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Nachricht vom 06.10.2022    

Wandertipp nicht nur für Bergbaufans: der Grubenwanderweg in Brachbach

Von Katharina Kugelmeier

Themenwanderwege gibt es mittlerweile viele, ein besonderer Themenwanderweg, der seinem Namen alle Ehre macht, ist der Grubenwanderweg in Brachbach. Auf rund elf Kilometern führt die Hauptstrecke an mehr als 30 ehemaligen Erz- und Schiefergruben entlang und unzählige Infotafeln bringen Wandernden die Geschichte des Bergbaus näher.

Der Grubenwanderweg in Brachbach ist ein echtes Highlight der Region. (Foto: Christoph Bätzing)

Brachbach. Wandern wird auch als heimatnahes Hobby immer beliebter. So gibt es mittlerweile unzählige Wanderwege mit besonders klingenden Namen. Der Grubenwanderweg in Brachbach hat sich in der Namensgebung auf das wesentliche beschränkt, aber kaum ein Weg hat die Bezeichnung “Grubenwanderweg“ so verdient wie dieser. Die Ausstattung mit liebevoll hergerichteten und restaurierten Stollenmundlöchern, Ausstellungsstücken, Transportmitteln, Erläuterungstafeln und kulturhistorischen Objekten sowie hinreichenden Ruheoasen, ist schlichtweg einzigartig in ihrer Form.

Mehr als 30 frühere Erz- und Schiefergruben liegen an der Hauptstrecke des Grubenwanderwegs, welchen man mit einer rund viereinhalb Kilometer langen Schleife erweitern kann. Sogar ein Besucherbergwerk eines Schieferstollens erwandert man an der Strecke, welches zwischen Mai und Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 10.30 Uhr und 12 Uhr besichtigt werden kann. Auch Sonderführungen sind in diesen Monaten nach Voranmeldung beim Heimatverein Brachbach möglich.

(Foto: Christoph Bätzing)

Start des Grubenwanderwegs ist der Zechenwaldplatz in Brachbach. Wer mit der Bahn anreist, kann auch an der Siegbrücke Bullenkampstollen in die Tour einsteigen. Wir beschreiben hier die Streckenführung ab Zechenwaldplatz. Anhand schwarzer Tafeln mit dem klassischen Bergbausymbol von Eisen und Schlägel sowie gelbem Text kann man die Strecke der Wanderung nicht verfehlen. Im Zentrum des Zechenwaldplatzes, vor dem nachgebauten und noch heute genutzten Backes, begegnet man auch direkt dem ersten “Bergbau-Ausstellungsstück“, einem beladenen Erzzug. Auf der Zechenwaldstraße in Richtung Osten führt rechts des Waldwegs ein Pfad zum Bach hinunter. Hier ist auch der erste Stolleneingang zum ”Waldstollen“, welcher mit richtigem Namen Zeche Tiefer Stollen heißt. Das aus seinen 2.000 Meter Tiefen fließende Wasser hat einen besonders hohen Eisen- und Mangangehalt, was man an den roten und schwarzen Ablagerungen am umliegenden Gestein erkennen kann.

Ein Stück weiter und rechts über ein Wiesengelände kommt man zum nächsten Bergbauort, dem restaurierten Stollenmundloch der Grube Kleesalig. Über den Aligsweg geht es zurück zum Zechenwaldplatz und über diesen hinweg. Am Ende sieht man auf der rechten Seite ein Stollenmundloch eines früheren Luftschutzbunkers. Über den Erzweg und die Bergstraße führt der Grubenweg nun weiter in Richtung Bahnhof. Vorbei an Gärten und der St. Josef Kirche, welche aus heimischen Bruchsteinen gemauert wurde, erreicht man das Heimathaus, an welchem nahezu das gesamte Dorf tatkräftig restauriert. Über einen Fußweg bergab kommt man schließlich zur Siegbrücke, an welcher diejenigen, die mit der Bahn anreisen, auf den Weg stoßen.

(Foto: Christoph Bätzing)

Statt die Siegbrücke zu überqueren, wandert man über den Waldweg entlang der Sieg, wo man schon nach wenigen Metern auf das vor einigen Jahren aufwendig neu hergerichtete Stollenmundloch des Stollens Bullenkamp stößt. Im Bergbau-Jargon sagt man übrigens nicht hergerichtet, sondern aufgewältigt. Wer einen Blick in den Stollen wagt, sieht hier einen Ausbau mit klassischen Türstöcken. Weiter dem Lauf der Sieg bis zum Wasserwerk folgend, biegt man an diesem rechts ab und kommt im Tal zum Ecker Grundstollen, welcher früher das vorher passierte Wasserwerk speiste. Kaum das Tal erreicht, geht es gleich wieder bergauf durch einen schönen und im Sommer Schatten spendenden Buchenwald. Vor den ersten Häusern erwartet einen dann auch schon der Findlingsbrunnen, welcher mit dem Bergwasser des am Ende der Treppen liegenden Findlingsstollens gespeist wird. Das Stollenmundloch dieses Stollens wurde ebenfalls, wie die meisten entlang des Grubenwegs, liebevoll aufgewältigt. Dazu wurde Schiefer aus dem Stollen Josefsglück verwendet, an welchem man im weiteren Verlauf ebenfalls vorbei wandert und der ein Besucherbergwerk beheimatet.



