Werbung

Nachricht vom 16.01.2020    

Ortsbeirat und Ortsvorsteher Giershofen haben Arbeiten am Ölsbach veranlasst

Von Wolfgang Tischler

Der Ölsbach wurde in der Ortslage Giershofen links und rechts von Büschen, die direkt am Wasser standen, inclusive deren Wurzeln befreit und so ist nun an den Ufern teils blanke Erde zu sehen. Aus dem Bachbett wurde Steine, Schlamm und Totholz gebaggert. Der NR-Kurier hat bei der Verbandsgemeinde deswegen nachgefragt und eine Antwort erhalten.

Wo einst Büsche am Bach standen, sind nur noch Wurzelreste zu sehen. Fotos: Wolfgang Tischler

Giershofen. Wir berichteten am 15. Dezember 2019 über durchgeführte Arbeiten am Ölsbach in Giershofen. Die Verbandsgemeindeverwaltung, Bürgermeister Rasbach, teilte nun auf unsere Anfrage Folgendes mit:

„Den Auftrag für die Entfernung der Vegetation am Bachlauf hat die VG Dierdorf erteilt, weil Anrainer des Baches, Ortsbeirat und Ortsvorsteher seit Jahren auf die vorhandenen Abflusshindernisse im Sohlbereich hingewiesen haben und Rückstauschäden an den Grundstücken bei Hochwasserereignissen zu befürchten sind. Eine Begradigung oder Veränderung des Bachlaufs wurde nicht vorgenommen.

Die Äste der Bäume ragten in den Abflussquerschnitt des Baches hinein und es bestand die Gefahr, dass beim nächsten Hochwasser sich dort Treibgut sammelt und zu einem Abflusshindernis wird; mit der Folge, dass Wasser staut sich zurück und es besteht die Gefahr von Schäden auf den oberhalb liegenden Privatgrundstücken. Für die Entfernung der Äste sind nur ganz geringe Kosten angefallen.

Schlamm und Totholz aus dem Bach sind ordnungsgemäß entsorgt wurden. Es wurde nichts davon im Wirtschaftsweg verfüllt. Der Weg wurde nach Abschluss der Bauarbeiten mit dem Schild abgezogen, um die Furchen zu beseitigen.“

Auf unsere Frage, ob der Bachlauf wieder bepflanzt werden soll erhielten wir die Antwort: „Eine Renaturierung des Bachlaufes ist nicht vorgesehen, da es sich dann um einen Gewässerausbau handeln würde und dieser ohne wasserrechtliche Genehmigung nicht zulässig ist. Nach der aufkommenden Vegetation im nächsten Frühjahr wird der derzeit "optisch gerade Bachlauf" wieder sein gewohntes Bild erhalten.“
woti


Kommentar von Wolfgang Tischler zur Zerstörung des Biotops am Ölsbach
Das Ausbaggern des Ölbachs ist nicht nur im Hinblick auf die steigende Fließgeschwindigkeit widersinnig, sondern zerstört eine sensible Lebensgemeinschaft, wie sie so qualitativ hochwertig nur noch wenige Bäche aufweisen können. Der Ölsbach wurde von vielen Schülerjahrgängen zur Indikatorbestimmung aufgesucht, dabei wurde die Wasserqualitätsstufe 1 bis 2 festgestellt, das heißt, der Bach war sehr gering bis gering belastet und bot daher unzähligen Kleintieren einen passenden Lebensraum. Diese Kleintiere zersetzen einerseits alte, abgestorbene Pflanzenreste wie herabfallendes Laub oder Äste, andererseits sind sie als Nahrung für Fische unverzichtbar.



Vor der Zerstörungsaktion waren zum Beispiel folgende Lebewesen im Ölsbach zu finden: Bachplanarie; Erbsenmuschel und Flussperlmuschel, die sich mit ihrem „Fuß“ im Gewässergrund verankert und sich von kleinen Schwebeteilchen ernährt, dabei kann sie in einer Stunde bis zu 40 Liter Wasser filtern und reinigen; Kleine Tellerschnecke und Fluss-Napfschnecke, die beide kein schnell fließendes Wasser mögen; Larven von Großer Pechlibelle und Blauflügel-Prachtlibelle, die an Bächen mit vielen Kräutern an den Ufern lebt und dort ihr Revier besetzt; Steinfliegenlarve, die gegenüber Verschmutzungen sehr empfindlich ist; verschiedene Eintagsfliegenlarven; Köcherfliegenlarven, die sich im Herbst in ihren Köchern in Puppen verwandeln und im Mai aus ihren Puppenhüllen schlüpfen; Larven von Hakenkäfer und Schwimmkäfer, die sich zwischen Pflanzen und unter Steinen aufhalten; Myriaden an Bachflohkrebsen, die pflanzenreiche, steinige Bäche besiedeln und sich zwischen dichten Wasserpflanzen aufhalten, wo sie abgestorbene Pflanzenteile fressen. Die Krönung der Fauna ist der streng geschützte Steinkrebs, der sich tagsüber immer unter Steinen und Baum- oder Strauchwurzeln versteckt.

