Werbung

Nachricht vom 06.01.2020    

Schnelle Wiederaufforstung mit Fördergeldern kontraproduktiv

Die Forderung nach einer schnellen Wiederaufforstung mithilfe der angekündigten 800-Millionen-Euro-Finanzhilfe durch den Bund ist aus Sicht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Rheinland-Pfalz kontraproduktiv. „Wir brauchen jetzt nicht schnell viel Geld um irgendwelche Bäume anzupflanzen, sondern gute Konzepte, wie wir mit den Schäden durch den Klimawandel in unseren Wäldern umgehen können“, meint BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub. Sie widerspricht damit auch der FDP-Bundestagsabgeordneten Carina Konrad. Diese hatte kritisiert, dass die Fördergelder des Bundes nicht schnell genug fließen würden.

Symbolfoto

Region. Sie nannte außerdem das Problem, dass die Holzpreise so tief gesunken seien, dass selbst die Entfernung von Schadholz für viele Waldbesitzer zur finanziellen Belastung werde. Hier setzt eine weitere Kritik des BUND an. Die abgestorbenen Bäume sollten aus seiner Sicht stehen gelassen werden. Dies habe viele Vorteile. „Wenn wir den Wald beseitigen, haben wir große Kahlflächen. Durch diese werden die verbliebenen Bäume weiter geschwächt. Sie sind plötzlich deutlich mehr Sonne und Wind ausgesetzt und sterben meist ebenfalls ab. Außerdem ist Totholz im Wald für viele Tier- und Pilzarten von großer Bedeutung. Stehendes Totholz bietet zum Beispiel Fledermäusen und Spechten einen idealen Lebensraum. Auch viele Insekten sind auf Totholz angewiesen. Wenn sich gerade mit dem Holz ohnehin nichts verdienen lässt, ist es auch aus wirtschaftlicher Sicht das Beste, es im Wald stehen zu lassen“, meint Yacoub.

Bei der Wiederbewaldung setzt der BUND auf natürliche Prozesse: Bereits vorhandener Jungwuchs, der oft nicht geschädigt sei, werde ergänzt durch vorhandene Samen, die in den nächsten Jahren keimten. Je nach Standort entwickele sich so eine passende Artenzusammensetzung. Das koste zunächst einmal nichts und verursache wenig Aufwand. Ein Problem dabei sei aber die vorhandene und unnatürlich hohe Dichte aus Pflanzenfressern wie Reh- und Rotwild. Die Lösung dieses Problems liege in erster Linie in einem veränderten forstlichen und jagdlichen Management. Die Jäger/innen müssten endlich so jagen, dass die Wildbestände auf ein waldverträgliches Maß reduziert würden. Unter diesen Umständen könne ein klimafesterer Mischwald entstehen. „Je weniger wir eingreifen, umso eher kann sich durch natürliche Auslese ein standortangepasster Wald entwickeln“, ist Yacoub überzeugt.



Finanziellen Bedarf sieht der BUND also weniger für Wiederaufforstungsmaßnahmen. Stattdessen müsse das Geld für die Aus- und Weiterbildung von Personal eingesetzt werden. Dieses müsse in der Lage sein eine naturnahe Waldentwicklung zu begleiten und eine bodenschonende Einzelholzentnahme umzusetzen. Das Personal der öffentlichen und privaten Waldbesitzer sei aber Jahrzehnte hindurch stark ausgedünnt worden. Die Reviere seien vergrößert worden. Die Holzernte werde meist an Lohnunternehmer abgegeben, die aus Kostengründen rumänische und bulgarische Waldarbeiter beschäftigten, die sich in der Region nicht auskennen.

„Unter den aktuellen Umständen ist die erforderliche naturnahe, bodenschonende Waldbewirtschaftung, die wir in Zukunft brauchen, nicht zu machen“, ist Yacoub überzeugt. „Wenn das Fördergeld dazu genutzt wird, die personelle Situation zu verbessern und auch Kommunal- und Privatwaldbesitzer/innen darin zu unterstützen, eine besonders naturnahe und schonende Waldbewirtschaftung umzusetzen, dann sind sie gut angelegt.“ (PM)



Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


SPD Ockenfels stellt Kandidierende für Gemeinderat und Bürgermeisterwahl vor

Ockenfels. "Unser Listenvorschlag spiegelt einen Querschnitt der Gesellschaft und vor allem der Einwohnerinnen und Einwohner ...

CDU Oberbieber verschenkt Maibäume am 1. Mai

Oberbieber. Die CDU Oberbieber wird anlässlich ihres fünfzigjährigen Jubiläums 50 kleine, selbst gestaltete bunte Maibäume ...

Freie Wählergruppe Melsbacher Bürger stellt Liste für die Kommunalwahl auf

Melsbach. Auf die Liste wurden sechzehn Mitglieder, sowie Freunde der FWG Melsbacher Bürger e.V. gewählt. Die Liste ist ein ...

Thomas Stumpf tritt wieder zur Bürgermeisterwahl in Windhagen an

Windhagen. Damals hatten zum großen Erstaunen lediglich etwa 60 Stimmen gefehlt, um ein völlig neues Kapitel in Windhagen ...

MdB Sandra Weeser (FDP) wird stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss

Die Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz, Sandra Weeser, wird zukünftig als stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss ...

Walk and Talk in Dierdorf: Dialog, Natur und Gemeinschaft trotzen dem Regenwetter

Dierdorf. Die Bürger von Dierdorf ließen sich durch das regnerische Wetter nicht abschrecken, um am "Walk and Talk" teilzunehmen. ...

Weitere Artikel


„Grandpa“ war auf dem Metalkonzert in Andernach

Region. Grandpa berichtet vom Latscho Festival: „Zu dritt machten wir uns auf den Weg quer über den Westerwald, gehüllt in ...

Leiter des Rechnungs- und Gemeindeprüfungsamtes verabschiedet

Neuwied. Lutz Schäfer begann seine berufliche Laufbahn 1977 als Regierungsinspektor-Anwärter bei der damaligen Bezirksregierung ...

Schweißtechnik am technischen Campus Neuwied erweitert

Neuwied. Der komplett neu ausgestattete Bereich Schweißtechnik präsentiert sich mit fortschrittlicher Technik und bietet ...

Über 40 Stunden Hallenfußball zum Jahresauftakt in Westerburg

Westerburg. Los ging’s mit einem der wenigen noch in der Region verbliebenen Turniere für A-Junioren. Sechs Teams spielten ...

Jubilarenehrung beim VdK Bad Hönningen-Rheinbrohl

Bad Hönningen. Auf eine zehnjährige Mitgliedschaft zum Sozialverband VdK konnten in 2019 folgende Mitglieder zurückblicken: ...

Kunsthandwerk Klöppeln, zaubern mit dünnen Fäden

Neuwied. Seit mehr als 400 Jahren ist diese Kunst bekannt. In vielen Ländern der Erde wird geklöppelt. So haben sich viele ...

Werbung