Werbung

Nachricht vom 18.12.2018    

OVG entscheidet: „Reichsbürger" müssen Waffen abgeben

Das OVG Rheinland-Pfalz hat in seinem Urteil vom 3. Dezember entschieden: Waffenrechtliche Unzuverlässigkeit, die den Widerruf einer Waffenbesitzkarte rechtfertigt, ist regelmäßig anzunehmen, wenn eine Person über reine Sympathiebekundungen in Bezug auf die „Reichsbürgerbewegung" hinaus ausdrücklich oder konkludent ihre Bindung an in der Bundesrepublik Deutschland geltende Rechtsvorschriften in Abrede oder unter einen Vorbehalt stellt.

Symbolfoto

Region. Die Begründung des OVG: „Denn wenn eine Person ihre Bindung an in der Bundesrepublik Deutschland geltende Rechtsvorschriften in Abrede oder unter einen Vorbehalt stellt, begründet dies Zweifel an der Rechtstreue und infolgedessen wird das Vertrauen, dass die Person mit Waffen und Munition jederzeit und in jeder Hinsicht ordnungsgemäß – das heißt vor allem im Einklang mit der Rechtsordnung – umgeht, in aller Regel zerstört.

Die Waffenbehörde des zuständigen Landkreises widerrief die den Antragstellern erteilten Waffenbesitzkarten mit der Begründung, sie seien waffenrechtlich unzuverlässig, wie sich aus mehreren von ihnen verfassten und an verschiedene Behörden gerichteten Schriftsätzen ergebe. Aus diesen folge zweifelsfrei, dass sie dem sogenannten „Reichsbürger"-Spektrum zuzuordnen seien. Ihren Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes gegen den Widerruf der Waffenbesitzkarten lehnte das Verwaltungsgericht Trier ab. Das Oberverwaltungsgericht wies die hiergegen eingelegte Beschwerde zurück.

Die in den Schreiben der Antragsteller zu Tage getretenen Überzeugungen und daraus abzuleitenden Grundhaltungen, die geradezu typischerweise wesentliche Elemente der „Reichsbürgerbewegung" enthielten, rechtfertigten die Prognose der waffenrechtlichen Unzuverlässigkeit. Eine einheitliche „Reichsbürgerbewegung" gebe es nach den vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz veröffentlichten Informationen allerdings nicht. Vielmehr existiere ein heterogenes Spektrum, deren kleinste gemeinsame Nenner und gleichsam weltanschauliche Klammern die Leugnung der völkerrechtlichen Legitimität der Bundesrepublik Deutschland und die Nichtanerkennung ihrer Rechtsordnung seien.

Wer der Ideologie der „Reichsbürgerbewegung" folgend die Existenz und Legitimation der Bundesrepublik Deutschland negiere und die auf dem Grundgesetz fußende Rechtsordnung generell nicht als für sich verbindlich anerkenne, gebe Anlass zu der Befürchtung, dass er auch die Regelungen des Waffengesetzes zum Umgang mit Waffen und Munition nicht strikt befolgen werde. Auch jenseits der Nähe zum eigentlichen „Reichsbürger"-Spektrum rechtfertige eine Einstellung, die die Existenz und die Legitimation der Bundesrepublik Deutschland verneine und die Rechtsordnung nicht als für sich verbindlich betrachte, die Annahme der waffenrechtlichen Unzuverlässigkeit.



