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Nachricht vom 30.01.2021    

“Wenn das Sprechen stolpert”

Stottern ist eine Sprechstörung, die circa 800.000 Menschen in Deutschland betrifft. Betroffene leiden dabei unter einer Unterbrechung des Redeflusses durch Blockaden, Dopplungen oder Dehnungen. Sie wissen genau, was sie sagen wollen, können dies aber nicht unterbrechungsfrei aussprechen.

Holger Wolf (links) und Frank Grün. Foto: privat

Neuwied. Holger Wolf (Bündnis 90 / Die Grünen) hat Frank Grün getroffen, den Ansprechpartner der Stotterer Selbsthilfegruppen in Neuwied und Koblenz um sich mit ihm über die wichtige Arbeit der Gruppe austauschen.

Beim Stottern kommt es neben den bekannten Blockaden während des Sprechens auch zu sogenannten Begleitsymptomen wie zum Verkrampfen der Gesichtsmuskeln oder speziellen Körperbewegungen beim Sprechen. Einige der Betroffenen reagieren darauf mit Vermeiden. Sie versuchen, das Sprechen möglichst zu umgehen und ziehen sich so aus der Gesellschaft immer weiter zurück. Andere versuchen, das Stottern zu verschleiern, indem sie zum Beispiel schwierige Wörter umgehen oder Füllwörter nutzen.

In der Selbsthilfegruppe in Neuwied haben Betroffene und Angehörige die Möglichkeit, umfassende Informationen über die Erkrankung zu erhalten und sich auszutauschen. Darüber hinaus werden hilfreiche Tipps gegeben und Techniken erlernt. Neben der allgemeinen Therapie bietet sich hier ein Raum, in dem sich Betroffene sicher und verstanden fühlen.

Auch von Frank Grün konnte Holger Wolf viel Wissenswertes über die Sprechstörung erfahren: “Sprechen ist das Hörbarmachen von Gedanken. Doch Sprache muss fließen und das ist die Herausforderung, vor der wir immer wieder stehen. Beim Stottern handelt es sich um ein oftmals konditioniertes Verhalten. Das schlimmste am Stottern ist die Angst davor. Daher ist es so wichtig, sich nicht zurückzuziehen, sondern möglichst viel zu sprechen. Das Ablesen von Texten fällt einem dabei leichter, als wenn man die zu sprechenden Wörter zuerst noch gedanklich formen muss. Es ist wichtig, dass man uns völlig normal begegnet und schon gar nicht in eine Schublade steckt. Sprechen lernt man nur vom Sprechen und dafür braucht man ein Gegenüber, das einem die notwendige Zeit gibt und zuhört. Leider gibt es für eine begleitende Therapie von Erwachsenen zu wenige spezialisierte Logopäden. Dabei können diese die Reduzierung der Symptome sehr wirksam unterstützen. Heilsversprechen aus der alternativen Medizin versuchen, diese Versorgungslücke für sich zu nutzen und wecken völlig falsche Erwartungen. Nicht selten führt das am Ende zu einem Rückschritt anstelle zum ersehnten Erfolg”, erklärte Grün.



Die Ursache des Stotterns ist nach wie vor nicht ganz klar. Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht um Aufmerksamkeitssuche oder eine “träge Zunge” handelt. Man geht davon aus, dass das Stottern in der Zeit entsteht, in der sich das Kind emotional, geistig und sprachlich am schnellsten entwickelt.

“Die Digitalisierung bringt hinsichtlich der Möglichkeiten zur Teilhabe Chancen und Risiken zugleich“, weiß Holger Wolf. „So bietet die Nutzung von Messengern und Social Media alternative Wege der Kommunikation ohne die Gefahr der leider noch immer anzutreffenden Stigmatisierung. Damit läuft man aber auch Gefahr, sich immer weiter in die digitale Welt zurückzuziehen. In Zeiten zunehmender Sprachsteuerungen von Geräten gilt es zudem, besonders darauf zu achten, dass diese zukünftig von allen Menschen bedient werden können.”

Die Stotterer-Selbsthilfegruppe lädt alle Betroffenen, Angehörigen, Freunde und Interessierten herzlich zur Kontaktaufnahme unter fg@stottern-KO.de ein.



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