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Pressemitteilung vom 19.11.2023    

Umweltaktion des Scheurener Bürgervereins zu St. Martin

Die Tradition der Martinsfeuer ist bis heute ein spektakulärer Höhepunkt der St. Martinsumzüge in fast allen Gemeinden des unteren Mittelrheintals, so auch in der Verbandsgemeinde Unkel. Ort, Ausmaß und Absicherung dieser Feuer haben sich allerdings in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert. Damals wurden sogar Autoreifen verbrannt. Ein Verein half dabei, die Umweltsünden von einst zu bereinigen.

Mitglieder des St. Joseph Bürgervereins Scheuren beseitigten Überreste früherer Umweltsünden. (Fotoquelle: Alfons Mußhoff)

Unkel-Scheuren. Gregor Dung und Michael Louwen, beide Mitglieder des Scheurener Bürgervereins, riefen sich lebhaft in Erinnerung, wie umweltschädigend früher die Vorbereitungen zum Martinsfeuer in ähnlicher Form in allen umliegenden Nachbargemeinden getroffen wurden. Damals wusste man es nicht besser.

"Schleifen" hieß die Arbeit, die gut vier Wochen vor dem Martinsfeuer früher von den 12- bis 18-Jährigen geleistet wurde. Und im wahrsten Sinne des Wortes hochgeschleift auf die ehemaligen Weinbergsterrassen auf der Anhöhe des Leidenbergs wurde alles, was brennbaren Wert hatte: Bretter, Balken, Weinbergspfähle, behandelte und unbehandelte, Jägerzäune, Holzpaletten und so weiter. Doch wurde man auch fündig in der unmittelbaren Umgebung des Waldes, der genug trockenes Geäst und Strauchwerk bereitstellte. "Kitchen" hieß diese Aktion, bei der mit großen und kleinen Äxten und Sägen bewaffnet Hand ans Holz gelegt wurde, auch schon mal gegen die Anweisungen des Revierförsters.

Da Holz dieser Sorte nicht schnell genug entflammbar war, wurden auch entsprechende Brandhilfen auf der Basis von Kautschuk hochgeschleppt, sprich alte Motorrad-, Auto- und Lkw–Reifen, die später auch für die längere Brenndauer sorgen sollten.

Im gleichen Zeitraum zogen die Scheurener Jugendlichen zum sogenannten "Dotzen" von Tür zu Tür, um mit allen Strophen des "De hillije Zante Mätes…" letztendlich ein paar Groschen zur finanziellen Unterstützung des Martinsfeuers zu erhalten, die insbesondere für die flüssigen Brandbeschleuniger wie Benzin und Öl ausgegeben wurden.

Die Sicherheit wurde am Tag X durch einen Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Unkel gewährleistet, der darauf achtete, dass ein Mindestabstand zum Feuer eingehalten wurde.

Seit Mitte der 1980er-Jahre ist diese Art von Martinsfeuer an diesen Standorten untersagt.

Zu Recht, wie Gregor Dung (66) und Michael Louwen (69) meinen. In den 1960er- und 1970er-Jahren war die Sensibilität der Bevölkerung für Umwelt- und Naturschutz nicht sonderlich ausgeprägt. Das Verbrennen und Lagern schadstoffbelasteter Materialien würde aktuell sogar einen Straftatbestand darstellen, da die freigesetzten Schadstoffe nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch die Gesundheit der Martinszugteilnehmer gefährden würden.



Heutige Martinsfeuer finden daher an sicheren Standorten statt, ohne Flora und Fauna zu schädigen, denn das über Wochen aufgestapelte Material bot seiner Zeit sicherlich auch den Anreiz für Tiere, wie Reptilien, Amphibien, Igel und Mäuse sich dort ihren Platz zur Winterruhe zu suchen.

Die Frage steht im Raum: würde man den Standort des damaligen Martinsfeuers heute wiederfinden? Oder hat sich die Natur nicht alles wieder zurückgeholt? Die Wette läuft. Schließlich könnte es ja noch Reste nicht verrottbarer Materialien geben.

Und tatsächlich: Gregor Dung und Michael Louwen wurden fündig.
Im Frühjahr dieses Jahres entdeckten sie unter dem Wildwuchs von Weißdorn und Schlehenhecken, unter verkrüppelten Robinien und Eschen, umrankt von Efeu, Brombeerstäuchern, Moosen und Farnen, alte spröde Reifen, verrostete Kanister, die ihren ehemaligen Inhalt erahnen ließen. Sogar alte Colaflaschen bargen noch ihren ehemaligen Inhalt: ausgedrückte Zigarettenkippen.

Die beiden Männer regten an, daraus eine konzertierte Aktion des Scheurener Bürgervereins zu machen, nach dem Vorbild des Rhine Clean-up, eine Art Scheurener "Wood"oder besser "Jungle" Clean up. Der Gedanke stieß auf Resonanz.

Am 11. November trafen sich acht aktive Mitglieder des Scheurener Bürgervereins, um mit vereinten Kräften die Zeugen der damaligen Umweltsünden zu bergen. Am Ende kamen 15 alte Reifen, 20 verrostete und verrottete Öl- und Benzinfässer, neben Flaschen, Styropor unter vielem anderen zusammen. Mithilfe eines Hängers wurden die Altlasten dem Bauhof Unkel zur nachhaltigen Entsorgung zugeführt. (PM)



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