Werbung

Nachricht vom 08.01.2020    

Schon wieder wertvolle Biotope vernichtet

Als Günter Hahn von der Naturschutzinitiative e. V. zu Beginn des neuen Jahres eine Wanderung durch die Gemarkung von Leutesdorf machte, traute er seinen Augen nicht: Eine komplette Streuobstwiese ist verschwunden!

Hier stand einmal eine Streuobstwiese. Foto: privat

Leutesdorf. Unterhalb der Brombeerschänke wuchsen am Waldrand auf einem Wiesengrundstück 19 Obstbäume. Jetzt steht nur noch einer, in dem vor langem ein Hochsitz errichtet wurde. Die Wiese ist aalglatt hergerichtet - so nichts mehr erinnert an die Obstwiese, die noch kürzlich da war. In der Nähe befindet sich ein Bienenstand. Jetzt fehlt den Bienen im Frühjahr die Blüte der Obstbäume. Und die Vögel und die Insekten und der Gartenschläfer und der Igel - wieder ein Stück Lebensraum weg.

Mehr noch. Im Leutesdorfer Wald entdeckte Hahn einen neuen Kahlschlag, den es nach Landeswaldgesetz nicht geben darf: 1,5 Hektar Buchenwald sind platt. Und das im FFH-Gebiet. Ein Stück weiter: ein halber Hektar Anpflanzung von nordamerikanischen Roteichen, weiter oben Douglasien. Beides wurde im geschützten Lebensraum "Waldmeister-Buchenwald" gemacht. Der Bewirtschaftungsplan des Gebietes sowie der forsteigene Fachplan sehen so etwas nicht vor - hier dürfen eigentlich nur einheimische Laubbäume dieses speziellen Waldtyps gepflanzt werden.

Die zuständigen Behörden hat Günter Hahn informiert. Aber nach seiner Erfahrung tut sich da nicht viel. Die Obstwiesen dürfen tatsächlich gerodet werden - wenn denn vorher die artenschutzrechtlichen Bestimmungen geprüft wurden und von der Naturschutzbehörde die Genehmigung vorliegt.



Ob das so ist, hat Hahn aber Zweifel: "Obstwiesen sind von den Naturschutzgesetzen nicht per se geschützt, so wie es die Naturschutzverbände seit vielen Jahren fordern. Dafür aber die Lebensstätten ihrer darin vorhandenen Arten. Die muss man vorher ermitteln. Der Bestand an Streuobstwiesen ist mittlerweile überall stark gefährdet und er gehört zu den artenreichsten Biotopen überhaupt. Auch der Forst besitzt Freibriefe, in dem die 'ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Nutzung' auch durch die Naturschutzgesetze gewährleistet wird. Und wenn Umwelt- und Forstministerium in einem Hause sitzen, wie in Rheinland-Pfalz, wird sich nicht viel ändern.

Denn so lange in der freien Landschaft mit Gewinnerzielungsabsicht produzierenden Gewerbe im gleichen Hause mit dem Umweltministerium sitzen, wird sich trotz aller Bekundungen ihrer Ministerin garnichts ändern. Dass wir ohne biologische Vielfalt nicht existieren können und auch das gesunde Klima ohne biologische Vielfalt nicht funktioniert, kommt nicht an. Grundstückseigentümer denken zumeist an ihren eigenen Nutzen - da steht die biologische Vielfalt hinten an. Der Kommerz diktiert, wo es lang geht." (PM)


Lokales: Bad Hönningen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Kreativer Nachmittag begeistert Kinder

In Bad Hönningen erlebten die zukünftigen Schulkinder des Kindergartenzweckverbands Rheinbrohl, Bad Hönningen ...

Reparieren statt Wegwerfen: Das Repair Café in Neuwied

In Neuwied wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Das Repair Café bietet die Möglichkeit, defekte Alltagsgegenstände ...

Koblenz öffnet Türen zur Justiz: Woche der Justiz vom 23. bis 27. Juni

Wie funktioniert der Rechtsstaat? Wer sorgt für Gerechtigkeit im Alltag? Antworten auf diese Fragen gibt ...

Tornados 2025: Zwischenbilanz zur Saison in Deutschland

Die Tornadosaison 2025 hat nach einem schleppenden Start an Fahrt aufgenommen. Der Deutsche Wetterdienst ...

Sommer-Aktionstage 2025 in der RömerWelt Rheinbrohl mit Mitmachprogramm für Familien

ANZEIGE | Das Erlebnismuseum RömerWelt in Rheinbrohl veranstaltet während der Sommerzeit abwechslungsreiche ...

Buchtipp: "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte

In ihrem historischen Roman "Die Kannenbäckerin" entführt die Westerwälder Autorin Annette Spratte ihre ...

Weitere Artikel


Winter 2020: Chancen auf Schnee stehen weiterhin schlecht

Schon seit Wochen dümpelt der Winter so vor sich hin. Schnee und Eis haben bei der vorherrschenden Wetterlage ...

Erste Neuwieder Klimakonferenz für Jugendliche

Sie beherrschen weltweit die Diskussionen: globale Forderungen für mehr Klima- und Umweltschutz, die ...

Kreismeisterschaften der Sportschützen fanden Abschluss

Zum Abschluss der Kreismeisterschaften der Sportschützen gab es Titel Nummer drei für Iris Zwick von ...

Sekt oder Selters: Nach Sieg könnte Pokalparty beim EHC Neuwied steigen

Wenn sich die Ligaleitung ankündigt und schmückenden Inhalt für die Vereinsvitrine im Gepäck hat, dann ...

Saisoneröffnungsrennen der SRC Biathleten am Notschrei

Auch wenn der erste Schnee in vielen Mittelgebirgsregionen auf sich warten lässt. Der SRC Heimbach-Weis ...

Fortbildung „Pflegefachkraft Diabetes“ erfolgreich beendet

Die zweitägige Kompaktfortbildung „Pflegefachkraft Diabetes“ im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Neuwied ...

Werbung