Werbung

Nachricht vom 12.11.2019    

Unkeler Initiativkreis Wider das Vergessen - Begegnung gegen Extremismus

In der Veranstaltung zum Jahrestag der Reichspogromnacht wird der Unkeler Initiativkreis Wider das Vergessen über das Zusammenleben der deutschen und der jüdischen Bevölkerung vor 100 Jahren erzählen. Der Fokus liegt dabei auf dem Appell „Nie wieder!“, der – zum Glück – breiten Zuspruch erfährt.

Unkel. Und doch: Um den nächsten extremistischen Anschlag zu vermeiden, reicht es nicht aus, einmal im Jahr „Nie wieder“ zu sagen. Mehr noch: „Wenn die deutsche Presse über Judenhass spricht, bringt sie diesen oft in Verbindung mit Migranten aus dem Mittleren Osten, und verkennt dabei, dass deutscher Rechtsextremismus eine mindestens genauso große Gefahr darstellt. Wenn wir uns wirklich für ein „Nie wieder!“ stark machen wollen, müssen wir alle miteinbeziehen und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammenbringen.“

Vor drei Jahren fand das erste Projektelement des Unkeler Bürgerparks einen großzügigen Spender: Daniel Pincus, Enkel zweier jüdischer Holocaust-Überlebender aus dem nur 20 Kilometer von Unkel entfernten Meckenheim, spendete einen bedeutsamen Betrag an die Integrationswerkstatt, um damit die Einrichtung eines interreligiösen Gebetsraumes zu finanzieren. Dieser Gebetsraum wurde unterstützt von Pfarrer Arend und der katholischen Kirchengemeinde sowie von der Muslim Jewish Conference in Wien.

Sie alle teilen das Wissen von Pincus und seinen Großeltern, dass der Abbau von Vorurteilen und Hass auf vermeintlich Andersartige nur möglich ist, wenn wir miteinander reden. Dazu bedarf es eines neutralen Treffpunktes als Ort des Kennenlernens der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Diese Begegnung im gemeinsamen Raum ist die Voraussetzung für ein tieferes Verstehen der vermeintlichen Andersartigkeit und ihrer Umdeutung als bereichernde Vielfältigkeit der übergeordneten Gesellschaft.

Die Absicht der Integrationswerkstatt, den Bürgerpark als einen solchen Begegnungsort zu etablieren ist auch der Hauptgrund dafür, dass die Wohltätigkeitsorganisation American Jewish Joint Distribution Committee 14.000 US-Dollar für Personalkosten für soziale Aktivitäten im Bürgerpark zur Verfügung stellte. Ähnlich verhält es sich mit dem Deutschen Integrationspreis, für den das Unkeler Projekt nominiert wurde aufgrund der Betonung des gemeinsamen Begegnungsraumes für alle Bevölkerungsgruppen. „Wir haben zusammen das Passahfest, Ostern, und andere Feiertage begangen als Teil dieses Projektelements und als Zeichen für Unkel als Ort der Toleranz und Offenheit.“



NR-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Nur ein paar Tage nach der Veranstaltung zum mahnenden Gedächtnis der Reichspogromnacht wird wieder die Lenkungsgruppe zusammentreffen, um über die Zukunft des Bürgerparks zu sprechen. Manchen von uns ist es unangenehm, über Religion zu reden; längst ist das Glaubensthema zur Privatsache geworden. Doch die Thematisierung der Religion in der Öffentlichkeit sollte keine lästige Gretchenfrage oder Gewissensprüfung sein. Wer von uns – egal ob dem Atheismus oder einer bestimmten Religion zugeneigt – kann sich wirklich frei von Überzeugungen und Ideologien nennen? Trotz Säkularisierung sind es immer noch unserer Werte und tradierten Glaubenssysteme, die unser Zusammenleben bestimmen.

Deshalb ist der interreligiöse Gebetsraum der Integrationswerkstatt auch nicht als Manifestation einer womöglich missionierenden Gesinnung des Projekts anzusehen. Nein, bei diesem Raum geht es – ebenso wie bei allen interreligiösen und interkulturellen Veranstaltungen – um die Vorbeugung und Bekämpfung extremistischen Gedankenguts sowie um die Förderung des Dialogs aller Bevölkerungsgruppen und die Stärkung der Teilhabe aller Menschen an unserer Gesellschaft. Wir müssen miteinander reden und versuchen, einander zu verstehen, wenn wir wirklich den nächsten Anschlag vermeiden wollen. Ohne entscheidende Schritte, die sich für ein echtes Miteinander einsetzen, droht das „Nie wieder“ als ehrenhafte aber wirkungslose Äußerung wohlgemeinter Worte zu verhallen. (PM)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Unkel & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Einblick in das Leben palästinensischer Christen: Gesprächsabend in Neuwied

Ein besonderes Ehepaar berichtet in Neuwied über das Leben palästinensischer Christen in Israel. Einblicke ...

Großbrand in Gewerbehalle bei Oberraden – Feuerwehr verhindert Schlimmeres

Ein Brand in einer Gewerbehalle im Industriegebiet Oberraden löste am Dienstagmorgen (29. April) einen ...

"Wie et fröher wor": Sonntagsspaziergang über den Steimel zur Paffrather Eiche

Da steht sie noch, groß und stolz: Über Jahrzehnte hinweg gehörte die Paffrather Eiche zu einem markanten ...

PKW brannte auf der A 3 bei Willroth: Mehrere Freiwillige Feuerwehren im Einsatz

Am Dienstag (29. April) wurden die Freiwilligen Feuerwehren Horhausen und Pleckhausen, gegen 19.10 Uhr, ...

Gemeinsame Pläne für Windkraft: SWN und EVM gründen Projektgesellschaft

In Neuwied haben die Stadtwerke Neuwied (SWN) und die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) eine neue Gesellschaft ...

BGW-Fotoausstellung beleuchtet den pädagogischen Alltag in Neuwied

In Neuwied wird der Marktplatz zur Bühne für eine besondere Fotoausstellung. Seit Freitag (25. April) ...

Weitere Artikel


Informationsveranstaltung „Lehramt und Promotion?"

Welche Möglichkeiten bietet mir die Promotion als Lehrer? Kann ich auch als Lehrer noch promovieren? ...

Gefahr von CO-Vergiftungen steigt mit Beginn der Heizsaison

Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen startet Informationskampagne anlässlich der ...

US-Wahlen: Donald Trump und die Bedeutung für regionale Unternehmen

Die nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA sind noch etwa ein Jahr entfernt - ein Ereignis, das auch ...

Ehrungen beim Patronatsfest der Schützenbruderschaft Roßbach

Mit einem Festgottesdienst und einem geselligen Abend feierte die St. Hubertus Schützenbruderschaft Roßbach ...

Karnevalseröffnung in Neuwied mit der kölschen Band "RhingBloot"

Der Festausschuss der Stadt Neuwied e.V. geht neue Wege und lädt hiermit alle Karnevalisten und Interessierten ...

Tag des Theaters an der Alice-Salomon-Schule

Am 5. November führte die Alice-Salomon-Schule Linz/Neuwied unter der Leitung von Dr. Thomas Schweikert ...

Werbung