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Nachricht vom 15.01.2019    

Extremwettermanagement der Landwirtschaft

Zur achten Veranstaltung der Vortragsreihe „LANDreisen“ konnte Achim Hallerbach, Landrat des Landkreises Neuwied und zuständiger Dezernent für den Fachbereich Landwirtschaft wieder einmal zahlreiche Gäste aus Land- und Forstwirtschaft begrüßen. Entscheidungshilfen zum Extremwettermanagement der Landwirtschaft war Thema.

Von links: Ulrich Schreiber (Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Neuwied), Landrat Achim Hallerbach, Thomas Ecker (Kreisverwaltung Neuwied, Landwirtschaftsabteilung), Hella Holschbach (Vorsitzende der Landfrauen Kreisverband Neuwied), Dr. Rolf Lessing, Geschäftsführer der DELPHI IMM GmbH, und Dr. Thorsten Ulbrich, Julius-Kühn-Institut. Foto: Kreisverwaltung

Neuwied. Als der Landrat vor einem knappen Jahr - als es nicht aufhören wollte zu regnen - dem Team der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung Neuwied vorgeschlagen hatte, einmal eine Veranstaltung zum Thema „Klimawandel und Landwirtschaft“ vorzubereiten, konnte noch niemand ahnen, dass das Jahr 2018 die Land- und Forstwirte mit der am längsten andauernden Dürreperiode seit 1976 plagen sollte.

„Ein Wetterverlauf, der den Winzern die Weinfässer füllte, führte in der Landwirtschaft jedoch zu teils drastischen Ertragseinbußen. Zahlreiche Betriebe müssen ihre Viehbestände reduzieren, weil es an Futter mangelt. Die Herbstbestellung in die ausgetrockneten Böden konnte nur mit deutlich erhöhten Aufwendungen an Energie und Materialverbrauch bewältigt werden. Insbesondere bei den Rapssaaten waren häufig sehr lückenhaft aufgelaufene Bestände zu beklagen“, resümierte Achim Hallerbach in seiner Einführung.

Aber auch die Nöte der Forstwirte hatte der Landrat im Blick. „Neben Einschränkungen im künftigen Holzzuwachs führte die Massenvermehrung von Schädlingen, wie Borkenkäfer in Fichtenbeständen und die Douglasien-Gallmücke zu langfristigen Baumschäden oder zur Notwendigkeit der vorzeitigen Holzernte bei halbierten Marktpreisen“, bilanzierte Hallerbach die wirtschaftliche Situation der Forstbetriebe. „Mit dieser Veranstaltung möchten wir Sie über künftige Entscheidungshilfen in ihrer täglichen Arbeit informieren, damit Sie dem Wetter in Zukunft nicht gänzlich hilflos ausgeliert sind!“, sprach der Landrat den Land- und Forstwirten Mut zu und erteilte den Referenten das Wort.

Dr. Thorsten Ulbrich vom renommierten Julius-Kühn-Institut (JKI) stellte zunächst das Verbundprojekt „Extremwettermonitoring und Risikoabschätzungssystem zur Bereitstellung von Entscheidungshilfen im Extremwettermanagement der Landwirtschaft“ (EMRA) vor. Dabei haben sich Wissenschaftler vielfältiger Disziplinen vor einem guten Jahr zu einem Verbundvorhaben zusammengefunden. Ziel ist die frühzeitige Erkennung witterungsbedingter Risiken, um daraus betriebsindividuelle Entscheidungsempfehlungen für die landwirtschaftlichen Betriebe zu entwickeln. In einer bundesweiten Umfrage wurde das Schadpotential bisheriger Extremwetterszenarien in Acker- und Obstbau erfasst und eine Rangfolge auf die Ertragswirkung erstellt. Dabei zeigte sich, dass der Ackerbau vorrangig unter Trockenheit und der Obstbau unter Hagel und Frost zu leiden hatte. Im nächsten Schritt werden Entscheidungshilfen zu den einzelnen Wetterrisiken erarbeitet, um diese dann zu einem interaktiven Informationsknoten zu verknüpfen.



Wie diese Daten erfasst, in ihren Wechselwirkungen verarbeitet und anschließend dem Landwirt als Entscheidungshilfe zur Verfügung gestellt werden, war Inhalt des Vortrages von Dr. Rolf Lessing, Geschäftsführer der „DELPHI IMM GmbH“, einem Dienstleister von Geoinformationen und kundenorientierten Geo-IT-Lösungen.

So werden die Vegetationsdaten der Kulturarten einzelner Schläge mit wöchentlichen Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich und aktuellen Wetterprognosen verknüpft, um daraus produktionstechnische Empfehlungen abzuleiten und den Landwirtschaftsbetrieben zur Verfügung zu stellen – quasi ein Frühwarnsystem für witterungsbedingte Gefährdungslagen. Der promovierte Bodenkundler und Projektpartner von EMRA konnte in der anschließenden Diskussion die Befürchtungen der missbräuchlichen Verwendung von betriebsindividuellen Anbaudaten zerstreuen. „Es sind Ihre Daten! Eine Nutzung durch Dritte schließe ich aus! Wir stehen in einer Geschäftsbeziehung von Unternehmer zu Unternehmer!“, so Dr. Lessing.

In seinem Schlusswort bedankte sich Thomas Ecker von der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung Neuwied bei den Referenten dafür, dass sie ihren Zuhörern einen Blick in die Zukunft der Verknüpfungsmöglichkeiten von betriebsindividueller, natürlicher Bewirtschaftungsgrundlage, Witterungsverläufen und Wetterprognosen gewährt haben. „In der Bilanzierung zahlreicher Experten zur landwirtschaftlichen Produktion kann eine Intensitätssteigerung der landwirtschaftlichen Produktion aufgrund mangelnder Akzeptanz von Düngungs- und Pflanzenschutzintensivierung nur noch über die forcierte Nutzung der Digitalisierung erfolgen“, erklärte Ecker. Das Angebot der Referenten, die Ergebnisse und Fortschritte des Projektes EMRA in 18 Monaten Jahr zu präsentieren, wurde vom „LANDreisen-Team“ gerne angenommen.





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