Werbung

Nachricht vom 17.02.2022    

Rund 3.500 Quadratmeter neue Wildblumenwiesen für Bad Honnef

Bereits seit einigen Jahren verfolgt die Stadt Bad Honnef das Ziel, mehr Artenvielfalt in das öffentliche Grün zu bringen. Einen nicht unerheblichen Teil dieser Biodiversitätsstrategie bildet die Anlage von Wildblumenwiesen. Wie auch in den vergangenen Jahren legt die Stadt Bad Honnef in den nächsten Wochen einige artenreiche Wiesenflächen an.

Symbolfoto

Bad Honnef. Bevor die Blumenwiesen jedoch in ihrer vollen Farbenpracht erstrahlen können, steht einiges an Arbeit an. Vor der eigentlichen Einsaat muss die ausgewählte Fläche von ihrem bisherigen Bewuchs befreit werden, erklärt Philipp Siegel vom Fachdienst Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bad Honnef: „In der Regel handelt es sich hierbei um alten Schurrasen, der sich aus schnellwüchsigen Kulturgräsern zusammensetzt. Würde man den alten Rasen belassen, hätten die wertvollen Wildblumen kaum eine Chance, sich gegen die wuchernden Gräser durchzusetzen. Also muss schweres Gerät ran. Nur mit einem Bagger oder einer Umkehrfräse bekommt man den alten Aufwuchs wirklich nachhaltig entfernt."

Was für den Laien zunächst nach brachialer Rodung aussieht, bildet die Grundlage für das zukünftige vielfältige Leben auf der Wiese. Nach dem Baggereinsatz müssen die Flächen noch entsprechend gelockert und eingeebnet werden. „Dies geschieht in der Regel mit Ackerfräse und Kreiselegge", beschreibt Philipp Siegel die Arbeiten: „Je nach Bodenbeschaffenheit wird zusätzlich noch feiner Kies oder Lavasand eingearbeitet. Diese Maßnahme dient der Wasserdurchlässigkeit bei gleichzeitiger Abmagerung des Bodens, denn viele botanische Kostbarkeiten benötigen einen wasserdurchlässigen und vor allem mageren Boden, nur so können sie sich nachhaltig in den Wiesengesellschaften etablieren."

Sind die Flächen entsprechend vorbereitet, folgt die eigentliche Einsaat. „Um ein optimales Ergebnis zu erhalten, kommt nur einheimisches und zertifiziertes Saatgut aus regionaler Herkunft zum Einsatz. Hierbei wurden die Zusammensetzungen speziell auf die Standortbedingungen der jeweiligen Fläche zugeschnitten. Die vorbereitenden Planungen im Hinblick auf die Saatgutauswahl spielen eine mindestens genauso große Rolle für den langfristigen Erhalt einer artenreichen Wiese, wie die Bodenvorbereitungen und die spätere Pflege."

Grundsätzlich sei die Anlage einer Wildblumenwiese nichts für Ungeduldige, betont Siegel: Nach der Einsaat beginnt die schwierigste Zeit für Wildblumenfreunde, denn bis Klatschmohn, Kornblumen und Margeriten aufkeimen, können gut und gerne vier bis sechs Wochen ins Land gehen. Genug Zeit für unerwünschte Wildkräuter und Gräser, den kleinen Wildblumenkeimlingen die Lebensgrundlage streitig zu machen. Auch bei einer optimalen Bodenvorbereitung kann es noch vorkommen, dass alte Kulturgräser oder andere konkurrenzstarke Beikräuter aus verbliebenen Rhizomen oder Samen im Boden neu austreiben. Aus diesem Grund muss die Fläche bereits kurz nach der Keimung der ausgesäten Mischung gemäht werden. Dieser sogenannte Schröpfschnitt erfolgt rund sechs bis zehn Wochen nach der Einsaat und sorgt dafür, dass wieder genügend Licht und Wasser für unsere Wildblumen zur Verfügung steht.

Entsprechende Pflegemaßnahmen wie der oben erwähnte Schröpfschnitt sorgen allerdings immer wieder für Kopfschütteln bei aufmerksamen Beobachtern, berichtet Philipp Siegel aus der Praxis: „Obendrein kommen noch die zusätzlichen Mähgänge im Rahmen der regelmäßigen Pflege. Aber ohne Pflege geht es leider nicht. Überlässt man die Wiesen sich selbst, würden sich nach kurzer Zeit einige wenige konkurrenzstarke Pflanzen durchsetzen und auf diese Weise die Artenvielfalt wieder zurückdrängen. So blieben bei einer ausbleibenden Mahd von anfangs 45 vorhandenen Arten nach wenigen Jahren nur noch fünf bis zehn Arten übrig. Bei neu angelegten Wiesen sind im ersten Jahr nach der Anlage je nach Witterung und anderen äußeren Bedingungen auch schon einmal bis zu sechs Schnitte notwendig, um die ausgebrachten Arten zu etablieren."



