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Pressemitteilung vom 15.04.2025    

Konflikt um Windkraft: Naturschutzverbände kritisieren Pläne in Hachenburg

In Hachenburg sorgt der Ausbau von Windkraftanlagen für heftige Diskussionen. Die Naturschutzinitiative (NI) und der Naturschutzbund (NABU) sehen die Pläne der Verbandsgemeinde kritisch. Sie warnen vor den Folgen für Mensch und Natur.

Hartenfelser Kopf: Windkraftanlagen, so weit das Auge reicht (Foto: Harry Neumann/NI)

Hachenburg. Die Verbandsgemeinde (VG) Hachenburg plant, weitere Windkraftanlagen in ihren großen Wäldern und Schutzgebieten zu errichten. Der NABU Kroppacher Schweiz und die Naturschutzinitiative (NI) kritisieren diese Vorhaben scharf. Um den Ausbau zu ermöglichen, sollen zwei neue Potenzialflächen als Sondergebiete für Windkraftanlagen geschaffen und ein bestehendes Gebiet erweitert werden.

Die Potenzialfläche 2 liegt nordöstlich des Wiedtals, grenzt an Hachenburg und erstreckt sich über die Höhe "Hinterer Kopf" bis zum Windpark am "Hartenfelser Kopf". Diese Fläche befindet sich größtenteils im Vogelschutzgebiet Westerwald. Laut den Naturschutzverbänden würde der Bau von Windkraftanlagen hier das größte zusammenhängende und naturnahe Waldgebiet der Verbandsgemeinde zerstören. Geschützte Tierarten wie Wespenbussard, Baumfalke, Schwarzstorch sowie Schwarz- und Rotmilan seien gefährdet. Besonders betroffen wäre der seltene Sperlingskauz, die kleinste heimische Eule. "Der Bau von Windkraftanlagen würde die Regeneration des Waldes beenden, das Gebiet fragmentieren und unwiederbringlich in seiner Funktionsfähigkeit zerstören", so Carola Pfeiffer vom NABU Kroppacher Schweiz und Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI.

Vogelzugbarriere im Vogelschutzgebiet
Ornithologe Wolfgang Burens von der NI hebt hervor, dass durch die geplanten Anlagen eine mehrere Kilometer lange Barriere für den Vogelzug entstehen würde, nur etwa drei Kilometer nördlich der Westerwälder Seenplatte, dem wichtigsten Zugvogel-Rastplatz mit landesweiter Bedeutung. Die Naturschutzverbände begrüßen jedoch, dass die Potenzialfläche 1 aufgrund ihrer Nähe zur Westerwälder Seenplatte bereits aus der Planung genommen wurde.

Naturschädliche Vorhaben
Mit der Realisierung der Potenzialfläche 4 wäre die Zerstörung eines weiteren großen, naturnahen Waldgebietes verbunden, das sich bis in die Landkreise Altenkirchen und Neuwied erstreckt. Auch hier brüten viele Vogelarten, die durch Windkraft gefährdet wären. "Ein solches Vorhaben ist eine Versündigung an der Natur", erklärte Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI. Die Laubwälder sind Heimat vieler Spechtarten, Eulenarten, der Waldschnepfe, Wildkatze und Fledermäuse. Zudem ist dieser Wald mit dem Naturdenkmal "Felsgruppe Beilstein" ein wichtiges Naherholungsgebiet.



Keine Erweiterung im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet
Die Potenzialfläche 3 stellt eine Erweiterung des bestehenden Windparks "Hartenfelser Kopf" bei Höchstenbach dar und liegt im Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet "Unterwesterwald bei Herschbach". Laut den Verbänden sei dieses Gebiet durch die bestehenden Windkraftanlagen bereits maximal belastet. Harry Neumann und Carola Pfeiffer betonen, dass zum Schutz der Biodiversität die für den Natur- und Artenschutz bedeutsamen Bereiche freigehalten werden müssen.

Keine Vereinbarkeit mit der Landesplanung
Die Landesregierung hat Ausschlussflächen für Windenergie festgelegt, die als Schwerpunkträume für den Artenschutz gelten. Die Potenzialflächen der VG Hachenburg liegen jedoch größtenteils in solchen Ausschlussflächen. "Alle diese Flächen sind schon 2011 aus Artenschutzgründen ausgeschlossen worden", erklären die Verbände. Eine weitere Ausweitung der Windkraft würde einer rechtlichen Prüfung unterzogen, so Harry Neumann.

Die Naturschutzverbände weisen darauf hin, dass bereits rund 1,7 Prozent der VG als "Sondergebiet Windenergie" ausgewiesen sind. Die geplante Erweiterung um 635 Hektar würde den Bau auf einer dreimal so großen Fläche erlauben. "Das wäre das Ende der Westerwälder Landschaft im Großraum Hachenburg, wie wir sie kennen", mahnen die Naturschützer. (PM/Red)



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