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Nachricht vom 01.09.2018    

Landwirtschaft und Naturschutz - zuweilen durchaus ein Gegensatz

Zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion zum Thema „Landwirtschaft und Naturschutz - (k)ein Gegensatz“ hatten auf Initiative der FWG Verbandsgemeinde Puderbach und der Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser (FDP) hin die Kreisverbände von FDP und FWG in den Dreischlägerhof nach Fernthal eingeladen.

Foto: privat

Neustadt. Neben der heimischen FDP-Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser nahmen der Kreisvorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Ulrich Schreiber und der FWG-Kreisvorsitzende Udo Franz (beides Landwirte) sowie Ulrich Neitzert - letzterer vertrat u.a. auch als Mitglied der Dürrholzer Arbeitsgruppe „Naturschutz“ die Seite der Naturschützer - an der Diskussion teil.

Dabei zeigte sich übereinstimmend, dass die ganz großen Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im heimischen Bereich mit Höfen von überschaubarer Größe zwar nicht gegeben sind, dennoch aber auch hier und da durchaus Handlungsbedarf hin zu einer noch stärker auch auf Aspekte des Naturschutzes ausgerichteten Landwirtschaft gesehen wird: eine verstärkte Anlage von Blühstreifen und Gebüschen als Feldraine, die Erhaltung von Landschaftselementen zur Vernetzung von Biotopen, eine standortangepasste Bewirtschaftung, eine Bewirtschaftung im Sinne einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit, Maßnahmen zur Vermeidung von Bodenerosionen in hügeligen Regionen oder eine maßvolle und sachgerechte Ausbringung von Gülle mit deren anschließender sofortiger Einarbeitung in den Boden – das waren Elemente, die auch von den Vertretern der Landwirtschaft durchaus als sinnvoll angesehen wurden.

Ein gänzlicher Verzicht auf Herbizide, Fungizide oder Pestizide hingegen, das machten Schreiber und Franz klar, würde letztlich zu einer Ausbreitung von Schädlingen führen und damit nicht nur den Ertrag der Landwirtschaft schmälern, sondern hätte sogar auch negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt.

Landwirtschaftliche Betriebe stünden im Spannungsfeld einerseits zwischen der Notwendigkeit, ihren Betreibern und häufig auch deren ganzer Familie bei hohem Arbeitsaufkommen ein solides Einkommen zu ermöglichen sowie andererseits der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen angesichts von beispielsweise Klimaveränderungen oder dem Eindringen invasiver und für Nutzpflanzen und -tiere schädlicher Elemente und damit verbundenen immer höheren Kosten, einem Spannungsfeld, das leider mehr und mehr auch zur Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe führe. „Eine nachhaltige und gleichzeitig wettbewerbsfähige heimische Landwirtschaft, die den Landwirt und seine Familie ernährt, Tiere artgerecht hält und die Natur sinnvoll nutzt und nicht über Gebühr ausnutzt, das muss unser Ziel sein“, so MdB Sandra Weeser.



Durchaus kontrovers und differenziert wurden auch Themen wie ein Verbot von Glyphosat, der Pflanzenanbau für Biogasanlagen, Gülletourismus, der zunehmende Einsatz einer digitalisierten Bewirtschaftung oder der Betrieb von Biohöfen von der Versammlung diskutiert.

Einig aber war man sich hingegen darin, dass Megafusionen und daraus resultierende Monopole von Konzernen wie Bayer und Monsanto sowie eine industrielle Landwirtschaft mit Konzentrationen von großen Flächen in riesigen Agrargesellschaften von 30.000 Hektar und mehr in wenigen Händen, wie man sie zum Beispiel in Ostdeutschland und vor allem in osteuropäischen Gebieten findet, abzulehnen sind: „Hier wird mit schwerem technischem Gerät und möglichst wenigen Arbeitskräften eine rein gewinnmaximierte Landwirtschaft betrieben, die wenig bis keinen Wert auf die Erhaltung von Natur und Umwelt legt“, so Ulrich Neitzert. Und auch eine überbordende Bürokratie im Hinblick auf eine Agrarförderung, die sichtbar wird zum Beispiel in Begriffen wie „Cross compliance“ oder „Greening“ und den sich dahinter verbergenden konkreten Anforderungen oder die Internationalisierung der Landwirtschaft in Abkommen wie „CETA“ oder „TTIP“ wurde mehrheitlich von den Anwesenden kritisch gesehen.

Als Fazit dieser letzten Diskussionspunkte lässt sich festhalten: Eine global stärker auf den Naturschutz ausgerichtete Landwirtschaft wäre unbedingt wünschenswert mit einer höheren Agrarförderung für diejenigen, die entsprechend nachhaltig wirtschaften. Das hieße, das Bild des Landwirts als Erzeuger von Produkten zur Ernährung ein wenig stärker in die Richtung des Landwirts auch als Landschaftspfleger hin zu verändern und dies wiederum geht nur, wenn die Politik bereit ist, die Rahmenbedingungen entsprechend zu verändern. (PM FWG-Puderbach)



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