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Nachricht vom 09.08.2020    

Stadtbäume in Neuwied durch Hitzewelle in Gefahr

Aufmerksamen Bürgern ist nicht entgangen, dass viele Stadtbäume in Neuwied deutliche Zeichen von Trockenstress zeigen. Die Blätter werden braun und fallen ab, dürre Äste strecken sich in den Himmel und im Extremfall stirbt der ganze Baum. Die Fraktion der Bürgerliste Ich tu´s hat deshalb eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt mit Fragen zur Bewässerung unseres Stadtgrüns und der Stadtbäume im Besonderen.

Baum bei Raiffeisenbrücke. Fotos: privat

Neuwied. „Nach den vergangenen heißen Sommern und dem trockenen Frühjahr stellt die jüngste Hitzewelle eine enorme Herausforderung für unsere Stadtbäume dar. Vitalität und Überleben können nur durch einen entsprechenden Bewässerungsplan gesichert werden.“ begründet Dr. Jutta Etscheidt als Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste ihre Anfrage.

Stadtbäume stehen meist auf Extremstandorten. Sie kämpfen gegen zu kleine durchwurzelbare Räume, ungeeignete oder stark verdichtete Böden, um bis zu 10°C höhere Lufttemperaturen gegenüber außerörtlichen Standorten, diverse Schadstoffemissionen, versiegelte Baumscheiben und Streusalz im Winter. Besonders betroffen sind Jungbäume, deren Wurzeln noch nicht tief genug reichen. Bei der Pflanzung von Jungbäumen wird oft das Anwachsen und die Pflege bis zum 3. Jahr mit der jeweiligen Baumschule vereinbart. Aber gerade bei Jungbäumen sind Dürreschäden bis hin zum Totalausfall zu beobachten. Hier steht die Frage im Raum, ob die vertraglich festgelegte oder die später auf die Stadt übergegangene Bewässerung nicht geklappt hat.

Mit Oliver Spielmann, Gartenfachmann und umweltpolitischem Sprecher der FDP Neuwied, hat sich mit Dr. Etscheidt einige geschädigte Bäume angeschaut. Beide hatten bereits in den Jahren zuvor auf den Trockenstress der Stadtbäume aufmerksam gemacht. „Bei Wassermangel werfen die Bäume vorerst das Laub ab, um die Verdunstung zu reduzieren. Gleichzeitig stellen sie die Photosynthese ein und versetzen sich in eine Art Schlafmodus“, erklärt Spielmann und fügt hinzu: „In dieser Phase sind sie extrem anfällig für Erkrankungen wie Pilzbefall und Fäulnis.“ Geschädigte Bäume verursachen hohe Kosten, da sie durch abgestorbene Äste meist einer Kronenpflege unterzogen oder komplett entfernt werden müssen.

Sollte ein Baum wegen irreparabler Schäden gefällt werden, schließt sich die Frage an, wer für nötige Neupflanzungen die Verantwortung und die Kosten übernimmt. „Dabei sprechen wir nicht nur über die Kosten der Neuanschaffung, sondern auch die der nötigen Pflege einschließlich Schnitt und Bewässerung, bis der Jungbaum einen abgestorbenen älteren Baum ersetzen kann.“ konkretisiert die Bürgerliste und weist darauf hin, dass dies Jahrzehnte dauern kann.



Auch mit der Art der Bewässerung beschäftigt sich die Anfrage. Die Erfahrung anderer Städte zeigt, dass sogenannte Wassersäcke oder Gießringe die Bewässerung wesentlich effektiver gestaltet. Da das Wasser nicht über den ausgetrockneten Boden wegrinnen kann, wird dabei Wasser eingespart. „Wichtig zu wissen war uns auch, ob nur Trinkwasser zur Bewässerung benutzt wird oder ob es Alternativen dazu gibt“, ergänzt Dr. Etscheidt und überlegt gleichzeitig, ob es Möglichkeiten gibt, Regenwasser von großen Dachflächen aufzufangen, was auch die Starkregenproblematik ortsweise entschärfen würde.

Da im Zuge des Klimawandels mit fortlaufend heißem und trockenem Wetter gerechnet wird, stehen die Stadtplaner in naher Zukunft vor der Herausforderung, bei der Stadtbegrünung klimaresistente Pflanzen zu berücksichtigen, die aber gleichzeitig ein Habitat für einheimische Tiere darstellen müssen. „Mit dem gedankenlosen Austausch der einheimischen gegen fremdländische Gewächse ist es dabei nicht getan“, warnt die Fraktionsvorsitzende.

Die Bedeutung der Stadtbäume für das innerstädtische Klima und damit für die Bewohner kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Bäume spenden Sauerstoff, filtern Staub und Emissionen, regulieren als Schattenspender die Temperatur, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, mindern den Schall, fixieren CO2 und absorbieren Strahlung. Sie fördern unsere Lebensqualität, gliedern unseren Verkehrsraum, gestalten Straßen, Plätze und Wohnviertel und sind nicht zuletzt Brut-, Wohn- und Nahrungsstätte zahlreicher Tiere. „Dem Erhalt unserer Bäume sollte deshalb höchste Priorität zukommen.“ schlussfolgert Dr. Etscheidt. Ein auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bäume abgestimmter Bewässerungsplan gehört nach Meinung der Bürgerliste auf jeden Fall dazu. (PM)


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