Werbung

Nachricht vom 03.03.2023    

Versuchter Mord mit dem Auto – Landgericht Koblenz verhandelt weiter

Von Wolfgang Rabsch

Der Prozess gegen einen 31-jährigen türkeistämmigen Mann aus dem Kreis Neuwied neigt sich dem Ende zu. Unter dem Vorsitz von Richter Rupert Stehlin fand am 3. März vor der 14. Strafkammer des Landgerichts Koblenz der mittlerweile dritte Verhandlungstag statt. Der NR-Kurier berichtete.

Fotograf: Wolfgang Rabsch

Koblenz/Kreis Neuwied. Kurze Replik zum bisherigen Verlauf des Verfahrens
Der Angeklagte aus dem Kreis Neuwied soll im August 2022 den auf einem Gehweg gehenden Geschädigten vorsätzlich mit einem Pkw von hinten angefahren haben. Dadurch erlitt der Geschädigte schwere Verletzungen, unter anderem Rippenbrüche, Schürfwunden und Platzwunden sowie eine Gehirnerschütterung. Nach der Tat soll sich der Angeklagte mit hoher Geschwindigkeit vom Tatort entfernt haben, ohne sich um den Zustand des Geschädigten zu kümmern. Zudem sei der Angeklagte nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis gewesen und habe die Tötung des Geschädigten zumindest billigend in Kauf genommen sowie eine schwere Körperverletzung des Geschädigten beabsichtigt. Auslöser der Tat soll eine vorangegangene verbale und körperliche Auseinandersetzung gewesen sein, in deren Verlauf der Geschädigte dem Angeklagten gegen das Bein beziehungsweise den Fuß getreten haben soll.

Der Angeklagte räumt die Tat ein, begründet sein Verhalten aber damit, dass der Geschädigte ihn beleidigt und bedroht habe. Außerdem habe er gesagt, dass er seine Familie abstechen wolle, weshalb der Angeklagte in Panik geraten sei und zudem die Ehre seiner Familie verletzt gesehen habe. Er habe den Geschädigten, der sich inzwischen auf einem Gehweg entfernt habe, wie ferngesteuert verfolgt. Erst durch den Knall beim Aufprall des Körpers des Geschädigten auf die Windschutzscheibe sei dem Angeklagten klar geworden, dass etwas Schreckliches passiert sei. In Panik sei er weitergefahren, ohne sich um den Geschädigten zu kümmern. Ein vom Angeklagten angebotenes Schmerzensgeld sowie eine Entschuldigung nahm der Geschädigte nicht an.

Nachdem in den letzten Sitzungen der Geschädigte und weitere Zeugen ausgesagt hatten, verlas Richter Stehlin zunächst zwei ärztliche Berichte über die Verletzungen des Geschädigten. Der Nebenkläger teilte mit, dass er mit seinem bisherigen Pflichtverteidiger unzufrieden sei und beantragte, ihm einen anderen Pflichtverteidiger beizuordnen. Anschließend erstattete eine Ärztin des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Mainz ihr medizinisches Gutachten über die Verletzungen des Geschädigten unmittelbar nach dem Unfall.



NR-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Muskulöser Typ mit üblem Frauenbild
Die Ärztin bekundete, dass sie den Geschädigten einen Tag nach dem Vorfall, auf dessen Verletzungen hin untersucht habe. Zunächst habe der Angeklagte Probleme mit ihrem Geschlecht gehabt, hatte nicht akzeptiert, dass eine Frau ihn untersuchen würde und sagte zu ihr, wenn sie wolle, könne sie ruhig sein Geschlechtsteil anfassen. Dann beruhigte er sich jedoch und die Untersuchung konnte durchgeführt werden. Nach dem Verletzungsbild sei der Geschädigte eindeutig von hinten angefahren worden. Die Ärztin zählte einige Faktoren auf, warum der Geschädigte nicht tödlich verletzt wurde: „Der Geschädigte verfügt über einen muskulären Oberkörper, auch sein junges Alter spielt eine Rolle, weil er eventuell kurz vor dem Aufprall in einer Abwehrreaktion alle Muskeln angespannt haben könnte. Wenn der Kopf nicht gegen die Windschutzscheibe geprallt wäre, sondern die A-Säule getroffen hätte, dann hätte das tödlich enden können. Obwohl er über die Motorhaube, gegen die Windschutzscheibe und über das Auto geschleudert wurde, waren die äußerlichen Verletzungen relativ geringfügig. Es konnten keine klaffenden Wunden weder am Kopf noch am Körper festgestellt werden, lediglich ober flächige Schürfwunden. Eine akute Lebensgefahr hat nicht bestanden, jedoch ist eine Lebensbedrohung zu bejahen“, so die Sachverständige.


