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Nachricht vom 06.01.2020    

„Grandpa“ war auf dem Metalkonzert in Andernach

GASTBEITRAG | Dieses Mal sollte es Metal sein. Trashmatel, Power Metal, Melodic Metal - was immer die exakten Unterschiede sind!? Auf dem „Latscho“ Festival in Andernach wurden vier verschiedene Bands angekündigt, die ein Jugendzentrum bespielen wollten/ sollten. Ein leichter Übergang vom Völlerei geprägten Weihnachtsfest hin zum sprengstoffgeladenen Sylvester. Ob dieser Wechsel gelingen sollte. Unser Grandpa hat’s getestet.

Fotos: Grandpa

Region. Grandpa berichtet vom Latscho Festival: „Zu dritt machten wir uns auf den Weg quer über den Westerwald, gehüllt in entsprechendes Outfit, das heißt: Schwarz ist bunt genug, am besten verziert von irgendwelchen Bandnamen, die einige kennen, die meisten Erdbewohner nicht. Vier Kapellen sollten für uns musizieren, oder wie man auch sagt, waren beauftragt, uns mächtig auf die Ohren zu geben. Es ging nach Andernach ins JUZ also Jugendzentrum. Das Latscho Festival war für den 29. Dezember ab 19 Uhr terminiert, pünktlich trafen wir ein.

Was heißt nun eigentlich Latscho?
Der spanische Lautenspieler Marcos Rodriguez der deutschen RockCombo RAGE erklärte auf Nachfrage von Peter „Peavy“ Wagner, dem Sänger der Band: „Last Show“, was auf Grund des Termins im Jahrzehnt nicht grundsätzlich verkehrt erschien, aber die Bedeutung des Wortes „Latscho“ nicht im Ansatz erklärt. Latscho ist Mundart (was soll das nun wieder) und steht im Koblenzer Großraum für etwas was geil, toll, besonders ist. Wir wollten mal sehen, ob das zutrifft.

Endlich wieder normale Menschen
Das Publikum ist wie üblich auf derartigen Veranstaltungen. Die Kleidung, wie auch bei uns, eher schwarz, Bandnamen hatte ich schon erwähnt, etliche mit längeren Haaren (wo sind die eigentlich an normalen Tagen? Aber was sind normale Tage.) und die Tattoostudios hatten auch schon ihren Reibach gemacht. Alles deutete auf Massenschlägerei hin, allerdings ist es auf solchen Veranstaltungen absolut friedlich. Nicht umsonst melden sich viele Polizisten auf einem der größten Metal/Rock Festival auf diesem Planeten freiwillig zum Dienst - WACKEN. Aber waren wir tatsächlich in einem Jugendzentrum? Grob geschätzt -nun gut, schätzen ist nicht meine Kernkompetenz. Die suche ich noch. Also grob geschätzt, deutlich mehr als die Hälfte der Anwesenden hatte die Vierzig längst überschritten. Ich fand die Bezeichnung Vorseniorenresidenz nicht völlig aus der Luft gegriffen. Nur eine Handvoll Besucher rechtfertigte die Bezeichnung Jugendzentrum. Auch viele Familien mit kleineren Kindern - zukünftige Jugend - zeigten ihr Interesse.

Reternity - Die Schwaben aus Heilbronn greifen an
Der Bandname „Reternity“ = Ruhestand - ließ nicht unbedingt flotte Riffs erwarten und passt nicht unbedingt zu Metal, aber - hatte ich die Besucher erwähnt. Nein Quatsch, so schlimm war es auch wieder nicht, wir waren nicht beim ZDF und auch die Amigos gehen erst 2020 auf große Tour. Der Konzertsaal war noch nicht wirklich gefüllt, doch Barde Stefan Zörner versucht gleich Stimmung in den Haufen Senioren zu kriegen. Zörner, offenbar das erste Mal mit modischer Kurzhaarfrisur unterwegs, bezeichnet sich selbst als Kurzhaardackel, konnte mit seinen beiden Gitarristen Carsten Sauter und Semen Birk begleitet von Trommler Sascha de Lima Beul das Metalvolk gewinnen. Die Riffs auf den Klampfen waren schon nicht von schlechten Eltern. Nach einem kurzen aber durchaus gelungenen Gig lud Zörner uns ein gemeinsam am Merchstand ein Kaltgetränk zu genießen. Offenbar hatte der Auftritt für Bierdurst gesorgt.

Gloryful - Duisbürger, ist die Stadt mehr als Schimmi
Duisburg, die Heimatstadt der Musikergruppe, betört mich nicht mit bedingungslosen Schick, aber darum sollte es heute auch nicht gehen. Fünf Mann bevölkerten die Bühne. Der Raum wurde langsam etwas eng. Nicht unbedingt im Saal, sondern auf der Bühne, die von einem Haufen „Irgendetwas“ unter einem riesigen Tuch blockiert wurde, herrschte fortan großes Gedränge. Meine Vermutung, die sich später bestätigen sollte, war, dass sich unter dem Tuch, das Schlagzeug von RAGE befinden könnte. Die Begrüßung durch Sänger Jonny la Bomba: „Prost Ihr Säcke“ wurde im zweiten Anlauf lautstark mit „Prost, Du Sack“ erwidert. Gegenseitige Frotzeleien zwischen Sänger und Bandmitglieder schaffte eine gute Nähe zum Zuhörer. Drummer Hartmut Stoof, der offenbar den Auftritt in Meppen versaut hatte, war öfter mal das Ziel, gab aber alles, war gut drauf und trommelte drauf los wie „das Tier“ aus der "Muppets Show“.