Da das Bachbett und die Uferbepflanzung inclusive Wurzeln weggebaggert wurden, ist dieses wunderschöne Biotop nachhaltig zerstört. Zwar wird das Ufer im Sommer grün aussehen, aber nur durch für diese Tiere ökologisch nutzloses Gras. Die Wiederbesiedlung wird viele Jahre benötigen und überhaupt nur möglich sein, wenn der Bach wieder durch Querverbaue verlangsamt wird, Büsche, Bäume und Sträucher mit flechtartigem Wurzelwerk an die Ufer gepflanzt werden und die Bachsohle nicht nur Schlamm, sondern auch viele kleine Steinchen enthält.

Wie der Ortsvorsteher Ehrenstein den Satz: „Nach der aufkommenden Vegetation im nächsten Frühjahr wird der derzeit "optisch gerade Bachlauf" wieder sein gewohntes Bild erhalten.“ begründet, ist sein Geheimnis, denn die Wurzeln der bisherigen Vegetation sind weg.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Dierdorf & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Dierdorf auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Neuwied macht sich bereit für die Special Olympics Sommerspiele

Neuwied. Letztes Jahr noch Host Town, dieses Jahr schon Ausrichter: Im Juni 2023 durfte Neuwied eine Delegation an Sportlern ...

Foto-Fahndung in Bonn: Unbekannter bricht Lebensmittelautomaten auf

Region. Am 22. Dezember 2023 ereignete sich in Bonn ein Diebstahl, der die örtliche Polizei bis heute vor Rätsel stellt. ...

Vandalismus in Linz am Rhein: Frisch gepflanzter Baum und andere Pflanzen beschädigt

Linz am Rhein. Die Polizeidirektion Neuwied/Rhein berichtete, dass sich die Vorfälle vermutlich in der Nacht vom 25. auf ...

Jedem Sayn Tal - Raderlebnistag für die ganze Familie steht an

Selters/Bendorf. Am 16. Juni um 10 Uhr findet in diesem Jahr der offizielle Start in Selters statt. Die Bürgermeister Christoph ...

Priester Marcel Rieck bittet Bischof Ackermann um Entpflichtung

Dierdorf/Trier. Bischof Ackermann hat der Bitte zum 30. April 2024 entsprochen. Rieck hat die Pfarrei bereits verlassen. ...

"Gezielte Abschüsse": Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau will den Wolf bejagen

Koblenz. Die Nachweise und Nutztierrisse im nördlichen Rheinland-Pfalz hätten seit Anfang 2024 wieder deutlich zugenommen. ...

Weitere Artikel


Im Landkreis Neuwied fehlen laut Elternstudie 175 Vertretungslehrer

Neuwied. Der Regionalelternbeirat (REB) Koblenz hat hierzu eine in Eigenregie erstellte Studie vorgestellt. Der Sprecher ...

Das 14. Currywurst-Festival Neuwied steht vor der Tür

Neuwied. Über 40 „Büdchen“ versorgen Ende Januar/Anfang Februar auf dem Neuwieder Luisenplatz wieder Gäste und Einheimische ...

Bewaffneter Raubüberfall Innenstadt Neuwied

Neuwied. An seinem Fahrzeug wurde der Geschädigte zunächst von einem der Männer mit einem Messer bedroht und als er versuchte ...

Deichstadtvolleys sind beim Liga-Vorletzten gefordert

Neuwied. „Wir sind bei der verdienten Niederlage nicht als Team aufgetreten. Die Köpfe hängen immer noch. Bisher haben wir ...

VR-Bank Neuwied-Linz: In der Region für die Region seit 157 Jahren

Neuwied. Nach einem emotionalen Rückblick ins abgelaufene Jahr, was gesellschaftlich und wirtschaftlich passierte, könne ...

Mit lernen, wann und wo man will, zum Wirtschaftsfachwirt

Koblenz. Das neue Lehrgangsformat mit internationaler Ausrichtung ist für alle interessant, die bereits in einem international ...

Werbung