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Nachricht vom 03.09.2019    

Klimastabil, historisch und ertragreich

Zur jährlichen großen Lehrfahrt des Kreiswaldbauvereins Neuwied konnte die Vorsitzende, Dr. Gisela Born-Siebicke, mehr als vierzig Mitglieder zu früher Stunde im Bus begrüßen. Die Fahrt bei besten sommerlichen Witterungsverhältnissen hatte Cochem an der Mosel und das dortige Forstamt zum Ziel.

Die Besucher ließen sich das Konzept der nachhaltigen Holzernte erklären. Foto: Privat

Kreis Neuwied. Im Forstrevier Hochpochten im Hunsrück hieß Revierförster Michael Fohl die Gäste willkommen und erläuterte in einer mehrstündigen Waldbegehung das Bewirtschaftungskonzept für ca. 600 Hektar Staatswaldfläche. Seit preußischen Zeiten im 19. Jahrhundert wurden artenreiche Mischwälder auf ehemaligen Ödlandflächen aufgebaut und sorgsam erhalten. Diese zeigen sich heute als sehr resistent gegen den Klimawandel. Zudem setzt Förster Fohl weitgehend auf Naturverjüngung aller vorhandenen Baumarten ohne Schutzzäune. Voraussetzung hierfür ist eine intensive Bejagung des Rehwildbestandes und die kontinuierliche Pflege des Jungwuchses.

Beeindruckende Waldbilder bot ein Eichen-Altbestand, der auf einer ehemaligen Ödlandfläche um 1850 angelegt wurde. Durch angepasste Freistellung der Eichennaturverjüngung von der dominierenden Buche soll hier langfristig die Eiche erhalten werden. Unter dem Schirm alter Fichten wurden in einer weiteren Forstabteilung Weißtannen und Buchen in einzelnen Klumpen als nachfolgende Baumart gepflanzt. In einem 35-jährigen Roteichenbestand wurden vereinzelt Wildkirschen nachgebessert und anschaulich als Z-Bäume freistellt und geastet. Den Abschluss bildete ein 160-jähriger Weißtannenbestand, der sich in natürlicher Verjüngung befand.

An dieser Stelle erläuterte Fohl noch einmal kurz sein Jagdkonzept für diesen Staatswaldbereich: Ziel ist es, die Haupt- und Mischbaumarten im Revier wie Buche, Eiche, Esche, Ahorn, Wildkirsche, Weißtanne, Fichte und Douglasie möglichst ohne Schutzmaßnahmen natürlich zu verjüngen. Seit Anfang der 1990er Jahre wurde der Rehwildabschuss von fünf Stück je 100 Hektar kontinuierlich bis zu 25 Stück je 100 ha erhöht. Um die Strecke zu erreichen, wird in der wildaktiven Zeit Anfang Mai mit vier Sammelansitzjagden begonnen und in der Drückjagdsaison im Herbst finden übergreifende Bewegungsjagden statt. Seitdem konnte der Verbiss bei den natürlich verjüngten Eichen, Edellaubhölzern und Weißtannen auf ein Minimum reduziert werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht lässt sich langfristig durch den Verzicht auf Pflanzung und Zaunbau mit diesem Jagdkonzept im Forstrevier Hochpochten ein Überschuss von 135 € pro ha generieren.



Nach diesem lehrreichen Einblick in einen Wirtschaftswald, der alle Waldfunktionen gut in Einklang bringen kann, hatten die Teilnehmer großen Gesprächs- und Erholungsbedarf. Mit der Cochemer Sesselbahn ging es hinauf zum Aussichtspunkt mit Kaffee und Kuchen. Alle wurden belohnt mit einem herrlichen Blick auf die Burg Cochem und die Stadt im Moseltal
Den Abschluss des eindrucksvollen Reisetages bildete der einordnende Gedankenaustausch mit dem Dierdorfer Forstamtlsleiter Uwe Hoffmann und dem Dierdorfer Privatwaldbetreuer Dieter Steinebach während des gemeinsamen Abendessens in Kaisersesch.

Sicherlich sind die waldbaulichen Voraussetzungen in den klein strukturierten Mitgliedsbetrieben des Kreiswaldbauvereins Neuwied sehr viel herausfordernder. Aber die Grundprinzipien der standortangepassten Baumartenmischung bei gleichzeitig bodensparender Verjüngung der Bestände in Hochpochten sind ein ermutigender Ansporn, die eigenen Waldbilder zeitgemäß fortzuentwickeln.


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