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Nachricht vom 18.07.2022    

Werkhausen: Kampagne „Landwirtschaft, die Werte schafft“ nimmt Arbeit auf

Die Landwirtschaft im allgemeinen, also auch die in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied, wird seit Jahren in eine Ecke gestellt, in die sie einfach nicht hingehört. Eine neue Initiative soll helfen, die in vielen Jahren entstandenen Diskrepanzen zwischen ihr und vielen gesellschaftlichen Akteuren abzubauen.

Die Kampagne ist gestartet: Die Teilnehmer der Gesprächsrunde in Werkhausen hoffen auf einen guten Verlauf. (Foto: vh)

Werkhausen. Der Slogan ist erklärend und einprägsam: „Landwirtschaft, die Werte schafft. Regional hingeschaut“ ist der Titel einer Kampagne, die in den nächsten knapp 18 Monaten (also bis Ende des Jahres 2023) in den Leader-Regionen Westerwald-Sieg, Raiffeisen-Region und Rhein-Wied die Gesprächsgrundlage bilden soll, damit sich Landwirtschaft auf der einen und viele andere gesellschaftliche Gruppierungen auf der anderen Seite besser verstehen lernen und im günstigsten Fall Ressentiments hüben wie drüben abgebaut werden. Das Projekt, für das Kosten in Höhe von 211.344 Euro ermittelt wurden, wird komplett über das Leader-Programm der Europäischen Union, mit dem seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden, finanziert und von der Agentur Cyrano Kommunikation GmbH (Münster) begleitet. Zur Leader-Region Westerwald-Sieg zählen die Alt-VG Altenkirchen sowie die VGs Hamm, Wissen, Betzdorf (und nun auch Gebhardshain, zunächst dem Westerwald angehörig), Kirchen und Daaden-Herdorf, zur Raiffeisen-Region die Alt-VG Flammersfeld sowie die VGs Dierdorf, Puderbach, Asbach und Waldbreitbach-Rengsdorf (beide ehemals Rhein-Wied). Die ehemalige Region Rhein-Wied löste sich für die neue Förderperiode (2023 bis 2029) auf, so dass die ehemaligen weiteren Mitglieder, die VGs Unkel, Linz und Bad Hönningen, nunmehr bei Rhein-Ahr zuhause sind.

„Wir suchen den Dialog“
„Wir wollen ein stärkeres Bewusstsein für landwirtschaftliche Themen in der Region schaffen“, erläuterte Mitorganisator Mario Orfgen bei der Präsentation des Vorhabens am Werkhausener Dorftreff am späten Montagnachmittag (18. Juli). „Dafür suchen wir den Dialog. Mit der lokalen Bevölkerung, der Politik und den Verbänden wollen wir über die Landwirtschaft in der Region ins Gespräch kommen. Wir werden keine Vorhaltungen machen.“ Es gelte, alle Befindlichkeiten in eine Waagschale zu werfen, um gegenseitiges Verständnis zu erreichen. Die Initiative agiere als loser Zusammenschluss, ohne Vorstand und verbandsunabhängig, „etwaige Entscheidungen werden auf kurzem Weg getroffen. Jeder kann kommen und einsteigen, wann immer er will“, appellierte er an seine über 500 Kollegen in der Region, sich dem Interessenverband anzuschließen - trotz eines vagen Schimmers der Einstellungsumkehr in der Bevölkerung angesichts des Ukraine-Krieges und der damit aufgeworfenen Frage einer möglichen Lebensmittelknappheit.

Fünf freiwillige Sprecher
Orfgen, der in Werkhausen einen Milchvieh- und Ackerbaubetrieb führt, ist einer von fünf Sprechern, die nicht gewählt wurden, sondern sich einfach aus freien Stücken in den Dienst der Sache gestellt haben. Zu dem Quintett zählen noch Marion Schmitz (Dattenfeld/Milchkuhhaltung, Kartoffelanbau), Bernhard Höfer (Hövels-Obergüdeln mit Milchviehhaltung und Ackerbau), Doris Fey (Kescheid mit Milchviehhaltung und Ackerbau) sowie Michael Hassel (Breitscheidt-Unterschützen mit biologischem Ackerbau).

