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Nachricht vom 11.03.2015    

10 Jahre „Lernort Kino“: Wenn ein Kinosaal zum Klassenraum wird

Es ist kurz nach acht Uhr morgens, und vor dem Neuwieder Metropol-Kino drängeln sich aufgeregte Grundschüler. Sollten die nicht in der Schule sein? Sie sind es, denn hier wird der Unterricht in den Kinosaal verlegt. „Lernort Kino“ heißt das landesweit einzigartige Projekt, das seit zehn Jahren Schüler der dritten und vierten Klasse begeistert.

Den „Lernort Kino“ eröffneten (von links): Sabine Weiler (Kinobetriebe Weiler), Gregor Gerhardt (Leiter der Polizeidirektion Neuwied), Horst-Peter Robiller (Jugendschutzbeauftragter der Stadt Neuwied), Harald Illner (Polizei Neuwied), Beigeordneter Michael Mang (Jugenddezernent der Stadt Neuwied) und Eberhard Malzi vom MinsKi-Team. Foto: Pressebüro Neuwied

Neuwied. „Ich finde es toll, dass wir Unterricht im Kino haben“, freut sich eine Viertklässlerin aus der Neuwieder Geschwister-Scholl-Schule. Ihr Klassenkamerad ist da etwas weniger begeistert „Was sollen wir denn hier groß lernen?“. Ob er seine Meinung in den kommenden knapp drei Stunden ändert? Wir werden sehen… Denn die Organisatoren dieses Projektes, die vom städtischen Jugendschutz, der Polizei Neuwied, dem Institut für Kino- und Filmkultur Wiesbaden, der Leitstelle Kriminalprävention des ISIM und dem MinsKi-Team kommen, haben sich genau das zum Ziel gesetzt: den Kindern mit dem Film „Der Taschendieb“ Wissen, Sicherheit und Einfühlungsvermögen zu vermitteln.

Gezeigt wird übrigens schon seit zehn Jahren der gleiche Film. „Der Taschendieb“ ist eine niederländische Produktion, die die Geschichte des zehnjährigen Alex erzählt, der von den Brüdern Evert und Lukas erpresst und zum Diebstahl gezwungen wird. Eindrucksvoll schildert der Film, wie eine Spirale aus Einschüchterung, Schweigen und Mitmachen entstehen kann. „Nein, tu das nicht!“, „Wehr Dich doch!“, „Sag doch was!“ – Die Zwischenrufe der Kinder während der Vorführung belegen nicht nur, wie sehr sie mit dem jungen Alex mitfiebern, sondern zeigen auch, dass sie über alternative Handlungsweisen nachdenken, diese ganz instinktiv äußern. „Welche Straftaten werden in dem Film begangen, und was kann man tun, damit man nicht in eine solche Situation wie Alex kommt?“ Schon in der Einführung zum Film bittet Michael Kleinschmidt, Filmkritiker des Instituts für Kino- und Filmkultur, die Mädchen und Jungen, ganz genau hin zu schauen und zu überlegen, wie man Alex helfen könnte.

Nach der Vorführung dürfen die Kinder Schulnoten für den „Taschendieb“ vergeben. Und müssen diese auch begründen. „Spannend, mit viel Action“ und: „Tolle Geschichte, und die Musik war passend dazu“. Die jungen Filmkritiker haben genau hingeschaut. Und sich auch mit dem Thema Einschüchterung und Gewalt auseinander gesetzt. „Alex hätte seine Gefühle äußern sollen“, sagt ein Mädchen. „Man soll sich an Erwachsene wenden, wenn man solche Probleme hat und erpresst wird“, meint ein Junge. Und zwar genau der, der am Anfang dem Projekt „Lernort Kino“ skeptisch gegenüber stand. Jetzt ist er begeistert, vor allem, als er für seine Äußerung von Harald Illner von der Polizei Neuwied gelobt wird. „Wenn ihr Probleme habt, erpresst und eingeschüchtert werdet oder euren Freunden so etwas passiert, wendet Euch immer an Eltern, große Geschwister, Lehrer, auch ans Jugendamt oder an die Polizei, wenn ihr sonst keinen Ansprechpartner habt. Wir helfen euch“.



Es sei schwierig, „Nein“ zu sagen. Das koste Mut, aber das könne man lernen, erläutert der städtische Jugendschutz-Beauftragte Horst-Peter Robiller. Robiller weiß, wovon er spricht. Hat er doch schon tausende Grundschüler im Laufe der letzten zehn Jahre begleitet. Und so konnte gleich in der ersten Vorstellung der diesjährigen Staffel der 5000. Besucher bei „Lernort Kino“ begrüßt werden. Der Schüler aus der Engerser Kunostein-Grundschule darf sich, ebenso wie alle seine Mitschülerinnen und Mitschüler, über das Buch „Der Taschendieb“ freuen. Der Jugendroman ist übrigens ab sofort auch in der StadtBibliothek Neuwied zur Ausleihe erhältlich. Das Buch erhielten auch alle Lehrerinnen, die ihre Schüler ins Kino begleiteten, und dazu interessantes Material, um den Film und seine Kernaussagen im Unterricht zu besprechen.

Das Thema „Gewaltprävention“ greift aktuell auch das Regenbogenhaus des Kinderschutzbundes mit einer Projektwoche vom 17. bis 19. März auf. Dabei wird nicht nur der Film „Der Taschendieb“ gezeigt, sondern es stehen auch Besuche der Polizei und ein Kurs in der Selbstverteidigungstechnik „Aikido“ auf dem Programm.



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