Werbung

Nachricht vom 19.07.2020    

Schmetterlinge in Nöten

Von Helmi Tischler-Venter

Schmetterlinge sind mit ihrer anmutigen Leichtigkeit der Inbegriff des Sommers. Zurzeit sieht man den kleinen und großen Fuchs, Admiral, Landkärtchen und Weißlinge und hin und wieder einen Bläuling über Wiesen und Gärten gaukeln. Aber die Tagfalter-Bestände brechen ein, seltene Arten sterben aus. Woran liegt der Artenschwund?

Großer Fuchs auf einer Alant-Blüte. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Dierdorf. Der Wandel in der Kulturlandschaft macht auch vor den Schmetterlingen nicht halt. Die intensive Landwirtschaft mit ihrer übermäßigen Düngung und dem massiven Einsatz von Pestiziden lässt auf den genutzten Flächen kaum Raum für artenreiche Randstreifen, Hecken und blumenbunte Wiesen. Unrentable Wiesen und Weinberge werden aufgegeben und verbuschen. Auch in Rheinland-Pfalz stehen viele unserer Tagfalter auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Umweltverbände wie BUND und NABU geben auf ihren Seiten Tipps, wie Sie mehr Schmetterlinge in Ihrem Garten ansiedeln können.

Dr. Andreas H. Segerer von der Naturschutzinitiative (NI) betont, dass der Klimawandel keine Hauptursache des Schmetterlingssterbens in Deutschland ist, sondern lediglich ganz am Rande beteiligt ist.

Segerer, Wissenschaftlicher Beirat und Fachbeirat für Entomologie bei der Naturschutzinitiative e.V. (NI), stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatsammlung München und Autor des mit dem Salus Media Sonderpreis 2019 ausgezeichneten Buch "Das große Insektensterben" berichtet: „In Wirklichkeit beobachtet man einen starken Rückgang auch Wärme liebender Schmetterlinge, viele von ihnen sind zwischenzeitlich vom Aussterben bedroht oder gar nicht mehr nachweisbar. Dies ist anscheinend paradox und dennoch leicht zu erklären und schon seit Jahrzehnten völlig unstrittig klar.“ Da die meisten heimischen Insekten wärmeliebend sind, hätte ihre Zahl mit der Klimaerwärmung ansteigen müssen, aber das Gegenteil ist der Fall.



Auch Dr. Andreas H. Segerer sieht die Hauptursachen des Schmetterlingssterbens in Deutschland in den düngewirksamen Stoffen, die sich zu Luft und zu Wasser über das ganze Land ausbreiten sowie in verdriftenden hochpotenten Insektengiften, selbst in Naturschutzgebieten. Und die immer rascher voranschreitende Zerstörung der über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft durch intensive Landnutzung, Flächenfraß und Zersiedelung lasse den Tieren keinen Lebensraum mehr.

Segerers Fazit: „Das Insektensterben ist in unseren Breiten in erster Linie dem Verlust an chemisch und strukturell integren Lebensräumen geschuldet und nicht dem Klimawandel. Das Insektensterben ist der objektive Spiegel des Niedergangs unserer heimischen Landschaft und Lebensräume.“

Ein Umdenken im Land ist von Nöten, nicht nur bei den Landwirten, die die wichtigsten Naturschützer sind, gleichzeitig aber unter wirtschaftlichem Druck stehen, weil die Verbraucher Lebensmittel zum Niedrigpreis kaufen wollen. Und in privaten Gärten haben Schotterflächen nichts zu suchen. Gerade für Gartenbesitzer ist es einfach, durch insektenfreundliche Bepflanzung den Schmetterlingen eine Heimat zu bieten.

Seit einigen Jahren sieht an zunehmend mehr bunte Randstreifen neben Wiesen oder Feldern, die nicht nur Insekten, sondern auch menschliche Augen erfreuen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung zu einem verträglichen ökologischen Miteinander. htv



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Dierdorf & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Straßensanierung in Neuwied: Vollsperrung der Rheinstraße

In Neuwied steht eine umfassende Straßensanierung bevor. Die Servicebetriebe Neuwied (SBN) erneuern den ...

Konzertabend in Feldkirchen: Michael Knopp lädt zu einem besonderen Erlebnis ein

Am Freitag, 31. Oktober, erwartet die Besucher der Kirche St. Michael in Feldkirchen ein außergewöhnlicher ...

NABU-Umfrage: Rheinland-Pfalz wünscht konkreten Naturschutzplan

In Rheinland-Pfalz ist der Wunsch nach mehr Engagement im Naturschutz groß. Eine aktuelle Umfrage zeigt, ...

Tierschutz Siebengebirge: Tierfreunde aufgepasst, Kalender ist da

ANZEIGE. Der beliebte "Tiere im Glück"-Kalender des Tierschutz Siebengebirge für das Jahr 2026 ist ab ...

Neuwied: Talk im Turm mit Jan Einig und Rainer Zufall ein voller Erfolg

Die Talk-Show "Talk im Turm" in Neuwied, moderiert von Gerd Finkemeier, erwies sich als unerwarteter ...

Unfallflucht an Tankstelle in Oberhonnefeld-Gierend

Am Donnerstag (16. Oktober) ereignete sich auf dem Gelände der Jet Tankstelle in Oberhonnefeld-Gierend ...

Weitere Artikel


W+D: Schutzmaskenproduktion und Entwicklung neuer Maschinen

Der Neuwieder Spezialmaschinenhersteller Winkler + Dünnebier (W+D) sorgt mit einer Neuentwicklung für ...

Deichstadtmeeting: Auf die Plätze, fertig, los!

Nach der Coronapause startete das Lotto-Deichstadtmeeting mit seiner neunten Auflage in Neuwied mit vielen ...

Querbeet startet ins zweite Halbjahr

Fans und Freunde von Querbeet können sich freuen: Auch im zweiten Halbjahr 2020 wartet die Energieversorgung ...

Giershofener Spielplatz mit Spielgeräten ergänzt

Engagierte Bürger des Dierdorfer Stadtteils Giershofen erweiterten in Eigenleistung die Spielmöglichkeiten ...

Nicole nörgelt…über übellaunige Nachbarn

In jeder Nachbarschaft gibt es diese eine Person, die allen anderen ein bisschen seltsam vorkommt. Bisher ...

Deutsch-amerikanisches Stipendium als Herausforderung und Chance

„Seit 1983 ermöglicht das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) alljährlich jungen Deutschen, ...

Werbung