Im Fokus: Wertschöpfung in der Region
Um Einblicke in den landwirtschaftlichen Alltag zu geben und für Verbraucher Berührungspunkte zu schaffen, sollen größere Events sowie Informations- und Dialogveranstaltungen mit Kunden und unterschiedlichen Interessengruppen organisiert werden, wie Sebastian Hollekamp von Cyrano erläuterte. Vieles werde sich um die landwirtschaftliche Wertschöpfung in der Region drehen. Dabei solle es auch um Aspekte wie Tierwohl, Klima-, Umwelt- und Naturschutz sowie den Wert der landwirtschaftlich geprägten Landschaft für den Tourismus gehen. „Wer sind die Landwirte in der Region und was passiert hinter den Kulissen?“, nannte Hollekamp nur zwei Fragen, die es zu beantworten gelte. Darüber hinaus sollten die Landwirte befähigt werden, selbst aktiv zu werden. Schließlich soll zum Ende der Initiative erreicht worden sein, dass Netzwerke „viel umfangreicher geworden sind“ und dass die Landwirte den gesamten Prozess selbstständig fortführen könnten. „Es soll etwas Kontinuierliches entstehen“, fügte er an.



Konfrontation und Unwissenheit
In einer Statementrunde hatten die fünf Sprecher zuvor auf interessante Aspekte aufmerksam gemacht. Fey beispielsweise lobte die außerordentliche gute Zusammenarbeit mit der ADD und dem Mainzer Landschaftsministerium bei der Geburt des Projektes, das bei der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld als Förderträger angedockt ist. Darüber hinaus legte sie großen Wert auf den Einsatz heimischer Futtermittel, die in Sachen Dünger die Kreislaufwirtschaft garantierten. Hassel bezifferte die Gesamtfläche, die auf den Ackerbau entfalle, mit 20 und die, die Viehhalter nutzten auf knapp 70 Prozent. In der Region gebe es zu wenig Verarbeitungsbetriebe, kritisierte Höfer und stellte in einem Atemzug die Wirtschaftskraft der Betriebe heraus. „Viele sind Mittelständler und teils mit vielen Mitarbeitern, wichtige Partner vor- und nachgelagerter Betriebe“, erläuterte er und nannte als einen wichtigen Grund für die über Jahre angewachsene Diskrepanz: Die Betriebe hätten sich von den Dorfzirkeln immer weiter entfernt, „die Leute wissen nichts mehr von uns. So entsteht Konfrontation durch Unwissenheit.“ Schmitz knüpfte die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus, wobei „mehr Touristen auch mehr Probleme bedeuteten“. Wander- und Radwege führten gleichermaßen durch die Landschaft und durch die Landwirtschaft. Der Westerwald sei dank seiner Topografie und seiner Natur eine „tolle Landschaft“. Auch für sie galt: „Wir müssen mit allen ins Gespräch kommen.“

Große Vielfalt des Projekts einzigartig
„Die große Vielfalt des Projekts ist schon einzigartig. Westerwald und Landwirtschaft gehören untrennbar zusammen. Der Austausch muss nun forciert werden“, stellte Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld heraus, über die der administrative Part für die Bewilligung der Finanzierung abgewickelt worden war. Es müsse auf jeden Fall ein Selbstläufer werden. Sein Kollege Volker Mendel, an der Spitze der Verbandsgemeinde Puderbach stehend, betonte, dass „Landwirtschaft Landschaftspflege ist“. Er freute sich, dass eine Förderung von 100 Prozent gewährt worden sei, „bei drei Leader-Regionen nicht immer selbstverständlich“, und dass die ADD das Projekt 1:1 übernommen habe.

Dem Netzwerk beitreten
Landwirte aus den Leader-Regionen, die das Projekt unterstützen möchten, erhalten auf der Website „www.landwirtschaft-die-werte-schafft.de" ausführliche Informationen und können sich über sie mit wenigen Klicks dem Netzwerk anschließen. Sie können unter anderem an Schulungen zur Steigerung der Öffentlichkeitsarbeit teilnehmen, um den Wert ihrer Arbeit wirksam nach außen zu tragen. Eine abschließende Zahl: Jährlich produzieren deutsche Landwirte Nahrungsmittel im Wert von 50 Milliarden Euro und sorgen so für eine gesicherte Lebensmittelversorgung. (vh)



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