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Nachricht vom 19.06.2019    

Mit Pressluft und Taucheranzug: Brunnen von 1922 saniert

Im langen, trockenen Sommer vergangenes Jahr wurde in vielen Regionen Deutschlands das Wasser knapp. Nicht im Engerser Feld. Es hat genug Reserven, selbst wenn monatelang kein Regen fällt. Diese Reserven können künftig noch besser genutzt werden. Die Stadtwerke Neuwied haben dazu einen alten Schachtbrunnen saniert. Dazu brauchte es auch Industrietaucher.

Drei Meter breit und 16 Meter tief ist der Brunnenschacht in der Hafenstraße. Mit Hilfe von Tauchern wurde der Brunnen saniert, so dass nun aus größerer Tiefe Wasser ins Netz gepumpt werden kann. Foto: SWN

Neuwied. Es ist eng, es ist kalt. Ein paar Baulampen erhellen den Schacht in der Hafen-straße, der 16 Meter unter der Erde geht. Dort macht sich auf einem kleinen Podest ein Mann bereit. Die Arbeitskleidung: ein dicker, isolierender Overall, darüber ein Anzug aus dickem Gummi. Ein Kollege setzt ihm den Helm aus Stahl auf und arretiert ihn am Anzug. Funktionieren Pressluft und Funk? Sein Daumen geht hoch, ein „Alles klar!“ schallt über die Lautsprecher in den Schacht, dann steigt der Taucher ab. Er arbeitet vier Meter unter der Wasseroberfläche und sammelt dicke Kieselsteine ein, die auf dem Schachtgrund liegen. Wie lange dauert die Schicht? „Bis ihm zu kalt wird“, sagt sein Kollege locker. „Also etwa zwei Stunden.“

Über das Zwischenpodest des Schachts werden die Kieselsteine eimerweise nach oben gebracht. Die Kommandos der Industrietaucher sind präzise und kurz, sie schallen laut und klar durch den Schacht: Jeder muss an jeder Stelle wissen, was gerade passiert. Das ist wichtig für die Sicherheit.

Oben liegt bereits ein ganzer Container ausgedienter Rohrleitungen zur Entsorgung. „Das ist natürlich eine mühevolle Handarbeit, wenn man solche Schachtbrunnen bis zur Sohle reinigen möchte“, erklärt Bereichsleiter Bernd Essing von den SWN. „Gleichzeitig wollen wir tiefer ins Grundwasser. Die Altleitungen kommen raus, dann werden die Saugleitungen verlängert, um bei Trockenheit die Wassergewinnung auch aus größerer Tiefe zu sichern.“



Fünf Brunnen betreiben die SWN im Engerser Feld. Vier davon wurden erst zwischen 1960 und 1984 gebohrt und fördern aus Tiefen zwischen 20 und 24 Metern. Der fünfte Brunnen, der jetzt saniert wird, stammt aus dem Jahr 1922 und ist als einziger über den Schacht begehbar: „Heutzutage wird nur noch gebohrt, weil der Aufwand deutlich geringer ist, als einen Schacht im Durchmesser von mehr als drei Metern anzulegen, der dann mit Ziegeln ausgemauert wird.“

Obwohl der Brunnen fast 100 Jahre alt ist, erfüllt er nach wie vor seinen Zweck: „Das sind Bauwerke für die Ewigkeit“, sagt Essing. „Natürlich ist die Bevölkerungszahl auch gewachsen, so dass später weitere Brunnen notwendig wurden. Von 1900 bis 2000 hat sich die Zahl der Neuwieder quasi verdoppelt, viele Indust-rie- und andere Betriebe kamen hinzu.“

Heute liefern die Brunnen Wasser für rund 70.000 Menschen in der Stadt, jede Stunde gehen 700 Kubikmeter durch das Leitungsnetz. Der heiße Sommer 2019 war extrem, mit 5 Millionen Kubikmeter Wasser wurden 400.000 mehr als im Jahr davor benötigt. „Wir müssen uns darauf einrichten, dass diese Extremwetter zunehmen. Das ist Teil der Daseinsvorsorge.“ Und der alte Brunnen kann jetzt weitere Jahrzehnte seinen Dienst tun.


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