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Nachricht vom 27.07.2019    

Waldbesitzer suchen Wege aus der Krise

Trockenheit, Käferplage und schwierige Holzmärkte erfordern vollen Einsatz. “Wenn wir jetzt nicht handeln, sieht es um unsere Wälder nicht mehr gut aus“, so schilderte die Vorsitzende des Kreiswaldbauvereins Neuwied, Dr. Gisela Born-Siebicke, den etwa 100 Mitgliedern und Gästen der Mitgliederversammlung des Vereins in Hausen am 26. Juni, die teilweise prekäre aktuelle Situation in der Wald- und Holzwirtschaft.

Forstamtsleiter Uwe Hoffmann und die Vorsitzende Dr. Born-Siebicke

Neuwied. Nach mehreren Sturmereignissen, der Trockenheit in 2018 und 2019 und den strukturellen Schwierigkeiten des Kleinprivatwald sei der Handlungsbedarf bei den privaten und kommunalen Waldbesitzern, aber auch der Politik auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene äußerst groß. Deshalb habe man für diese Mitgliederversammlung neben den üblichen Regularien besonders auch den Gedankenaustausch mit kompetenten Ansprechpartnern und Experten vorgesehen.

Dr. Schuh: „Diese Aufgabe können wir alleine nicht stemmen“
Der Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes Rheinland-Pfalz, Dr. Wolfgang Schuh, schilderte die wachsenden Trockenheits- und Borkenkäferschäden vor allem bei den Fichtenbeständen, mittlerweile aber auch bei Douglasien, Kiefern und sogar im Laubwald bei Buchen und Eichen. Alle Waldbesitzer seien deshalb aufgefordert, geschädigte Bäume zügig einzuschlagen und zur Verminderung des Befallsdrucks durch Insekten möglichst schnell aus dem Wald zu entfernen.

Hierzu erfolge unter enger Begleitung durch die Forstämter eine vorrangiger Einsatz der Holzerntemaschinen auf den geschädigten Waldflächen und für den raschen Abtransport des Holzes aus den Wäldern. Leider habe der um rund 30 Prozent gestiegene Holzeinschlag im gesamten mitteleuropäischen Raum die Holzmärkte massiv unter Druck gesetzt. Der Waldbesitzerverband setze sich deshalb nachdrücklich für eine direkte staatliche Unterstützung der Holzwerbung, aber auch der anschließenden Wiederaufforstung ein.

Zwischenzeitlich habe es dazu eine Einigung zwischen der Landesregierung und der Forstwirtschaft gegeben. Die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten des Landes seien allerdings deutlich spürbar. Deshalb hoffe man auf eine Unterstützung seitens des Bundes. Immerhin gehe es darum, die Wälder in ihrer Funktion als CO2-Speicher für den Klimaschutz und in ihrer wichtigen Bedeutung für den Wasser- und Artenschutz zu erhalten. Dazu müssten trockenheitsresistentere Laub- und Nadelbäume neu angepflanzt und mehrjährig gepflegt werden. Diese Aufgabe könnten die Waldbesitzer allein nicht stemmen. Die aktuellen Schäden seien mit großen Vermögensverlusten für die betroffenen Familien aber auch die waldbesitzenden Kommunen verbunden.

Uwe Hoffmann: „Wenn wir gemeinsam handeln, hat der Wald eine Zukunft“
Der Leiter des Forstamtes Dierdorf, Uwe Hoffmann, knüpfte an diese Argumentation an und schilderte die konkreten Konsequenzen der Krisensituation für die Wälder im Kreis Neuwied. Die Revierförster und Privatwaldbetreuer seines Forstamtes seien mit großem Engagement dabei, die befallenen Waldbestände zu durchforsten, neues Pflanzgut zu besorgen und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft reibungslos zu gestalten.

Er bat vor allem auch die Mitbürger um Verständnis für den vermehrten Einsatz von Holzerntemaschinen in den Wäldern – zum Teil rund um die Uhr. Für ihn sei auch die gute Zusammenarbeit mit dem Kreiswaldbauverein wichtig, um die besonders schwierige Koordination der vielen kleinen Privatwaldbesitzer zu bewerkstelligen. Zugleich erläuterte er den völligen Neuaufbau der Holzvermarktung für die kommunalen Wälder, ausgelöst durch ein Kartellamtsverfahren. Die Holzvermarktung erfolge nun nicht mehr über die Forstämter, sondern über neu gegründete Unternehmen der Kommunen. Deren Neuaufbau werde zügig vorangetrieben.



Kommunale Holzvermarktung bleibt kooperativ
Martin Graef und Jörn Michael Volk, Geschäftsführung der Holzvermarktungsorganisation Westerwald-Rhein-Taunus, schilderten diesen Neuaufbau mit seinen gravierenden Folgen für die Strukturen der Forstämter. Sie zeigten sich aber optimistisch, sehr bald das operative Tagesgeschäft beginnen zu können. Dabei sei es immer auch das Ziel, neben den Holzmengen der kommunalen Wälder zusätzlich die Holzernte im Kleinprivatwald mit vermarkten zu können. Allerdings erschwere das Zusammenführen vieler kleiner Mengen den direkten Zugang zu ihrem Unternehmen, welches in Zukunft mehr als 200.000 Kubikmeter Holz je Jahr absetzen soll.

Bürgermeister Hans Günter Fischer: „Kleinprivatwaldbesitzer werden vor Ort durch ein LEADER-Projekt unterstützt“
Dieses Problem griff der ehemalige Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Rheinland-Pfalz und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz, Hans Günter Fischer, auf und erläuterte das gemeinsame Projekt der Verbandsgemeinden Unkel, Linz und Bad Hönningen im Rahmen der ländlichen Strukturförderung (LEADER) für die circa 12.000 bis 13.000 kleinen Waldbesitzer in diesen drei Verbandsgemeinden.

Die Verbandsgemeinden werden die notwendige Ko-Finanzierung der EU-Mittel für eine dreijährige Förderperiode zur Verfügung stellen. Dadurch wird es möglich, mit fachlicher Unterstützung eines Forstdienstleisters die gegenwärtige Situation in den Waldbeständen dieser durch Realabteilung äußerst kleinteiligen Besitzstruktur zu erfassen, einen forstlichen Entwicklungsvorschlag zu machen und strukturverbessernde Maßnahmen zu unterstützen. Falls es gelingt, auch mit Unterstützung des Kreiswaldbauvereins und seiner Mitglieder, das Interesse für den eigenen Wald in der Bürgerschaft der drei Verbandsgemeinden wieder deutlich zu beleben, könne vielleicht sogar eine gemeinsame Waldbewirtschaftung zum Beispiel auf genossenschaftlicher Basis entwickelt werden.

An diese Vorträge schloss sich eine intensive Diskussion über die aktuellen Hilfsmaßnahmen und deren Ausgestaltung, aber auch die perspektivische Arbeit im Rahmen des LEADER-Projektes an. Dabei wurde deutlich, wie groß das Interesse der privaten sowie der kommunalen Waldbesitzer an einer Stabilisierung der heimatlichen Wälder ist und welche Bedeutung dieses Engagement zum Beispiel für die Klima-und Umweltqualität des Kreises Neuwied hat.

Mit einem großen Dank für die fachlich bestens vorbereiteten Referenten aber auch die engagierten Mitglieder schloss die Vorsitzende, Dr. Born-Siebicke, die Mitgliederversammlung. Sie wies dabei auf die nächsten Fortbildungsveranstaltungen und die große Waldlehrfahrt am 28. August in die Eifel hin.


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