Im Trauercafé gute Zuhörer und Hilfe gefunden
Fast zwei Jahre sind vergangen, seitdem sich Susanne Klein das erste Mal auf den Weg gemacht hat, um das Trauercafé des Neuwieder Hospizvereins zu besuchen. Nur wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes hatte sie das Gefühl, dringend mit jemanden reden zu wollen. „Am Anfang fragten ja noch alle Bekannten, wie es mir geht. Aber das wurde irgendwann weniger und ich hatte das Gefühl, dass sie nicht immer wieder mit meiner Trauer konfrontiert werden wollen“, erinnert sich Klein.
Neuwied. Ihre Tochter hatte sie damals auf das Trauercafé des Hospizvereins aufmerksam gemacht. „Ich kann es ja einmal ausprobieren“, hatte sich Susanne Klein damals gedacht. Aus dem Ausprobieren sind nun zwei Jahre geworden. Zwei Jahre, in denen sie kein Trauercafé versäumt hat. Denn Susanne Klein fand dort genau das, wonach sie gesucht hatte: Menschen, die zuhören und die sie verstehen. Darüber hinaus entwickelten sich noch gute Freundschaften mit zwei anderen trauernden Frauen.
Eine von ihnen ist Regine Fischer. Vor rund drei Jahren hatte sie ihren Mann verloren, ein Jahr später verstarb ihre Mutter, die sie nach dem Tod ihres Mannes zu sich geholt hatte. „In der Zeit, als meine Mutter bei mir war, hatte ich keine Zeit zu trauern. Es gab so viel zu tun“, erzählt Fischer. Als dann aber auch ihre Mutter verstarb, fiel sie in ein Loch. „Da ging dann gar nichts mehr“ erinnert sich die Neuwiederin. Ihre Pfarrerin hatte sich nach Hilfe für sie umgehört und sie schließlich auf das Trauercafé aufmerksam gemacht. „Ich wusste, dass es einen Hospizverein gibt. Aber dass dort auch Trauernde hingehen können, das wusste ich nicht“, sagt sie.
Also rief sie dort an. „Kommen sie einfach vorbei“, hatte man ihr damals gesagt. Noch heute ist Regine Fischer ihrer Pfarrerin für diesen Tipp dankbar. „Manchmal braucht man jemanden, der einen anschubst“, sagt sie. Und so lernte Regine Fischer im Trauercafé auch Susanne Klein (beide Namen geändert) kennen. „Ich wusste sofort, dass wir uns verstehen“, erinnert sie sich. Von dort an trafen sich die Frauen zum gemeinsamen Essen, Bummeln und auch, um alle zwei Wochen das Trauercafé zu besuchen.
Wenn Fischer und Klein immer wieder auch von ihrer Trauer eingeholt werden, die Gespräche auf die Verstorbenen kommen, so können sie heute sagen: „Uns geht es jetzt gut“. Der Besuch im Trauercafé hat ihrer Meinung dazu beigetragen. „Es ist jedes Mal anders. Jeder kann zu Beginn sagen, wie er sich fühlt und die Trauerbegleiter haben immer wieder neue Ideen und Methoden, mit denen Emotionen zum Ausdruck gebracht werden können“, berichtet Susanne Klein. Ihre anfängliche Skepsis, vor fremden Menschen ihr Herz auszuschütten, war schnell verflogen. „Die Männer und Frauen, die hierherkommen, haben ja alle ein ähnliches Schicksal“, sagt sie. Man vertraut sich, weiß, wovon der andere spricht oder wie er sich fühlt. Nicht zuletzt würden die vier Trauerbegleiter Brigitte Metzler, Marion Meffert, Ernst Neumann und Beatrix Knab, die in Neuwied abwechselnd das Trauercafé leiten, die Gespräche einfühlsam lenken und hilfreiche Impulse setzen.
Für Susanne Klein ist es nach zwei Jahren an der Zeit, sich vom Trauercafé zu verabschieden. Sie kann diesen Abschnitt mit guten Gefühl hinter sich lassen. „Es hat mir gutgetan, Zuhörer zu finden und für andere Zuhörer gewesen zu sein“, sagt sie. Und die Sonntage, an denen sie sich seit dem Tod ihres Mannes immer so einsam gefühlt hat, gehören dank Regine Fischer nun auch der Vergangenheit an.
Das Trauercafé findet alle zwei Wochen dienstags von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Geschäftsstelle des Neuwieder Hospizvereins, Engerser Straße 55, statt. Weitere Trauercafés bietet der Neuwieder Hospizverein in Dierdorf und in Linz an. Mehr Infos im Internet unter www.neuwieder-hospiz.de oder unter Telefon 02631/344 214.
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