstanden ist eine Aquarellserie über den ländlichen Westerwald, die Szenen des dörflichen Lebens der 1950er und 60er Jahre darstellt - und zwar so, wie es in seiner Vorstellung existiert. Keine konkreten Orte, sondern typische Bilder aus Erinnerungen und Erzählungen: der Schmied bei der Arbeit, Frauen am Brunnen, Kinder auf dem Schulweg oder der Alltag im Winter. "Für mich ergibt sich eine Idee davon, wie es damals gewesen sein könnte. Und das halte ich in meiner Malerei fest. Besonders am Herzen liegen mir dabei einfache Motive, mit denen viele etwas verbinden können. Ich möchte diese Alltagsmomente hervorheben, in denen sich der Betrachter wiederfinden kann."
Mit seinen Bildern will Güngör auch etwas erschaffen, was von ihm bleibt. Seine Kunst hängt beispielsweise auch in dem Polizeipräsidium, in dem er arbeitet. "Wenn ich mal hier weg bin, bleibt nicht viel von mir oder meiner Arbeit. Aber meine Bilder, die bleiben wahrscheinlich ewig hängen. Das ist ein schöner Gedanke." Überhaupt merkt man im Gespräch immer wieder, dass keinesfalls der kommerzielle Gedanke hinter Güngörs Kunst steckt. "Ich würde die Menschen mit meinen Bildern gerne dazu anregen, selbst kreativ zu werden. Für mich hat das Zeichnen und Malen von frühester Kindheit so eine große Bedeutung - es ist einfach eine andere Art Ausgleich für den Kopf als beispielsweise Sport. Eine andere Art von Befriedigung." Ob Malen, Stricken, Töpfern, Fotografie: Güngör ruft jeden dazu auf, einfach mal über den eigenen Schatten zu springen und sich kreativ auszuprobieren, "ohne gleich den Anspruch an Perfektion zu haben. Das gibt einem so viel. Und oft findet man über den kreativen Ausdruck erst so richtig, was einen selbst ausmacht."
Wer mehr von Kahraman Güngörs Bildern sehen möchte, findet diese auf seiner Instagram-Seite.
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