Unabhängig von der Frage, ob die Antragsteller tatsächlich der „Reichsbürgerbewegung" im engeren Sinne zuzuordnen sein sollten oder hiervon losgelöst nur einen Teilbereich der dortigen Grundeinstellungen übernommen hätten, rechtfertigten die von beiden Antragstellern abgegebenen schriftlichen Äußerungen gegenüber Behörden und Gerichten die Prognose ihrer waffenrechtlichen Unzuverlässigkeit. Den Schreiben der Antragsteller lasse sich entnehmen, dass sie sich wesentliche Elemente der „Reichsbürgerbewegung" zu eigen gemacht hätten. Der Antragsteller zu 1) stelle die Geltung elementarer Gesetze – der Strafprozess- und Zivilprozessordnung sowie des Gerichtsverfassungsgesetzes und des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten – gänzlich und grundsätzlich in Abrede. Darüber hinaus leugne er die Existenz der Bundesrepublik Deutschland und betrachte diese vielmehr als „Non-Government-Organisation", „Organisation einer Modalität einer Fremdherrschaft" beziehungsweise als Unternehmen oder GmbH. Der Antragsteller zu 2) hänge ebenfalls einem wesentlichen Element der von „Reichsbürgern" vertretenen Ideologie an, indem er die Staatsgewalt nicht anerkenne und demzufolge nicht bereit sei, sich strikt an die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der Regelungen des Waffengesetzes zu halten. Dem von den Antragstellern geltend gemachten Gesichtspunkt, dass es während eines Zeitraums von über 15 Jahren keine Gesetzesverstöße im Zusammenhang mit waffenrechtlichen Geboten oder sonstige „Übergriffe" gegeben habe, sei kein entscheidungserhebliches Gewicht beizumessen, zumal ein Restrisiko bei der Zuverlässigkeitsbeurteilung im Bereich des Waffenrechts nicht hingenommen werden müsse.“

Beschluss vom 3. Dezember 2018, Aktenzeichen: 7 B 11152/18.OVG



Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Neuwied macht sich bereit für die Special Olympics Sommerspiele

Neuwied. Letztes Jahr noch Host Town, dieses Jahr schon Ausrichter: Im Juni 2023 durfte Neuwied eine Delegation an Sportlern ...

Foto-Fahndung in Bonn: Unbekannter bricht Lebensmittelautomaten auf

Region. Am 22. Dezember 2023 ereignete sich in Bonn ein Diebstahl, der die örtliche Polizei bis heute vor Rätsel stellt. ...

Vandalismus in Linz am Rhein: Frisch gepflanzter Baum und andere Pflanzen beschädigt

Linz am Rhein. Die Polizeidirektion Neuwied/Rhein berichtete, dass sich die Vorfälle vermutlich in der Nacht vom 25. auf ...

Jedem Sayn Tal - Raderlebnistag für die ganze Familie steht an

Selters/Bendorf. Am 16. Juni um 10 Uhr findet in diesem Jahr der offizielle Start in Selters statt. Die Bürgermeister Christoph ...

Priester Marcel Rieck bittet Bischof Ackermann um Entpflichtung

Dierdorf/Trier. Bischof Ackermann hat der Bitte zum 30. April 2024 entsprochen. Rieck hat die Pfarrei bereits verlassen. ...

"Gezielte Abschüsse": Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau will den Wolf bejagen

Koblenz. Die Nachweise und Nutztierrisse im nördlichen Rheinland-Pfalz hätten seit Anfang 2024 wieder deutlich zugenommen. ...

Weitere Artikel


Sportplatz ist Steckenpferd von Klaus Krämer und Georg Lehr

Thalhausen. Die beiden Herren investieren mehrere Stunden in der Woche für folgende Dinge:
Pflege des Kunstrasenplatzes
...

Endlich: Spatenstich für den Busbahnhof in Horhausen

Horhausen/Güllesheim. Die Kreisverwaltung hatte für Dienstag (18. Dezember) zum Spatenstich für den neuen Zentralen Omnibusbahnhof ...

Fußgänger auf der B 42 in Neuwied lebensgefährlich verletzt

Neuwied. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge befuhr ein 69-jähriger Neuwieder mit seinem PKW die B 42 aus Richtung Neuwied ...

Förderverein der DRK Kamillus-Klinik spendet fünf Mobilisationsstühle

Asbach. Gerade in der DRK Kamillus- Klinik legt das Pflegepersonal großen Wert auf eine aktivierende ressourcenfördernde ...

Aktion Linzer für Linzer

Linz. Die Artilleristen bekunden mit dieser Aktion ihre Verbundenheit zu allen Linzer Bürgern und unterstützen insbesondere ...

Fortbildungen für Erzieher und pädagogische Fachkräfte 2019

Altenkirchen/Montabaur/Neuwied. Die Kita-Landschaft befindet sich in stetiger Weiterentwicklung, auf die sich die Fachkräfte ...

Werbung