Werbung

Nachricht vom 01.05.2018    

Brotlose Kunst: Endstation Geisteswissenschaften?

INTERVIEW | Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die MINT-Studiengänge sind gefragter denn je. Dennoch entscheiden sich entgegen dieses Trends Jahr für Jahr junge Menschen für ein Studium in den Geisteswissenschaften. Und die sind nach wie vor gefragt, wie Susanne Glück, Geschäftsführerin des Karrieremessen-Veranstalters IQB aus Frankfurt, im Interview erläutert.

Auch Studierende der Geisteswissenschaften haben gute Chancen, ihren Traumjob zu bekommen.
(Foto: Alexis Brown/Unsplash)

Frankfurt. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die MINT-Studiengänge sind gefragter denn je. Dennoch entscheiden sich entgegen dieses Trends Jahr für Jahr junge Menschen für ein Studium in den Geisteswissenschaften. Brotlose Kunst und schlechte Jobaussichten werden diesem Studiengang immer wieder nachgesagt. Studierende, Absolventen und Absolventinnen müssen sich mit diesen Vorurteilen auseinandersetzen. Jedoch: Geisteswissenschaftliche Fächer sind nach wie vor gefragt. Beispielsweise der Studiengang Germanistik, der es regelmäßig auf die Liste der beliebtesten Studiengänge an deutschen Universitäten schafft. Doch kann man mit Geisteswissenschaften nun etwas erreichen oder endet der Studiengang in einer beruflichen Sackgasse? Susanne Glück, Geschäftsführerin des Karrieremessen-Veranstalters IQB aus Frankfurt, beantwortet die wichtigsten Fragen. IQB wurde 1996 gegründet und ist heute einer der führenden Recruiting-Dienstleister für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland

Wer Geisteswissenschaften studiert, hat auf dem Arbeitsmarkt keine Chance oder geht sowieso in die Lehre – stimmt das? Susanne Glück: Ja und Nein. Tatsächlich geht ein großer Teil der geisteswissenschaftlichen Studierenden nach dem Abschluss an die Schulen und Universitäten. Wer aber denkt, Geisteswissenschaftler finden neben dem Lehrberuf keinen guten Job, der wird sich wundern. Absolventinnen und Absolventen arbeiten in Verlagen, bei Zeitungen, beim Radio und bei TV-Sendern, in Bibliotheken, in Kultureinrichtungen und in der Kulturwirtschaft, in Archiven, in der Unternehmenskommunikation und PR, in der Politik, in Sozialeinrichtungen, im Bereich der Eventorganisation, bei Stiftungen, in der Beratung, bei der Sprachvermittlung und so weiter.

Eine große Auswahl an Berufen also. Warum heißt es dann oft, die Geisteswissenschaften wären eine brotlose Kunst? Susanne Glück: Wer auf Bachelor oder Master studiert, muss sich nach dem Studium der Herausforderung stellen, einen Job zu finden. Das Feld der Berufe ist groß und vielfältig. Hier ist schon frühzeitiges Engagement gefragt. Wer bereits während des Studiums Praktika macht und sich thematisch auf ein Berufsfeld spezialisiert, hat später gute Chancen, auch schnell einen guten Job zu finden. Das Einstiegsgehalt ist bei Geisteswissenschaftlern jedoch meist geringer als in technischen Berufen. Darüber muss man sich im Klaren sein.



Halten Sie es für sinnvoll, auch heute noch ein Studium der Geisteswissenschaften zu absolvieren? Susanne Glück: Ich halte es für sinnvoll, seinen eigenen Interessen und Fähigkeiten nachzugehen. Liegen diese in den Geisteswissenschaften, dann ist auch ein Studium sinnvoll. Wer sich mit Fächern abmüht, die ihm nicht liegen, verliert schnell die Lust und Motivation am Studium. Ich habe beispielsweise Germanistik und Altphilologie studiert und bin heute Geschäftsführerin des Messeveranstalters IQB – auch das ist möglich. Denn es sind ja nicht nur die Inhalte, die ein Studium ausmachen. Gerade in den Geisteswissenschaften sind es beispielsweise Techniken der Wissensbeschaffung und -aufbereitung, die das Erschließen neuer Arbeitsfelder erleichtern.

