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Nachricht vom 05.01.2019    

Buchtipp: Holocene Zooarchaeology of Cis-Baikal

In Band 6 der Reihe „ Archaeology in China and East Asia“ geht es um Archäozoologie in Sibirien, Fischerei und Jagd am Baikalsee. Der Großraum Baikalsee hat innerhalb der Archäologie Eurasiens im Hinblick auf die Lebensweise und Umwelt des frühen Menschen einen besonderen Stellenwert. Im vorliegenden Band legt das interdisziplinäre „Baikal Archaeology Project“ (BAP) die revolutionierenden Ergebnisse seiner Arbeit vor.

Buchtitel. Foto: Nünnerich-Asmus Verlag & Media

Mainz. Die Autoren sind Robert J. Losey und Tatjana Nomokonova. Sie arbeiten beide an der Erforschung der Beziehung von Menschen zu Tieren im holozänischen Zeitalter anhand von Tierknochen-Funden. Die Herausgeberin, das Deutsche Archöologische Institut, Außenstelle Peking, hat in der kulturellen und wissenschaftlichen Kooperation Deutschlands mit China, Japan und Korea eine wichtige Brückenfunktion.

Die ersten beiden Kapitel liefern Hintergrund-Informationen für die folgenden: Im Kapitel eins werden die Beziehungen zwischen Umwelt und Archäologie beschrieben, Kapitel zwei beschreibt das Klima im Holozän und die Geschichte der Vegetation.

Diesen folgen Ergebnisse aus drei Untersuchungsgebieten (micro-regions), die auf Kartenausschnitten genau definiert sind. Zunächst werden die tierischen Überreste von drei Wohnstätten und drei Friedhöfen im Angara-Südwest Baikal Kleinraum analysiert. Zusammengefasst zeigen die Ausgrabungen, dass die Ust‘-Khaita Wohnstätte seit dem späten Pleistozän bis zumindest Mitte Holozän besiedelt war. Fischerei begann hier in der späten Mittelsteinzeit und wurde durch die Jungsteinzeit fortgeführt. Der Rotwildbestand hat sich in der späten Mittelsteinzeit verringert. Auch Gorelyi Les in der Nähe von Ust‘-Khaita scheint lange im Holozän besiedelt gewesen zu sein, wobei die Tierfunde meist aus der Jungsteinzeit datieren.

Die Totok-Wohnstätte war einige Jahrhunderte lang während der Späteisenzeit besiedelt von Nomadengruppen (pastoralists), die Pferde und Rinder sowie eine kleinere Anzahl Schafe und Ziegen züchteten und Rotwild jagten. Der Friedhof Shamanka II brachte eine Sammlung aus der Jungsteinzeit hervor, vor allem Überreste von Säugetieren wie Murmeltier, Reh, Rotwild, Braunbär, Wildschwein, Moschus und Fisch. Vergleichsweise wenig Tierreste fanden sich in den Gräbern aus der frühen Bronzezeit, die die Nutzung von Land- und Wassertieren belegen. Alle außer den Gräbern beim „Lokomotiv“-Friedhof datieren aus der Jungsteinzeit und weisen Reste von Säugetieren auf, überwiegend von Murmeltieren und Rehen. Daneben wurden auch Wassertiere, vor allem Schwäne und Fische gegessen. Die Spätsteinzeitgräber von Ust‘-Ida I wiesen vor allem Reste von Säugetieren auf, am auffallendsten ist hier, dass Halswirbel von Rindern und Rehen im oberen Bereich verschiedener Gräber gefunden wurden, zusammen mit einigen Pferdeschenkeln. Schließlich enthielten die Frühbronzezeitgräber von Ust‘-Ida I eine vergleichsweise kleine Tiersammlung, die aus Säugetieren und Wirbellosen (Muscheln) bestanden.



Kapitel 4 beschreibt die archäologischen Tierfunde von Sagan-Zaba II, einer Wohnsiedlung an der offenen Baikalküste innerhalb er Priol’khon’e Mikroregion. Die Funde zeigen, dass in der Bucht seit über 9.000 Jahren Robbenjagd ausgeübt wurde. Diese wurde reduziert zugunsten von Fisch und gezähmten Huftieren.

Bugul’deika II lieferte eine umfassende Menge an Radiokarbon-basierten Daten, die in Kapitel 5 analysiert sind. Im folgenden Kapitel geht es um die „Kleine See“ (Little Sea), einer Wasserfläche zwischen der Insel Ol‘khon und der mittleren Westküste des Baikal. Kapitel 7 befasst sich mit Baikal’skoe III in der Nordwets-Baikal Mikroregion. Discussion and Conclusions – Diskussion und Schlussfolgerungen bilden Kapitel 8.

Der vorliegende Band gibt die zukünftige Richtung für die archäozoologische Forschung vor, die bedeutende Beiträge zur Archäologie von Cis-Baikal liefert und deren mit Feldmethoden und modernen Analysetechnik kombinierten Erkenntnisse für weitere wissenschaftliche Studien zur Verfügung stehen sollten. Verschiedene empirische Disziplinen müssen integriert werden, damit das Verständnis für die bemerkenswerte Geschichte dieser Region erweitert werden kann. Viele Cis-Baikal-Regionen und einige Epochen sind noch wenig bekannt: „The region’s Late Holocene pastoral archaeology also deserves far greater attention, including research dedicated to understanding the transition from foraging to herding and hunting at the beginning of this period. Greater effort also needs to be made towards understanding gathering in Cis-Baikal, which at present is essentially totally unexplored.“

Es gibt noch viel zu tun für die Archäologen. Bisher konnten 200.000 Tierknochen-Proben sichergestellt und zeitlich eingeordnet werden. Sie brachte die große Bedeutung der Fischerei und Jagd nicht nur im ausgehenden Mesolithikum und im Neolithikum, sondern auch für die später aus anderen Regionen eingewanderten Hirtengesellschaften der Bronze- und Eisenzeit als Neuerkenntnis. Wer sich für die detaillierten und überraschenden Ergebnisse bisheriger archäozoologischer Forschung in Sibirien interessiert, ist mit dem Buch aus dem Nünnerich-Asmus Verlag und Media gut bedient. Der englischsprachige gebundene Band umfasst 144 Seiten. ISBN: 978-3-961760-00-8. htv



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