Doppelmord in Bad Breisig: Das unendliche Leiden der Angehörigen
Von Wolfgang Rabsch
In dem aufsehenerregenden Prozess vor dem Schwurgericht des Landgerichts Koblenz ist nach drei aufreibenden Verhandlungstagen nun eine fast dreiwöchige Unterbrechung eingetreten: Zeit, um erste Erkenntnisse zusammenzufassen. Der nächste Fortsetzungstermin ist auf den 12. Juni terminiert.

Einverständnis der Familie des Opfers veröffentlicht).
Koblenz. Die Staatsanwaltschaft legt der 51-jährigen Angeklagten und dem 41-jährigen Angeklagten in zwei Fällen jeweils gemeinschaftlichen Mord in Tateinheit mit gemeinschaftlichem Raub mit Todesfolge zur Last. Die Tötung der beiden Geschädigten sollen die Angeklagten jeweils aus Habgier, heimtückisch, sowie zur Ermöglichung einer anderen Straftat begangen haben. Den Angeklagten wird vorgeworfen, einen 61-Jährigen und einen 28-jährigen Mann in ihr Haus in Bad Breisig gelockt zu haben und sie dort gefesselt, misshandelt und anschließend mit einem Vorschlaghammer und einem Fäustel erschlagen zu haben. Die Leichen der beiden Männer transportierten die Angeklagten gemeinsam anschließend in einer Holzkiste zu einem Maar in der Eifel, entzündeten dort die Holzkiste, wodurch beide Opfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannten. Auf dem Weg zum “Rodder Maar“ bei Niederdürenbach hätten die Angeklagten mit beiden Leichen im Kofferraumeinen Halt bei „Burger King“ eingelegt, um sich mit Burgern zu versorgen.
In einer tränenreichen Erklärung, die der Angeklagte von einem vorbereiteten Papier ablas, gestand er, dass er die beiden Männer zwar getötet habe, dies aber nicht geplant gewesen sei. Aufgrund von heftigen Diskussionen im Vorfeld, die im Keller des Hauses stattfanden, habe er die Nerven verloren und beide Männer erschlagen. Seine Freundin sei in beiden Fällen nicht dabei gewesen, habe aber gewusst, dass er die Männer getötet hatte. Sie habe ihm beim Entfernen der Blutlachen im Keller geholfen, nachdem sie gemeinsam in einem Drogeriemarkt in Bad Breisig Reinigungsmittel gekauft hatten.
Die Kuriere hatten vom Prozessauftakt berichtet, in dem Artikel sind weitergehende Einzelheiten zum Verlauf der Verhandlung nachzulesen.
Die unerträglichen Leiden der Familien
Im folgenden Hauptverhandlungstermin sagten Angehörige beider Opfer aus. Die Aussagen waren für sie aufwühlend und führten sie emotional an ihre Grenzen. Zunächst sagte der Sohn des 61-Jährigen aus, dass sein Vater an Schizophrenie gelitten und Wahnvorstellungen gehabt hätte und deshalb große Probleme in der Familie entstanden wären. So gab er unter anderem an, dass er Rechtsanwalt sei und über sehr gute Beziehungen in das englische Königshaus verfügen würde.
Die Schwester des ermordeten 28-Jährigen schilderte sehr emotional, mit stockender Stimme und mehrmals von Tränen übermannt, welche gravierenden Auswirkungen der Tod ihres Bruders auf die Familie und das ganze Umfeld mit sich gebracht habe. Durch die Ermordung ihres Bruders wären mehrere berufliche Existenzen zerstört worden.
Ebenso dramatisch und hochemotional verlief die Aussage der Lebensgefährtin des Getöteten 28-Jährigen. Sie könne nicht akzeptieren, dass ihr durch den brutalen Mord die wichtigste Person in ihrem Leben genommen wurde. Sie sei an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt und befinde sich in psychologischer Behandlung.
Der Vater des Ermordeten 28-Jährigen leidet ebenfalls stark unter dem Tod seines Sohnes. Er erklärte, dass er seitdem keine ruhige Minute mehr finden könne, selbst die Einnahme von Medikamenten und eine psychiatrische Behandlung würden nichts bringen. Nachdem sein Sohn ihm noch zu Lebzeiten berichtet hatte, dass er im Streit mit dem Angeklagten geraten sei, weil er die Renovierungsarbeiten nicht ordnungsgemäß ausgeführt habe, hatte er ihm untersagt, alleine in dem Haus in Bad Breisig weiterzuarbeiten.
Große Hilfe durch den “Weissen Ring“
Der Verfasser dieses Artikels kam mit dem Bruder des 28-jährigen Opfers telefonisch in Kontakt, nachdem die Vertreterin der Nebenklage, Opferanwältin Dr. Dagmar Schorn, dies angefragt hatte und der Bruder sein Einverständnis zu dem Gespräch erklärte. Dieser fasste kurz zusammen, dass sich die Situation für alle Angehörigen nicht verändert habe und alle noch traumatisiert seien. Er gab sein Einverständnis zur Veröffentlichung von Fotos seines Bruders, die dem Kurier zugesandt wurden. Über den vertraulichen, sehr persönlichen Inhalt des Gesprächs wurde Stillschweigen vereinbart. Weiterhin möchte sich der Bruder von ganzem Herzen bei den Ehrenamtlichen vom “Weissen Ring“ bedanken, die ihnen in der schweren Zeit beistehen und geholfen haben, das fürchterliche Geschehen zu realisieren. In der Hilflosigkeit und Verzweiflung der Familie stand der “Weisse Ring“ ihnen zur Seite und begleitet sie auch noch heute.
Der Bruder war weiterhin damit einverstanden, an dieser Stelle zu erwähnen, dass er bei dem Spendenportal “GoFundMe“ eine Spendenaktion ins Leben gerufen habe, deren Spenden dem sechsjährigen Sohn seines Bruders zugutekommen sollen.
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