Sie organisieren Karrieremessen. Haben Sie einen Tipp für Geisteswissenschaftler? Susanne Glück: Spezielle Karrieremessen für Geisteswissenschaftler sind rar gesät, da die Branche nicht um Bewerber kämpfen muss. Für alle, die auch einmal einen anderen Weg ausprobieren möchten, habe ich aber einen guten Tipp: Einfach einmal Karrieremessen mit anderen Berufsschwerpunkten besuchen. Denn auch dort gibt es größere Unternehmen, die immer wieder Geisteswissenschaftler beschäftigen. Zum Beispiel in der Unternehmenskommunikation. Hier ist zwar mehr Eigeninitiative gefragt, diese kann sich aber durchaus auszahlen.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Wirtschaft


Gutes aus der Region Westerwald - gutes aus der Heimat

Dierdorf. In der Neuauflage präsentieren mittlerweile über 100 regionale Betriebe ihr vielfältiges Angebot an Produkten und ...

Erste Teilqualifizierung "Klimatechnik": Acht Absolventen erhalten ihr Zertifikat

Neuwied. "Es haben nicht nur acht von neun Teilnehmern die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen und halten nun ihr Zertifikat ...

Girls’ Day: Mädchen haben Spaß am Handwerk

Koblenz. Die Schülerinnen lernten Werkzeuge und Materialien in Ruhe kennen, bevor sie unter Anleitung Teelichthalter aus ...

Die Zukunft des Handwerks im Dialog gestalten - Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Fokus

Koblenz. Sie beteiligt sich dafür am bundesweiten Zukunftsdialog Handwerk und lädt am Freitag, 3. Mai, ab 15 Uhr zu einer ...

Wettbewerb "SUCCESS 2024" startet - Einzelprämien bis zu 15.000 Euro

Mainz. Besonders zukunftsweisende Ideen und innovative Produkte werden am 8. Oktober im feierlichen Rahmen mit Einzelprämien ...

Sei 10 Jahren ein Erfolg: Westerwald-Brauerei feiert ausgiebig das Comeback des Gründerbiers Westerwald-Bräu

Hachenburg. Was sind schon zehn Jahre im Vergleich zu einer nunmehr 163-jährigen Brauereitradition? "Nicht viel", sagt der ...

Weitere Artikel


Wald macht Schule: 36. Wald-Jugendspiele gestartet

Zum 36. Mal gibt es in diesem Jahr die Wald-Jugendspiele in Rheinland-Pfalz: Vom 25. April bis 21. Juni werden an 30 verschiedenen ...

Gesunde und schmackhafte Frühjahrskräuter entdecken

Bonefeld. Eine kleine Kräuter-Kostprobe unterwegs wird zusätzlich Geschmack auf die „Wilden“ machen.

Interessierte können ...

Vogelkundliche Wanderung um die Rother Weiher in Giershofen

Dierdorf. Bei den vielen Singvögeln, die alle in die Kategorie „kgV“ – kleiner brauner Vogel – gehören, fällt dem Spaziergänger ...

Politische Informationsfahrt nach Berlin

Berlin/Region. Auf Einladung der FDP-Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser aus Betzdorf erlebten 40 Bürger aus dem Wahlkreises ...

Instandsetzungsarbeiten an B 413 zwischen Bendorf und Isenburg

Isenburg. Der Verkehr wird an der Baustelle mit einer Ampelanlage geregelt. Die Baustelle wird als Tagesbaustelle eingerichtet ...

Alkohol und mehrere beschädigte Fahrzeuge

Neuwied. Alkoholisiert aus der Kurve "geflogen" ist am frühen Morgen des 28. April ein 35-Jähriger. Es wurde der Polizei ...

Werbung