Buchtipp: „Kelten Kochbuch“ von Ingeborg Scholz
Von Helmi Tischler-Venter
GEWINNSPIEL | Das schön gestaltete Kochbuch ist mit anderen völkerbezogenen Rezeptsammlungen im Verlag „Zauberfeder“ erschienen. Scholz erläutert zu allen Rezepten den historischen Zusammenhang, dazu stellt sie zunächst die keltische Welt gestern und heute vor, bevor sie im Kapitel „Kochtopfarchäologie“ die Lebensweise der Kelten erläutert. Deren naturbelassene, saisonal und regional verwendeten Lebensmittel liegen im Trend, die alten Getreidesorten sind wieder in Supermärkten erhältlich. Die Kuriere verlosen drei Kochbücher.
Dierdorf. Was wir gemeinhin für keltisch halten – König Artus, die Volkskulturen Irlands und Schottlands, wo die gälische Sprache noch tradiert wird – finden nicht die Zustimmung der Wissenschaftler. Aber die zitierten Autoren Kathleen und Ted McIntosh finden: „Die Kelten waren die ersten Europäer“. „Sie waren kein Volk, sondern die Bewohner eines äußerst vielgestaltigen Kulturraumes.“
Ein spätlatènezeitlicher Siedlungsplatz von Köln-Porz beweist, dass die Kelten auch im Gebiet des rheinischen Westerwalds Viehzucht und Ackerbau betrieben. Archäobotanik zeigt, dass die pflanzlichen Hauptkochzutaten Weizen, Dinkel, Einkorn, Emmer, Gerste, Hafer, Roggen, Buchweizen, Hirse, Erbsen, Bohnen, Linsen, Lein und Mohn waren. Neben Wildgemüse kannten die Kelten zumindest den Kohl. Wildkräuter, Pilze, Obst und Nüsse wurden gesammelt. Fleisch war eine Luxusnahrung, hierbei überwogen Schaf und Ziege. Der soziale Stand bestimmte die Qualität der Nahrung.
Das Spannungsfeld reicht über 3.000 Jahre und von der Iberischen Halbinsel bis zu den Karpaten, von Kleinasien bis zu den Britischen Inseln. Diesen weiten Rahmen der keltischen Kultur versucht das Buch schmeckbar zu machen und für heutige Töpfe und Pfannen aufzubereiten. Wir haben einige Rezepte nachgekocht und fanden die Anleitungen mit hilfreichen Tipps der Autorin einfach anzuwenden und schmackhaft.
Die Alltagsküche der Kelten hielt primär Getreidebrei, -fladen und Eintöpfe bereit. Dagegen kamen zu Festzeiten und Gelagen auch Fleisch, Eier und Konfekt auf den Tisch. Saisonal waren fast alle Zutaten, auch Milch und Eier waren nicht durchgehend zu haben und fehlende Kühlmöglichkeit schränkte den Vorrat ein. Daher bestimmten die Jahreszeiten die Rezepturen: Kräutersuppe im Frühling, gebackener Käse mit Wildkräutern im Sommer, gegrillte Forelle im Herbst und Hirsegericht mit getrockneten Pilzen im Winter. Porridge ist vielleicht das keltische Gericht schlechthin.
Kulinarische Inspirationen lieferten zunächst Kontakte zu den Römern, die ganz andere Koch- und Tischsitten einbrachten. Durch die Kolonialisierung Amerikas erreichten neue Gemüsesorten den europäischen Kontinent: Kartoffeln, Tomaten, Paprika, grüne Bohnen, rote und weiße Bohnen, Mais und Kürbis.
Aus Afrika kamen Kaffee und Tee dazu, der „Irish Coffee“ hat es zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Irland nahm in der Phase der Eroberung und Vernichtung der keltischen Kultur eine Schlüsselstellung ein für deren Überleben, indem die Iren die christliche Kultur annahmen. Aus der irischen Küche sind Irish Stew und Soda Bread bekannt.
Keltischsprachige Völker hielten sich im Mittelalter nur noch in Cornwall, Wales und Schottland. Aus diesen Regionen kommen Spezialitäten wie Apple Frushie, Welsh Rabbit und Cornish Pasty. Aus der Bretagne haben sich Buchweizen-Crepes bis heute durchgesetzt.
Erschienen ist das sehr informative 135-seitige Kelten Kochbuch im Zauberfeder Verlag, ISBN 978-3-96481-005-2. www.zauberfeder.de.
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