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Nachricht vom 04.04.2023    

"Höhr-Grenzhausen brennt": Keramikfestival war wieder das Mekka für Keramikliebhaber

Von Wolfgang Rabsch

Es war wieder so weit: Mit dem Keramikfestival "Höhr-Grenzhausen brennt" erfolgte der Auftakt der touristischen Saison in der Töpferstadt. Für Liebhaber des gebrannten Tons ist es ein Muss, auch von weit her und sogar aus dem benachbarten Ausland den Westerwald anzusteuern.

Das Keramikfestival hatte Keramik in jeder Form zu bieten: Andreas Hinder zum Beispiel kam mit seinem Osterhasen. (Fotos: Wolfgang Rabsch)

Höhr-Grenzhausen. "Höhr-Grenzhausen brennt" ist sozusagen das Vorspiel für den großen "Europäischen Töpfermarkt", der am 3. und 4. Juni 2023 in der Stadt stattfindet. Bei "Höhr-Grenzhausen brennt" konnten die Besucher Keramiker in ihren Werkstätten und Ateliers bei ihrer Arbeit zuschauen, Fragen stellen und sich von der Vielfalt an unterschiedlichen Angeboten und den unzähligen Möglichkeiten, den Rohstoff Ton zu verarbeiten, begeistern lassen. Zeitgenössische Kunst, zukunftsweisende Innovation und Jahrhunderte währende Tradition, die gesamte Palette der Keramik war in der Töpferstadt zu bewundern. Kein Wunder also, dass Höhr-Grenzhausen europaweit zu den Top Adressen der Keramik zählt.

Insgesamt beteiligten sich 17 Ateliers, Künstlergruppen und Keramikbetriebe an dem Keramikfestival. Überall waren die Türen geöffnet, die Künstler ließen sich gerne über die Schulter schauen, um zu beweisen, dass Keramik eine Kunst ist, die jedem individuell die Freiheit lässt, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Genial war wieder die Idee des Veranstalters, um die einzelnen Keramikwerkstätten bequem besuchen zu können, einen kostenlosen "Keramik-Pendel-Bus" zur Verfügung zu stellen. Bei eher tristen äußeren Bedingungen wurde dieser Service gerne angenommen.

Sonderausstellung im Keramikmuseum
Ausgangspunkt und Infozentrum des Keramikfestivals war wie immer das Keramikmuseum. Dort wurde unter dem Titel "Das Besondere des Alltags" eine Sonderausstellung eröffnet, die sich erstmalig mit der Irdenware, oft auch Hafnerware genannt, auf eine Zeitreise zu den Wurzeln des heutigen Küchenalltags begab. Irden ist der Sammelbegriff für eine Klasse bei niedriger Temperatur gebrannter keramischer Werkstoffe.

Kuratorin Annette Zeischka-Kenzler erklärte den interessierten Besuchern die Unterschiede der über Jahrhunderte entstandenen Irdenware, die sich fast ausschließlich in Haushalten befand (als Haushalts-,Tafel- und Gebrauchsgeschirr) und darum wenig Beachtung erzeugte, weil man ihr einen künstlerischen Anspruch versagte. Irdenware und Steingut werden bei höchstens 1050 Grad Celsius gebrannt und sind darum porös und bruchgefährdet, wobei die Glasur als Versiegelung und Dekoration dient. Steinzeug und Porzellan werden ebenfalls reduziert gebrannt, Steinzeug bei höchstens 1380 Grad Celsius und Porzellan bei maximal 1450 Grad Celsius, sie sind wasserdicht und säurebeständig.

Im Keramikmuseum wurden viele Aktionen zum Mitmachen und kreativen Arbeiten für die ganze Familie angeboten. So konnten unter anderem Kinder in der Töpferwerkstatt eigene kleine Kunstobjekte herstellen, die dann gebrannt wurden und als Unikat mit nach Hause genommen werden durften. Alles unter Mithilfe des geschulten Museumpersonals und den Blicken stolzer Eltern.



Ein Rundgang durch das Keramikfestival
Ganz in der Nähe des Keramikmuseums zeigte Alina Penninger in ihrem Garten und in der Werkstatt handgefertigtes Steinzeuggeschirr und Gartenkeramik mit zarten Dekoren verziert. Unweit dahinter befindet sich das Keramische Atelier Claudia Henkel im Töpferhof. Jedes ihrer Porzellangefäße ist ein Einzelstück und dennoch fügt sich alles zu einem stimmigen Geschirr-Ensemble zusammen. Die Kombination Werkstatt, Laden, Galerie und Café fanden die Besucher im "Keramik.Kombinat" bei Nicole Thoss. Individuell, innovativ, unverwechselbar und alles von Hand gemacht.

Auf dem sogenannten Merkelbach-Hof hatten fünf verschiedene Keramikwerkstätten geöffnet. Dort sind die Werkstätten Andreas Hinder, Armin Skirde, Keramikwerkstatt Matschke/Meyer (Ute Matschke und Maria Meyer) und die Keramikgruppe Grenzhausen kreativ in Sachen Keramik unterwegs. In der Werkstatt "Kaas & Heger" war handgedrehtes, modernes und zugleich zeitloses Geschirr aus naturfarbenen Steinzeugtonen des Westerwaldes zu bewundern. 2021 wurde die Werkstatt mit dem Designpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Bei Herkenroth-Keramik fand man im Garten lustige Keramikfiguren und handgemachte Stelen, die man individuell zusammenstellen kann. "Achtung Kunst" heißt die Werkstatt von Tanja und Gideon Necker, die in ihrem neuen Ausstellungsraum ihre Arbeiten präsentierten. Seit über 125 Jahre gibt es Girmscheid: Das ist Tradition, dort gab es "Salzglasur zum Anfassen" und einen Werksverkauf auf über 250 Quadratmeter.

Das "art space Andromeda" ist ein Kunstraum, der aus einer Zusammenarbeit mehrerer Künstler entstanden ist. Auf diesem Gelände hatte auch Regina Fleischmann geöffnet, die ihr Königinnenporzellan vorstellte. Arthur Mueller, ehemaliger Werkstattmeister am Kunstinstitut (IKKG) zeigte in seiner eigenen Werkstatt zeitgemäßes Geschirr, Gartenkeramik und künstlerische Einzelstücke aus dem ANAGAMA-Holzbrand. Neben vielfältiger Keramik konnte man in der Keramikwerkstatt Charlotte und Sigerd Böhmer einen alten "Kannenofen" besichtigen.

Hier endet der Rundgang durch die teilnehmenden Ateliers und Werkstätten, bei dem nur ansatzweise dargestellt werden kann, welche Vielfalt, aber auch welche künstlerischen Überraschungen die Herstellung von Keramik mit sich bringt. (Wolfgang Rabsch)



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