Im weiteren Verlauf des Wanderwegs passiert man noch einige weitere Stollen, über welche man Wissenswertes auf den vielen Infotafeln erfahren kann. An der Grube Apfelbaumerzug stößt man auf die Abzweigung der Verlängerungsschleife in orange, welche über knappe fünf Kilometer durch den Höhenwald mit tollen Aussichten führt und am Speckberg wieder auf den Hauptwanderweg stößt. Wer diese Verlängerung wählt, kommt ebenso an Gruben und Pingen (Vertiefung der Landschaft durch Bergbauarbeiten, Achtung: gefährlich durch Einsturzgefahr) vorbei wie auf dem Hauptwanderweg. Einzig das Besucherbergwerk, welches für den einen oder anderen Wanderer ein unverzichtbares Highlight darstellen kann, wird durch die Verlängerung nicht adäquat “ersetzt“. Die Anzahl der erwanderten Gruben ist auf beiden Strecken jedoch ähnlich.

(Foto: Christoph Bätzing)

Am Speckberg, dem höchsten Punkt des Hauptwanderwegs, laden schließlich ein paar Bänke zu einer wohlverdienten Rast ein. Etwas mehr als die Hälfte der Strecke hat man nun auch schon geschafft. Der Speckberg hat auch noch eine weitere Besonderheit: An ihm laufen sternförmig fünf Wanderwege zusammen. Wer die Schilder betrachtet, findet vielleicht eine Inspiration für eine nächste Wanderung. Durch einen Buchenhochwald kommt man dann zu den Gruben Abendsonne und Abendstern. In weiterer Folge sieht man im Talkessel des Wernsbergtals unverkennbar die Überreste der früheren Bergbautätigkeit, Stollen, Halden und sogar eine Erzwaschanlage. Etwas später biegt man links auf einen steil abfallenden Waldweg ein, an dessen Ende die Schiefergrube Morgenrot liegt. Diese ist eine der letzten erhaltenen Schieferhalden Brachbachs.

(Foto: Christoph Bätzing)

Von Grube zu Grube führt der Weg immer weiter, bis man zum Brunnen des Venus-Charlotten Stollens kommt. Das Wasser dieses Brunnens ist echtes Grubenwasser. Von hier aus kann man einen lohnenswerten Abstecher zum Aussichtspunkt “Schöne Aussicht“ machen, welcher einen knappen Kilometer entfernt und hoch über Brachbach liegt. Zurück auf dem Grubenwanderweg geht es an Schieferhalden vorbei und durch den Wald zum Adolfsstollen, welcher mit einem kleinen Teich wie ein Ort aus einem Märchenbuch anmutet. Weiter talwärts kommt man an weiteren Teichen vorbei, welche als Fischteiche allerdings größer als der vorherige sind. Immer weiter bergab kommt man schließlich zu einem Wanderparkplatz an der Sieg, welcher sich auch als Startpunkt eignet. Jetzt folgt nur noch das letzte Wegstück zurück in den Ort. Im ältesten Teil Brachbachs wartet dann als letztes Highlight ein Bergmannsdenkmal auf die Wandernden, welches der Heimatkünstler Josef Christ zur Erinnerung an die langjährige Tradition des Bergmannsdorfs Brachbach geschaffen hat.

Der Grubenwanderweg ist wirklich ein ganz besonderer Wanderweg, der seinem Namen alle Ehre macht. An so vielen Gruben, Stollen und Brunnen wie hier führt kaum ein Wanderweg vorbei. Die meisten Stollenmundlöcher und Erinnerungsstücke sind liebevoll hergerichtet und mit spannenden Infotafeln versehen. So ist die Wanderung nicht nur eine Reise um Brachbach, sondern auch in die vergangenen Zeiten des Bergbaus. Abgerundet wird die Wanderung durch abwechslungsreiche Landschaften und wunderschöne Ausblicke. Durch die Distanz und auch teilweise steilen Abschnitte ist eine solide Grundkondition von Vorteil. Kinder, welche längere Wanderungen gewohnt sind, werden mit vielen spannenden Entdeckungsmöglichkeiten belohnt. Verpflegung und ausreichend Getränke sollte man auf jeden Fall im Rucksack dabeihaben. Außerdem ist festes Schuhwerk ein Muss.


Tour-Informationen:

Art: Rundweg
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 10,8 km (Verlängerungsschleife “orange“ von 4,6 km)
Dauer: 4 Stunden (ohne Verlängerung)
Steigung: circa 320 Höhenmeter (ohne Verlängerung)
Familiengeeignet: bedingt, da weite Strecke
Beschildert: Ja
Beschaffenheit: überwiegend gut begehbare Wege
Besonderheit: Grubenwanderweg
Startpunkt: Parkplatz Zechenwaldplatz (Zechenwaldplatz, 57555 Brachbach)
Zielpunkt: wie Startpunkt

Download GPX-Datei & weitere Infos

Verlängerungsschleife “orange“


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