Autos, Balkone, Fahrräder: Deshalb ist im Sommer alles gelb
Wenn das Frühjahr und der Sommer vor der Tür stehen, verbessert sich die gute Laune schlagartig. Endlich wieder Sommerkleidung, endlich keine Müdigkeit mehr aufgrund der ewigen Dunkelheit. Doch so manche Nachteile bringt die warme Jahreszeit mit sich, ganz besonders Pollenallergiker sind betroffen. Während sich Asthmatiker mit dem bewährten Berodual Spray behelfen können und so wenigstens für freie Atemwege sorgen, sind Autos, Balkone, Terrassen und Fahrräder hilflos der gelben Invasion ausgesetzt. Doch es scheint, als wäre 2022 deutlich intensiver als all die Jahre zuvor, nur woran liegt das?
Ein Sandsturm aus Blüten – wenn die Welt gelb wird
Ein Blick aus dem Fenster erinnert an das Bild nach einem Sandsturm. Die gesamte Umwelt ist mit einem gelben Film überzogen, auf dem Auto bildet sich eine klebrige Schicht, die Wäsche auf dem Balkon kann gleich zur nächsten Runde in der Waschmaschine antreten. Der Deutsche Wetterdienst hat bereits bestätigt, dass das Phänomen 2022 besonders intensiv ausfällt. Schuld daran ist unter anderem das Wetter, denn die Hitze kam abrupt und brachte zugleich starken Wind mit sich.
Die Pollen werden so noch besser aus den Bäumen geweht und direkt in die Atmosphäre geschleudert. Urheber sind vorwiegend Fichten, die besonders große Pollen aufweisen. So entsteht einerseits eine deutliche Sichtbarkeit und andererseits können sich die lästigen Plagegeister optimal konzentrieren und für Anhäufungen sorgen. Der Wind trägt dann seinerseits die Pollen weiter.
Nicht nur Allergiker sind von Blütenstaub betroffen
Die gelbe Last ist aber nicht nur für Allergiker eine Herausforderung, auch Nicht-Allergiker können schon allein aufgrund der großen Masse beeinträchtigt werden. Was dort eingeatmet wird, ist Staub und der kann, die Lunge auch dann reizen, wenn keine grundsätzliche Allergie dafür verantwortlich ist. 12,13 Millionen Menschen zählten sich selbst 2021 zu den Allergikern, längst nicht alle davon leiden wirklich unter einer Allergie.
Bei solch großen Pollenmengen wie 2022 sind auch jene betroffen, die sonst ohne Schwierigkeiten durchs Frühjahr kamen. Aus der Wohnung lassen sich die gelben Pollen mit dem Staubsauger entfernen, idealerweise wird dazu ein geeigneter Filter verwendet. Um sie am Eindringen zu hindern, hilft es, die Fenster mit pollendichten Fliegengittern zu schmücken. Das hält nicht nur Blütenstaub fern, sondern lädt gleichzeitig auch stechende Plagegeister aus.
Auto nicht in Gefahr – gelber Blütenstaub nervig, aber nicht gefährlich für den Lack
Viele Autobesitzer hoffen auf den Regen, um die schmierige gelbe Schicht vom Auto zu entfernen. Doch der TÜV-Süd warnt vor zu langem Warten. Zwar sind die Pollen nicht so aggressiv wie Vogelkot, doch wenn sich der gelbe Film mit Sand oder Schmutzpartikeln vermischt, kann der Lack einen Schaden davontragen. Beim Abwaschen entstehen dann Kratzer, die im empfindlichen Lack sichtbar zurückbleiben.
Der TÜV rät dazu, das Auto im vierzehntägigen Rhythmus zu reinigen, idealerweise mit einem Hochdruckreiniger. So können die feinen Partikel einfach abgespült werden. Wichtig sei dabei, dass die Düse einen Mindestabstand von 30 cm nicht unterschreitet. Auch halten es die Experten für wichtig, dass kein Frostschutzmittel, sondern ein Scheibenreiniger für den Sommer genutzt wird. Nur so kann verhindert werden, dass sich ein klebriges Gemisch bildet, was die Scheiben verschmiert.
Fichte als Urheber für die gelbe Flut
In den letzten Jahren traten gelbe Schmierfilme regelmäßig auf, dennoch hat es den Anschein, dass 2022 eine Zunahme erfolgt ist. Daran ist die Fichte schuld, die dieses Jahr ein sogenanntes Mastjahr hat. Die Bäume produzieren in solchen Jahren mehr Pollen als sonst, durch die Wetterlage werden sie dann optimal verteilt. Um ihre Fortpflanzungschancen zu verbessern, blühen Bäume meist synchron.
Über den Wind werden dann andere Bäume bestäubt. Ein solch windbestäubter Baum versucht, mit großen Mengen Pollen seine Gene weiterzugeben, immer in der Hoffnung, dass sich diese mit anderen Bäumen paaren. Zwischen den einzelnen Blütenphasen der Fichte liegen meist Pausen von mehreren Jahren. Doch die Zahl der Mastjahre hat zugenommen, schon im Jahr 2020 gab es die große gelbe Pollenflut.
Ob es zu einem Mastjahr kommt, hängt immer auch von den klimatischen Verhältnissen im Vorjahr ab. Wenn es einen heißen Sommer gab, produzieren viele Bäume sehr viele Pollen. Da die Anzahl der heißen Sommer durch den Klimawandel zunimmt, intensiviert sich auch die Blütehäufigkeit bei Bäumen.
Ungefährlich, aber belastend – Fichte kommt im Sommer zur Ruhe
Allergiker sind von Fichtenpollen nicht stärker betroffen als von anderen Sorten, doch der permanente Staub in der Luft belastet die Atemwege zusätzlich. Der Bedarf an bronchienerweiternden Sprays steigt in Hochbelastungsjahren rapide an, auch Nicht-Allergiker können stellenweise davon profitieren.
Und für die Balkoneinrichtung und das Fahrrad gibt es nur eine Lösung: Abdecken oder einräumen, solange, bis die größte Pollenflut im Frühsommer vorüber ist und endlich wieder durchgeatmet werden kann. Die gute Nachricht ist aber auch für Fahrradfahrer und Mahagonitischbesitzer: Der Blütenstaub sieht zwar nicht schön aus, er klebt auch ordentlich auf der Oberfläche, er lässt sich aber mit ein wenig Seifenlauge im Handumdrehen wieder entfernen. Gegen die Pollen ist kein Kraut gewachsen, doch gegen den Schmierfilm gibt es zum Glück Wasser. (prm)
Agentur Artikel
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