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Nachricht vom 20.10.2020    

Berufsverkehr in Rheinland-Pfalz - wie ist die Lage?

Bereits seit Jahren wird sowohl deutschlandweit, in einzelnen Bundesländern als auch in Städten selbst über die Stau-Problematik gesprochen. Rheinland-Pfalz bleibt davon natürlich ebenfalls nicht verschont. Gerade der Berufsverkehr sowie Unfälle sorgen für starke Stauprobleme.

Pixabay.com © nile (CC0 Public Domain)

Der Weg zur Arbeit betrug bereits im Jahr 2014 etwa 26 Minuten im Durchschnitt. Damals fanden Wissenschaftler durch Befragungen heraus, dass etwa jeder zweite Berufstätige mit dem Auto fährt. Es ist daher zumindest damals Verkehrsmittel Nr. 1 gewesen (mit 53 Prozent).

Lediglich 16 Prozent wählten damals die öffentlichen Verkehrsmittel und noch mal so viele gingen zu Fuß zur Arbeitsstätte. Etwa zehn Prozent fuhren mit dem Fahrrad und die weiteren Prozentwerte verteilten sich auf Zugreisende sowie Mitfahrer in anderen Autos.

Schon vor vielen Jahren gab es für die Deutschen kaum eine Alternative zum Auto. So fuhr jeder Zweite mit dem Auto zur Arbeit, obwohl es schon damals hohe Spritpreise, die Gefahr von Unfällen (und damit viel Wartezeit) und viele Staus im Allgemeinen gegeben hat. Für diese Entscheidung gab es Forschern zufolge drei Beweggründe:

• Bequemlichkeit
• Gefühl von Individualität
• und fehlende Alternativen

Sind Alternativen beispielsweise teurer als das eigene Auto, so wird sich kaum jemand zum Umstieg bewegen. Das Geld ist demnach auch eine tragende Rolle. Wichtig ist außerdem, dass die Alternativen (also in der Regel die öffentlichen Verkehrsmittel) auch Zeiten anbieten, die zu den eigenen Fahrzeiten bzw. Arbeitszeiten passen. Wenn das Angebot beispielsweise eingeschränkt wird, kann das auch das Fahrtaufkommen mit dem Auto wieder erhöhen.

Warum ist Umweltschutz kein Grund zum Umstieg?
Die Deutschen fahren also vorrangig aus Bequemlichkeit, aus Gründen der Individualität und wegen fehlender (oder weniger guten) Alternativen mit dem Auto. Warum aber ist Umweltschutz kein Thema für Autofahrer? Nur einige Autofahrer nutzen bewusst andere Verkehrsmittel, um die Umwelt zu schonen. Und das, obwohl alle wissen, dass gerade viele Staus und Fahrzeuge die Umwelt stark belasten.

Städte mit den meisten Staus
In einigen Städten, auch aufgrund der gewaltigen Größe, gibt es natürlich auch auffälligere Stausituationen. Dazu gehören beispielsweise München, Berlin, aber auch Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln und viele weitere Städte. Im Jahr 2019 lag die Stadt München weit vorne, wenn es um stauauffällige Ballungsräume geht. Die Münchner haben 2019 summiert 87 Stunden im Stau gestanden.

Zum Vergleich liegt Berlin bei 66 Stunden, Hamburg bei 48 Stunden. In Stuttgart standen die Bürger 2019 zusammen 42 Stunden im Stau, in Köln 41 Stunden. In Bremen lag der Wert bei 37 und in Frankfurt am Main noch bei 36 Stunden.

Die Probleme sind dabei grundlegend aber allesamt ähnlich. In einem Ballungsraum ist der Verkehr oft eher langsam, teilweise kommt es zum Stillstand. Dadurch ergeben sich in den größeren Städten nicht nur mehr Stau und lange Wartezeiten, sondern auch eine höhere Umweltbelastung.

Wie ist die Lage 2020?
Doch blicken wir nun auf das aktuelle Geschehen im Jahr 2020. Das aktuelle Ausnahmejahr hat auch Einfluss auf das Reiseverhalten und auch den Berufsverkehr. Der ADAC hat dabei Staus an bestimmten Tagen und Wochenenden ausgewertet. Dabei ging es nicht nur um Berufsfahrer, sondern vor allem um Reisende. Diese bedingen sich auf den Straßen jedoch, sodass weniger Reisende auch weniger Staus für Personen bedeutet, die auf dieser Straße zur Arbeit fahren.

Das Fazit des ADAC ist, dass es 2020 weniger Staus als im Jahr 2020 gegeben hat. Das lag einerseits daran, dass wir Deutschen weniger reisen und die Reisewege insgesamt kürzer sind (mehr Fahrten im Inland statt Auslandsreisen). Gleichzeitig gab es auch weniger Reisende aus dem Ausland auf unseren Straßen. Dazu kommt, dass aufgrund der aktuellen Situation auch viele Arbeitnehmer noch vollständig oder zeitweise im Home-Office arbeiten und demnach gar keinem Berufsverkehr gegenüberstehen.

Lage in Rheinland-Pfalz
Blicken wir als nächstes auf das Bundesland Rheinland-Pfalz. Hierzu gab es unter anderem im Jahr 2016 eine Statistik, die sich auf den Berufsverkehr bezog. In Bezug auf das ganze Verkehrsaufkommen fielen 19 Prozent auf die Berufspendler und 15 Prozent auf Geschäfts- und Dienstreisende. Die weiteren Prozent kamen durch Einkäufe, Freizeit, Urlaub und sonstige Fahrten zustande.