Gitarrist Adrian Weiss ließ seine flinken Finger wie ein Derwisch über die Saiten gleiten und die Zuhörer zeigten ihre Begeisterung in dem sie mit rockten und reichlich Applaus spendeten. Jonny la Bomba informierte vom früheren Traum der Band irgendwann einmal von der Musik leben zu können. Wir sollten uns nicht einschüchtern lassen, dass die Songs für über 50 000 Zuhörer geschrieben wurden, denn gar so viele waren wir an diesem Abend nicht. Die Musikanten waren aber auch schon auf „Wacken“, hatten also auch schon mehr Metaller beglückt, als an diesem Abend. Später auf der Heimfahrt erklärte einer meiner Begleiter dieses Konzert zu seinem Highlight des Abends.



Steel Engraved - Bayern in Stahl graviert (steel engraved)
Jetzt sollte es eindeutig professioneller werden, die musikalischen Artisten ließen sich Wasser servieren und hängten ein großes Banner im Hintergrund auf. Allerdings kam der Trommler Jaroslav Rod mit Gehhilfen auf die Bühne, dazu am rechten Knie mit einer wunderbaren Bandage geschmückt. Da waren wir alle gespannt wie das mit dem Double Bass gehen soll. Soweit vorweg - der Jung gab alles, war gut dabei, allerdings glaubte ich dem Gesichtsausdruck mehrfach ablesen zu können, dass ihm das Trommeln, vor allem das Trommeln mit den Füßen schon arg zusetzte. Der Rest des Orchesters - wieder waren fünf Mann am Start - lieferte sauberen Metal ab, den der Sänger Marco Schober mit melodischer Stimme im Stil Joacim Fans (Hammerfall) oder Ronnie Romero (Rainbow/ Lords of Black) ausmalte. Ich mag das. Bassist Daniel Steckel blickte zeitweise etwas missmutig ins Rund, zupfte aber fleißig an seinen Seilen. Darum ging es schließlich, wir waren nicht bei Germanys next Topmodell -Gott sein Dank!!

Rage - Peavy Wagner hatte offenbar viele Bekannte im Saal
Last but not least trat die Band Rage aus Herne auf. Über die Metalscene hinaus wurde die Musik bekannt durch den Film „Der Schuh des Manitou“, beim ersten Erscheinen vom Bösewicht Santa Maria sind die eingangs Riffs von „Straight to hell“ zu hören. Herr Wagner - so hieß übrigens auch mein Musik-Lehrer, der sich auf Grund meines heutigen Musikgeschmacks sicherlich im Grab drehen würde - kündigte an, dass die Drei-Mann-Kapelle einen Schnitt durch circa 30 Jahre eigener Musikgeschichte vorspielen würde. Ja, das erste Album erschien 1986. Ich hatte Rage 2019 schon einmal gesehen. In Barcelona spielten sie mit Symphonie Orchester und ich muss gestehen, es war das erste Mal, dass mich eine Metal Band mit Orchester erstmalig zu 100 Prozent überzeugt hatte. Auch in Barcelona vor großer Kulisse, wie auch in Andernach, wo sich das Jugendzentrum inzwischen gefüllt hatte -vor allem auch mit Menschen jüngeren Entstehungsdatums, so dass sich die Bezeichnung Jugendzentrum langsam rechtfertigen ließ - allerdings waren es doch noch weniger als in Barcelona.

Dem venezuelanisch/spanischen Gitarristen Marcos Rodriguez, dem deutsch/griechischen Trommler Vassilios “Lucky” Maniatopoulos und Bassist/ Frontmann/ Gründer und Bartzopfträger Peter „Peavy“ Wagner glaube ich den Spaß am Musizieren jedes Mal anzumerken. Es war ein bunter Mix aus alten, ganz alten, neueren und noch nicht im Album erschienenen Neuveröffentlichungen. Rage geht im Februar auf Tour, um ein neues Album vorzustellen. In Barcelona im Sommer haben sie leider noch nicht eingecheckt. Das inzwischen gut besuchte Jugendzentrum ging voll mit und sang die beiden Abschlusssongs „Straight to hell“ und „Higher than the sky“ lautstark mit.

JuZ Andernach - Zum Ende also doch Jugendzentrum
Unsere kleine Reisegruppe machte sich dann kurz vor 0 Uhr wieder auf den nicht weiten, aber auf Grund der Straßenführung im Westerwald mühsamen Heimweg. Das Jugendzentrum war absolut eine Reise wert und wir werden sicher den Veranstaltungskalender der Location im Auge behalten. Erst später wurde mir klar, dass es eigentlich gar nicht erstaunlich ist, dass die Jugend erst später auftauchte. Selbst meine Kinder, die - Grandpa - inzwischen nicht mehr der Jugend angehören, haben das Haus für etwaige Aktivitäten am Wochenende erst nach 23 Uhr verlassen. Eine Zeit, da liege ich heute schon lange im Bett und auch in früheren Zeiten habe ich zu Mitternacht schon immer gelegen. Also ganz klar, es war zu früh. Doch dazu an anderer Stelle mehr. Wir glorreichen Drei haben die Heimfahrt tadellos überstanden, nur als ich gegen 2 Uhr nachts zu Hause ankam wurde mir wieder klar: „Ich bin zu alt für diesen Schei…!“
LG Euer Grandpa



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