ViaSalus Dernbach: Krisensitzung in großer Runde
Am Medienrummel im Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Koblenz war leicht abzulesen, welche Bedeutung die Pressekonferenz der Katharina Kasper ViaSalus GmbH für die Region Rhein-Westerwald, aber auch für Hessen und NRW hat. Denn nach der Bekanntgabe des Insolvenzantrages und der Zustimmung des Amtsgerichts Montabaur, dieses zunächst in Eigenverantwortung durchzuführen, geht es um rund 3.200 Arbeitsplätze, die an den Standorten in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen beschäftigt sind. 615 Arbeitsplätze davon sind alleine im Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach betroffen.
Dernbach/Koblenz. Zur Pressekonferenz waren Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Gesundheitsministerin aus Rheinland-Pfalz, der neue Geschäftsführer der ViaSalus GmbH, Dr. Reinhard Wichels, sowie der Sachwalter Dr. Rainer Eckert erschienen. Vor der Pressekonferenz wurde hinter verschlossenen Türen mit den Beteiligten die aktuelle Situation der Via Salus besprochen, an diesem Gespräch nahmen auch die Landräte aus den Landkreisen Cochem-Zell und des Westerwaldkreises, Manfred Schnoor und Achim Schwickert, sowie Michael Mahlert, der 1. Kreisbeigeordnete des Kreises Neuwied teil.
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler erklärte eingangs, dass man auch im Ministerium von der drohenden Insolvenz von ViaSalus total überrascht worden sei. Deswegen habe man, um eine schnellstmögliche Transparenz zu erreichen, Gespräche mit den betroffenen Landräten, den Bürgermeistern, den Landtagsabgeordneten und dem Betriebsrat geführt. Dabei haben im Besonderen die Arbeitsplatzsicherung und die Versorgungssicherheit gestanden, sowie die Sicherung und der Erhalt der Standorte der Einrichtungen. Die Ministerin sagte zu, die mögliche Unterstützung durch die Landesregierung mit dem Krankenhausstrukturfond zu prüfen, als weitere Unterstützer sollen die Krankenkassen ins Boot geholt werden. Sabine Bätzing-Lichtenthäler: „Die Landesregierung steht an der Seite der Mitarbeiter und der Patienten.“
Dr. Reinhard Wichels, der neue Geschäftsführer der ViaSalus, gab zu Bedenken, dass er erst vor fünf Tagen zum Geschäftsführer berufen wurde, deshalb intensiv dabei sei, sich einen Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen. Dr. Wichels erklärte, dass durch den frühen Schritt, die Sachverwaltung über die Insolvenz zu beantragen, ein geordneter Verlauf der Insolvenz gewährleistet ist. Bei diesem Verfahren werden in den folgenden drei Monaten die Löhne und Gehälter von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt, dadurch ist die ViaSalus GmbH ist in der Lage, liquide Mittel zu erwirtschaften, um den Geschäftsbetrieb weiterführen zu können. Das ist der Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren, wo der Insolvenzverwalter praktisch jede Ausgabe genehmigen muss. In den nächsten drei Monaten ändert sich also für die Beschäftigten zunächst nichts.
Dr. Wichels führte weiter aus, dass die ViaSalus auf drei Säulen steht, die Krankenhäuser, die Pflegedienste und die Alten- und Seniorenpflege. Die relevanten Defizite wären im Wesentlichen durch das Betreiben der fünf Krankenhäuser entstanden, wobei das St. Martinus Krankenhaus in Düsseldorf davon ausgeschlossen sei. Die Bilanzen in der Alten- und Seniorenpflege wären ausgeglichen, können dementsprechend nicht die Defizite bei den Krankenhäusern ausgleichen.
Dr. Wichels habe sofort nach seiner Berufung zum Geschäftsführer den Weg in die Standorte gewählt. Die Mitarbeiter würden voll engagiert hinter dem Unternehmen stehen und sind motiviert, hätten auch keine Angst vor Veränderungen. Trotzdem bleibt natürlich immer die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes im Kopf. Bis Ende März will Dr. Wichels einen Zukunftsplan erstellt haben, dann wäre auch klar, in welche Richtung es weitergeht.
Ein Verkauf oder eine Zerschlagung des Unternehmens könne natürlich nicht kategorisch ausgeschlossen werden, soll aber unter allen Umständen vermieden werden. Es könnten auch einzelne Unternehmensteile veräußert werden, jeder Standort würde genau geprüft. Seit 2016 sei eine wirtschaftliche Veränderung der Finanzlage feststellbar gewesen, die sich in 2018 verschärft habe. Zurzeit wäre es zu früh Verantwortlichkeiten für die Miesere zu benennen, erhebliche Bauverzögerung und Chefarztwechsel hätten auch dazu beigetragen.
Für 2018 geht Dr. Wichels bisher von einem defizitären Finanzergebnis von rund 12 Millionen Euro aus. Da aber alle Risiken noch nicht in die Berechnung eingeflossen sind, kann sich der Betrag noch auf bis zu 20 Millionen erhöhen. Die Sanierung eines Krankenhauses kann bis zu 24 Monaten dauern, Dr. Wichels hofft, dass ViaSalus ab April Löhne und Gehälter wieder selbst zahlen kann, denn „die Kasse sei nicht leer.“ Der Restrukturierungsplan soll bis Ende März stehen, der Geschäftsführer betonte, dass er ganz fest an den Erhalt der Standorte glauben würde. Dem Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach stellte Dr. Wichels eine gute Prognose, da dieses gut fragmentiert sei und die Sanierung schneller abgeschlossen sein könne.
Natürlich wird auch nach dieser Pressekonferenz das Damoklesschwert der Insolvenz weiter über die ViaSalus GmbH schweben. Man hatte das Gefühl, das dort nicht nur Zweckoptimismus verbreitet wurde, das Bemühen, möglichst ein gutes Ende herbeizuführen, war bei allen Beteiligten jedenfalls deutlich spürbar. wear
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