Deutschlandweit pendeln 51 Prozent der Arbeitnehmer eine Strecke von unter zehn Kilometern. In Rheinland-Pfalz wiederum liegt dieser Wert statistisch gesehen (in 2016) bei 47 Prozent (also unter dem deutschen Durchschnitt). Am wenigsten Kurzstrecke fahren Personen in Brandenburg und die meisten Kurzstrecken werden in Bremen gependelt.

Bei längeren Fahrten von zehn bis 25 Kilometern liegt Rheinland-Pfalz bei 30 Prozent. In dieser Reichweite pendeln auch die Bürger aus Bremen sehr wenig (23 Prozent), in Berlin wird die Strecke von zehn bis 25 Kilometern daher sehr oft in Kauf genommen (38 Prozent).

Gehen wir eine weitere Stufe nach oben, so pendeln in Rheinland-Pfalz 17 Prozent zur Arbeitsstätte, die zwischen 25 und 50 Kilometer entfernt liegt. Hier wiederum liegen die Berliner weit vorne, von denen nur neun Prozent diese Strecke pendeln müssen. Die meisten Pendler mit der Entfernung leben dagegen in Brandenburg.

Geht es um die längste Strecke, die Arbeitnehmer zu ihrer Arbeitsstätte fahren müssen (über 50 Kilometer), dann liegt Deutschland im Durchschnitt bei fünf Prozent, Rheinland-Pfalz bei sieben Prozent. Die niedrigsten Werte bestehen in Berlin und Hamburg (zwei Prozent), wohingegen Menschen aus Brandenburg erneut am meisten (neun Prozent) pendeln müssen.

Kurze Arbeitswege bedeutet nicht weniger Stau
Dass eine Strecke kürzer ist, bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass die Pendler auch weniger lang unterwegs sind. Auch das zeigen Statistiken eindrucksvoll. Die Distanzstrukturen haben sich nicht wesentlich verändert, aber die Fahrtzeit zumindest damals erhöht. Das lag allen voran an der veränderten Stausituation, die sich wiederum 2020 aufgrund der aktuellen Lage wieder stärker entspannt hat.

Wodurch entsteht der Stau?
Wenn zu viel Verkehr zur gleichen Zeit besteht, entsteht Stau. Doch wodurch wird Stau allgemein ausgelöst? Pauschal lässt sich sagen, dass es an

• Unfällen
• Baustellen
• und allgemein mehr Fahrten

liegt. Tritt ein Unfall auf, kommt es zu einem Stau. Auch Baustellen verzögern den Verkehr, können aber aufgrund von Fehlbremsungen oder wiederum Unfällen auch zum vollständigen Stau führen. Ein weiterer Punkt sind viele Fahrten, was vor allem in Urlaubszeiten der Fall ist sowie morgens und abends zum üblichen Berufsverkehr.

Mögliche Lösungen für die Stauproblematik
Ganz allgemein gesagt sind es Unfälle, Baustellen und allgemein mehr Fahrten, die zu Stausituationen führen. Auf der Mikroebene sind die Gründe aber natürlich weitaus vielschichtiger. Die Nachfrage nach dem Raum im Straßennetz ist sehr groß, Stichwort Sättigungsproblem. Wenn die Kapazität, die eine Straße bietet, überschritten wird, kommt es zu einem Problem. Die Verkehrsinfrastruktur ist überlastet und der Verkehrsfluss kommt zum Erliegen.

Die Nachfrage nach der Infrastruktur wechselt zudem, was unter anderem von den Fahrzeiten, aber auch vom Wetter abhängig ist. Punktuelle Faktoren, wie Baustellen und Unfälle, verschärfen die Situation – verschwinden aber in der Regel wieder als Problemursache.
Psychologische Faktoren lassen sich ebenfalls nur schwer korrigieren. Diese Faktoren sind nicht äußerlich, sondern psychologisch gesehen bei jedem Fahrer vorhanden. Häufiger Spurenwechsel, falsches Verhalten oder Unaufmerksamkeit können zu Kettenreaktionen führen, die wiederum auch die anderen Verkehrsteilnehmer trifft.

Städte führen zur Problemlösung unter anderem Verkehrsbeeinflussungsanlagen ein, damit Staus gar nicht erst entstehen. Durch beispielsweise Kameras werden Situationen erfasst und situativ entschärft (beispielsweise durch die Reduzierung von Geschwindigkeiten oder Öffnung weiterer Spuren).

Auch die Intermodalität ist ein Lösungsansatz, wobei hierbei vor allem das Zusammenspiel aus den verschiedenen Angeboten koordiniert werden muss. Als weitere Alternative wird das Ridesharing bzw. Rideselling untersucht. Dabei geht es vorrangig um Fahrgemeinschaften und Taxi-artige Angebote. Beides existiert bereits, wird aber als Lösungsmodell weiter untersucht und ausgewertet.

Ein weiterer Punkt sind adaptive Ampelsysteme. Mit diesen Beeinflussung durch Ampelanlagen wird der Verkehr smart geführt. So entstehen beispielsweise die bekannten „grünen Wellen“ und der Verkehrsfluss erhöht sich. (prm)



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