Auch bereits etablierte Wiesengesellschaften kommen ohne zwei- bis dreimalige Mahd nicht aus - das schaffen nur die Spezialisten unter den Pflanzen, die sich aber eher in den Saumgesellschaften unserer Wälder und Gewässer wohlfühlen.

Durch den schonenden Einsatz von Balkenmähern wurde sich bewusst für eine Arbeitsweise entschieden, die zwar mehr Zeit als andere Methoden benötigt, dafür aber bedeutend ungefährlicher für die tierischen Bewohner der Wiese ist. Hierbei wird das Schnittgut nämlich nicht kleingehäckselt, sondern der Länge nach auf der Fläche abgelegt. Danach wird das Schnittgut einige Tage auf der Fläche belassen, damit es vor Ort abtrocknet und gegebenenfalls noch ein paar Samen für die nächste Wildblumengeneration auf der Fläche lässt. Einige Wiesenflächen, vor allem solche, bei denen eine Verbuschung durch Gehölze droht, werden durch Ziegen gepflegt. Die Tiere sorgen zuverlässig dafür, dass sich Brombeere und andere unerwünschte Arten nicht in den Wildblumenwiesen etablieren können.

Auf diese Weise entstehen in diesem Jahr in Summe wieder rund 3.500 Quadratmeter neuer Lebensraum für Flora und Fauna, resümiert Philipp Siegel vom Fachdienst Umwelt und Stadtgrün: „Das geschieht manchmal unübersehbar, wie zum Beispiel im Park Reitersdorf, manchmal aber auch im Versteckten, also auf kleinen Flächen, die man erst im Sommer wahrnimmt und sich wundert, dass es plötzlich bunt ist, wo es vorher farblos war. Biodiversität ist im urbanen Bereich keine Selbstverständlichkeit und es wird hierfür einiges an Fachwissen und vorbereitender Arbeit vorausgesetzt. Dieser vergleichsweise hohe anfängliche Aufwand macht sich jedoch bezahlt, wenn es bei etablierten Blumenwiesen heißt: Mehr bunte Lebensfreude und Biodiversität bei reduziertem Pflegeaufwand."

Fragen zur Anlage der neuen Wildblumenwiesen beantwortet Philipp Siegel vom Fachdienst Umwelt und Stadtgrün unter Telefon 02224 / 184-242 oder per E-Mail an philipp.siegel@bad-honnef.de.


Mehr dazu:   Naturschutz  
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Geldautomat in Großmaischeid gesprengt: Polizei sucht Zeugen

In den frühen Dienstagmorgenstunden (11. Februar) wurde in Großmaischeid ein Geldautomat gesprengt. Die Täter sind flüchtig, ...

Reparaturwerkstatt Engers öffnet wieder

Am 22. Februar öffnet die Reparaturwerkstatt des SPD-Ortsvereins Engers erneut ihre Türen. Interessierte können sich auf ...

Erpel im "Night Fever"

Am 7. Februar erlebte Erpel eine unvergessliche Nacht im Gürzenich. Die GEK Night Fever Party versprach nicht nur gute Musik, ...

Karneval in Neuwied für Demokratie und Toleranz

Das Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz lädt am 15. Februar zu einer besonderen Veranstaltung ein. Unter dem Motto ...

Unfall auf B9 bei Andernach - Zwei Fahrzeuge verkeilen sich

Ein Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 9 sorgte für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Die Unfallstelle befand sich zwischen ...

Auf den Spuren der Vergangenheit: NS-Raubgut in rheinland-pfälzischen Museen

Seit November 2024 wird in vier Museen von Rheinland-Pfalz intensiv nach NS-Raubgut gesucht. Zwei Museen sind bereits untersucht, ...

Weitere Artikel


Spannende Spiele: Turnierwochen im Big House

Das städtische Jugendzentrum Big House bietet Jugendlichen in seinem offenen Treff viele Möglichkeiten, Talente zu entdecken ...

EHC spürt besondere Motivation gegen Duisburg

Nach einem spielfreien Wochenende machen sich die Neuwieder Bären bereit für den Hauptrunden-Endspurt in der Eishockey-Regionalliga ...

Geschwindigkeitsmesser in der Klosterstraße aufgestellt

In der Klosterstraße Engers wurde seitens der Stadtverwaltung Neuwied eine Geschwindigkeitsmessanlage installiert. Die SPD ...

Sturmschäden an der Rheinschiene und in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach

Auch im Dienstgebiet der Polizeiinspektion in Linz und in der Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach sorgte das Sturmtief ...

Corona im Kreis Neuwied: Inzidenzen wieder angestiegen

Die Kreisverwaltung Neuwied meldet am Donnerstag, dem 17. Februar, 364 neue Corona-Infektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ...

Steimel: Schwerer Verkehrsunfall mit glücklichem Ausgang

Am Donnerstagvormittag, dem 17. Februar, kam es im Bereich der L265, zwischen Steimel und Oberdreis, zu einem Verkehrsunfall, ...

Werbung