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Nachricht vom 17.08.2013    

Die Retter kamen mit Lebendfallen und Thunfisch

Ein Großeinsatz in Bad Hönningen hielt eine Gruppe von Tierschützern eine Woche lang auf Trab. Wenn Menschen von Schicksalsschlägen getroffen werden, ändert sich meist auch das Leben ihrer Tiere auf dramatische Weise.

Fietje gehört zu den Tieren, die die Neuwieder Katzenhilfe aus Bad Hönningen übernommen hat. Der bildschöne Kater ist zwar noch ein wenig vorsichtig, lässt sich aber im Gegensatz zu seiner Freundin Claire schon sehr gerne streicheln. Beide warten mit vielen anderen Schmusetigern im Katzenschutzheim in der Rheinstraße auf ein neues Zuhause.

Dann sind nicht selten ehrenamtliche Tierfreunde gefragt, um Vierbeiner aus ihrer misslichen Lage zu befreien. So geschehen in Bad Hönningen, wo eine private Tierschützerin gemeinsam mit der Neuwieder Katzenhilfe einen aufregenden Einsatz fahren musste, um elf große und ganz kleine Kätzchen zu retten, nachdem ihre Besitzerin gestorben war. Bei allen Tieren ist den Tierschützern das trotz enormem Engagements nicht gelungen.

Es ist an einem Dienstagnachmittag, als bei Ute Schumacher in Bad Hönningen das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist eine Frau, der sie vor 19 Jahren eine Katze vermittelt hat. Die Dame hat ein Problem: Nicht nur, dass ihre Mutter plötzlich gestorben ist, in deren Wohnung befinden sich auch mehrere Katzen, um deren Versorgung sich die Tochter nicht kümmern kann. „Vier oder fünf, wahrscheinlich alle unkastriert.“ Ute Schumacher ist alarmiert. Schließlich ist die 69-Jährige seit drei Jahrzehnten im Tierschutz aktiv, arbeitet mit mehreren Vereinen zusammen und betreibt in ihrem Haus eine Katzenpension, die immer wieder zum Asyl für Tiere wird, für die woanders einfach kein Platz mehr ist. Aus vier oder fünf unkastrierten Katzen können sehr schnell sehr viel mehr werden. Ute Schumacher setzt sich deshalb mit anderen Tierschützern aus der Region in Verbindung und bittet um Unterstützung. Mit Erfolg: Die Neuwieder Katzenhilfe ist bereit, die meisten Tiere aufzunehmen und sie bei der Fangaktion zu unterstützen, aber auch der Tierschutzverein Siebengebirge und das Tierheim Remagen wollen einzelne Tier übernehmen.

Als Ute Schumacher zwei Tage später gemeinsam mit ihrem Mann und einem Nachbarn der Verstorbenen, der die Tiere seit dem Tod der Frau mit Futter versorgt, die Wohnung betritt, ist das Bergungsteam deshalb mit einer stattlichen Anzahl an Transportboxen, Lebendfallen und Thunfisch-Dosen ausgestattet. Doch einfach machen die Katzen den Tierschützern ihr Werk nicht. Eine Mutter entschließt sich angesichts der Fremden, lieber ihre wenige Tage alten Babys zurückzulassen und flieht durch die nur angelehnte Balkontür nach draußen. Andere Tiere haben sich irgendwo in der Wohnung versteckt. Am Ende des rund zweistündigen Einsatzes sind nur zwei Tiere gefangen, die scheue Mutter bleibt verschwunden und die hilflosen Babys liegen in eine warme Decke gehüllt in einer verschlossenen Box neben einer präparierten Falle, in der die Tierschützer die Mutter zu fangen hoffen. Alle zwei Stunden muss die Falle kontrolliert werden. Nach sechs dramatischen Stunden ist das Muttertier schließlich gefangen – gerade noch rechtzeitig für den Nachwuchs.



Sechs Tage und viele Turbulenzen später haben die Bad Hönninger Tierschützer mit Unterstützung von Ingrid Haberscheid, der zweiten Vorsitzenden der Neuwieder Katzenhilfe, sieben erwachsene Katzen und vier Babys geborgen und vom Tierarzt versorgen lassen. Doch nicht allen Tieren konnte der helfen: Ein junger roter Kater musste wegen einer Anomalie der Hinterläufe – vermutlich das Ergebnis von Inzucht – eingeschläfert werden. Zwei der weiblichen Katzen standen kurz vor der Niederkunft, doch eine brachte ihre beiden Babys tot zur Welt. Die andere bescherte der Katzenhilfe einen weiteren Wurf mit niedlichen drei Katzenbabys. Der dramatischste Moment war für Ute Schumacher allerdings der Augenblick, als der Nachbar der Verstorbenen ihr in einem Eimer zwei Katzenbabys vorbei brachte, rot und höchstens drei Wochen alt, die er beim Räumen der Wohnung im Revisionsschacht der Badewanne gefunden hatte. „Wir hatten einige Mühe, diesen Kleinen die richtige Mutter zuzuordnen“, erinnert sich die Katzenliebhaberin. „Aber selbst als wir sie entdeckt hatten, lehnt sie die Versorgung ihres Nachwuchses beharrlich ab.“ Die Katzenkinder waren so auf eine vier- und viele zweibeinige Ammen angewiesen.

Die größte Aufregung hat sich mittlerweile gelegt. Zurzeit sind neun der in Bad Hönningen geborgenen Tiere im Katzenschutzheim der Katzenhilfe in der Neuwieder Rheinstraße. Dort werden die meisten wohl auch noch eine ganze Weile bleiben müssen, denn viele sind so scheu, dass die Ehrenamtlichen des Vereins sich erst einmal intensiv um sie kümmern und ihr Vertrauen gewinnen müssen, bevor sie sich problemlos in ein neues Zuhause integrieren lassen. Eins macht Ute Schumacher außerdem bis heute Gedanken. „Keines, der Tiere, die wir aus der Wohnung geholt haben, war älter als zwei Jahre. Die Rede war aber eigentlich von vier oder fünf sechs bis acht Jahre alten Katzen. Wenn die Tochter sich da nicht gewaltig getäuscht hat, sind wir mit dieser Geschichte vielleicht noch gar nicht fertig.“



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