Die Hauptverhandlung wurde unterbrochen und soll am 14. März (2023) fortgesetzt werden. Zu diesem Termin sollen zwei weitere Zeugen geladen werden und es ist geplant, die Plädoyers zu halten, um zu einem Urteil zu kommen. Der NR-Kurier wird weiter berichten.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Blaulicht  


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Bunte Kunst im Straßenhauser Park war gut gekühlt

Straßenhaus. So blieben nur die wetterfesten Kunstwerke und deren Schöpfer vor Ort, erstere zum Teil mit Plastikfolie geschützt, ...

Schowen feierte Dorffest und trug Dorfolympiade aus

Giershofen. Am Dorfgemeinschaftshaus in Schowen war am späten Samstagnachmittag viel Betrieb. Der Duft von Gegrilltem lag ...

Riskantes Überholmanöver in Mülheim-Kärlich führt zu schwerem Verkehrsunfall

Mülheim-Kärlich. Am Freitag (31. Mai), gegen 13.15 Uhr, wurde die örtliche Dienststelle über einen gravierenden Verkehrsunfall ...

Versuchter Telefonbetrug durch falsche Polizisten in Rheinbreitbach

Rheinbreitbach. Am Samstagabend (1. Juni), 20.45 Uhr, erhielt ein 91-jähriger Mann aus der Verbandsgemeinde Unkel einen unerwarteten ...

Konflikt eskaliert: Schlägerei um Geld am Bahnhof in Bad Hönningen

Bad Hönningen. Am 1. Juni, kurz vor 18 Uhr, ging bei der Polizeiinspektion Linz eine Meldung über eine Schlägerei mit mehreren ...

Deichstadtfest in Neuwied bietet 100 Stunden Livemusik auf fünf Bühnen an einem Wochenende

Neuwied. Die Stadt zwischen Rhein und Westerwald zeigt sich von seiner musikalischen Seite: Vom 11. bis 14. Juli verwandelt ...

Weitere Artikel


Unternehmer tauschten sich beim IHK-Wirtschaftsgespräch in Neustadt aus

Kreis Neuwied/Neustadt. Rund 25 Unternehmer aus verschiedenen Branchen waren zu dem regionalen Wirtschaftsgespräch am Donnerstag ...

Tarifrunde Öffentlicher Dienst: Warnstreiks in Rheinland-Pfalz und im Saarland werden fortgesetzt

Region. Nachdem die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch gelegt haben, bei dem von Wertschätzung für die Beschäftigten keine ...

Spezielle Versorgung für übergewichtige Menschen: Adipositas-Diagnosen in Rheinland-Pfalz steigen

Region. Die Zahl der Adipositas-Diagnosen ist während der Pandemie deutlich angestiegen – und das in allen Altersgruppen. ...

JOBS FOR MOMS® – Digitale Lösung für analoge Probleme

Koblenz. JOBS FOR MOMS macht Fachkräfte und Unternehmen sichtbar, ermöglicht Begegnung und präsentiert wertvolle Angebote ...

Ideen für das Gastgewerbe: IHK mit kommunalen Touristikern im Gespräch

Montabaur. "Die Touristiker aus den Landkreisen beklagen gleichermaßen die zunehmenden Schließungen von Hotel- und Gaststättenbetrieben ...

"Theater mit Kater" für Groß und Klein in Neuwieds vhs

Neuwied. Nach der pandemiebedingt eher unlustigen Zeit hatte die Gruppe das Anliegen, sich mit freudvoller Arbeit zu beschäftigen ...

Werbung