Wirtschaft | Gastartikel
Spielsucht – eine der größten Verhaltenssüchte
Mal eben einen Lottoschein ausfüllen, ein Los freirubbeln oder im Online-Casino die Walzen drehen lassen: Für viele nur scheinbar harmlose Glücksmomente, welche die Hoffnung auf den einen großen Gewinn am Leben erhalten. Doch für einige Menschen kann gerade das gefährlich werden. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gab es 2019 rund 430.000 problematische und pathologische Glücksspieler in Deutschland. Wobei die Zahlen noch weitaus höher sein dürften, da die Betroffenen erst erfasst werden, wenn sie sich professionelle Hilfe suchen. Im Folgenden erfahren Sie, wie Glücksspiele die Funktionsweise unseres Gehirns beeinflussen.
Spielsucht – das passiert im Gehirn
Unser Gehirn ist ein hochkomplexes System, das unsere Erfahrungen verarbeitet und sich so ständig verändert. Es entstehen immer wieder neue Verbindungen, während nicht benötigte Vernetzungen mit der Zeit abgebaut werden. Dabei sorgen besonders intensive und sich häufig wiederholende Erfahrungen für eine starke Verknüpfung im Gehirn. Stark vereinfacht: Daher wird der Weg von der Gewohnheit zur Abhängigkeit bei andauernder Wiederholung kürzer. So auch beim Glücksspiel.
Bei der Glücksspielsucht handelt es sich um eine Verhaltenssucht, die eine ähnliche Wirkung auf das Gehirn hat, wie eine substanzgebundene Sucht. Dabei leiden die Süchtigen unter einem andauernden Dopamin-Mangel, welcher durch die Einnahme des Suchtmittels kurzfristig ausgeglichen werden kann. Das „Suchtmittel“ ist in diesem Fall das Glücksspiel. Durch das Spielen wird im Gehirn das Belohnungssystem angeregt, welches den chemischen Botenstoff Dopamin ausschüttet. Dieser sorgt für Freude und Euphorie. Doch auch wie bei anderen Süchten lässt die Wirkung irgendwann nach, sodass die Dosis erhöht werden muss, um weiterhin Glücksgefühle hervorrufen zu können. Das bedeutet, die Betroffenen werden immer häufiger spielen und dabei immer mehr Geld einsetzen. Diese häufigen Wiederholungen stärken dabei zunehmend die gebildeten Strukturen im Gehirn, sodass es immer schwieriger wird, von der Sucht loszukommen.
Trigger-Faktoren der Glücksspielsucht
Besonders durch bestimmte Trigger-Faktoren verfallen die Spieler häufig in ihre alten Muster. Diese Trigger sind zumeist Umgebungsreize, die das Gehirn mit dem Glücksspiel verknüpft hat. Sie fordern die Abhängigen unbewusst dazu auf, weiterzuspielen. Trigger-Faktoren können unter anderem Orte, Gerüche, Töne und individuelle Eindrücke sein. Aber auch die Situation und die Stimmung, in der man sich zum Zeitpunkt des Spielens befindet. So kann etwa der Sound eines Spielautomaten dazu anregen, zu spielen oder das Gefühl hervorrufen, eine andere Welt zu betreten und so den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Kommt es zu einer vergleichbaren Situation, in der man gestresst ist und ein PC in Reichweite ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass gespielt wird.
Die stimulierende Wirkung von „Beinahe-Gewinnen“
Bereits der bloße Gedanke, dass demnächst Glücksspiele gespielt werden, aktiviert das Belohnungssystem. Zudem macht das Gehirn kaum einen Unterschied zwischen Beinahe-Gewinnen und realen Gewinnen. Fehlt nur ein Symbol für eine Gewinnkombination, handelt es sich um einen Beinahe-Gewinn, welcher im Gehirn ebenfalls Dopamin freisetzt. Nach Beendigung des Glücksspiels setzt jedoch wieder eine Down-Phase ein. Um dieser Niedergeschlagenheit zu entkommen und das Glücksgefühl beizubehalten, spielen die Betroffenen häufig weiter.
Fazit
Die Spielsucht hinterlässt tiefgreifende Spuren im Gehirn. Je häufiger und exzessiver gespielt wurde, desto schwerer fällt häufig auch der Ausstieg aus der Sucht, da sich mit der Zeit starke Vernetzungen gebildet haben. Diese entwickeln sich auch nie wieder ganz zurück. Eine vollständige Heilung der Spielsucht gibt es demnach nicht. Jedoch können diese Verbindungen in einem mühsamen und langwierigen Prozess wieder abgeschwächt werden. Innerhalb einer Therapie können die alten Verhaltensmuster größtenteils abgelegt werden, sodass die Betroffenen wieder ein normales Leben führen können. Damit Sie erst gar nicht in den Teufelskreis der Sucht landen, erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie Spielsucht frühzeitig verhindern. (prm)
Disclaimer:
Dieser Beitrag basiert auf Daten, die im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Mernov entstanden sind.
Autorenprofil Sandra Gold:
Sandra Gold ist seit 2020 für die Mernov Betriebsgesellschaft mbH tätig. Im Rahmen von Marketingmaßnahmen hat sie sich umfassend mit der Glücksspielbranche auseinandergesetzt und ist zu den verschiedensten Themen im Bereich des Glücksspiels bestens informiert. Von 2017 bis 2020 arbeitete sie zudem für die Anwaltssuchmaschine anwalt.de im Bereich des Marketings.
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