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Nachricht vom 12.11.2018    

Kabaretthäschen, Debil-Pest und Kleingärtner in Waldbreitbach

Auf speziellen Wunsch des Personals lud die Theater-Organisatorin des Hotels zur Post einen frauenverstehenden Sachsen ein. Um Erik Lehmann zu verstehen, mussten sich die Besucher allerdings „variabel zeigen bei den Dialekten“, wie Odette Freytag vorausschickte, denn der variable Dresdner verwandelte sich in seinem „Figuren-Kabarett“ mit minimalistischen Mitteln blitzschnell in verschiedene Personen mit unterschiedlichen Idiomen. Politisch unkorrekt und herrlich komisch erregten sie sich drei Stunden lang auf der Bühne.

Erik Lehmann in seiner Paraderolle als Uwe Wallisch. Fotos: Wolfgang Tischler

Waldbreitbach. Lehmann guckt sich immer die Menschen im Zuschauerraum an, wie er bekannte. In der ersten Reihe machte er auch gleich sein „Kabaretthäschen“ Heike aus, die ihm in jede Show folgt. Waldbreitbach erkannte er als strukturschwache Region mit Forstbewohnern, die viel Energie in den Raum brachten.

Lehmanns Leitfigur ist Uwe Wallisch, Dresdner Wutbürger mit Herz, der frustriert feststellt: „Du bist immer nur der Arsch!“ Denn das Hartz vier nimmt einem die gesamte Menschenwürde, weil man ohne Navigationsgerät im Kleinwagen 18 Stunden lang nach Südfrankreich in Urlaub fahren muss, unterwegs an der Raststätte das gesamte Reisebudget für unverschämte 8,50 Euro pro Bockwurst draufgeht und an der Supermarktkasse die lange gesammelten Schnäppchen-Coupons nicht angenommen werden: Kalkulation merde!

Den bayrischen Förster Schorsch plagt das Problem, dass auf Wunsch des Bürgermeisters der Wald attraktiver sein muss. Wie macht man das? Im Supermarkt soll durch Umräumen der Waren das Einkaufserlebnis attraktiver gemacht werden. Durch Umräumen den Wald attraktiver machen? Auch eine Rutschbahn wie im Schwimmbad kommt für ihn nicht in Frage. Für Kinder den Wald attraktiv zu machen, erwies sich durch dramatische Begegnungen der Kleinen mit Bach und Ameisen als Scheiß-Strategie. Wald indoor? Der Mensch ist deppert!

Als reichster Mann Deutschlands, der arrogant-lässig über Glück philosophiert und blitzschnell nachrechnet, wie er den Erhalt seiner 15 Milliarden Euro sichern kann, sieht er in der Tatsache, dass die Sonne im Gegensatz zu Bewegungsberater, Hund, Schloss, Wald und Berge ihm nicht gehören, fast schon Kommunismus.

Der Gegensatz zur Figur Uwe Wallisch wird sehr deutlich in dem Sketch „Blaue Garten-Hortensie“. Wallisch kann die Zuhörer darin anschaulich überzeugen, dass er als einziger Normale die Debil-Pest überlebt hat.



Der goldene Spatenkuss und die Ehrenurkunde für den schönsten Kleingarten überraschen den ersten Vorsitzenden des Kleingartenvereins mit dem Motto „Zäune können Leben retten“. Wallisch hat einen Konflikt mit der Arbeitsvermittlerin, die ihn als „marktfernen Kunden“ bezeichnet hat und nicht versteht, dass der Kleingarten der Puff für die Verlierer ist und dass Zäune Leben retten, indem sie Heimat schaffen und Hoffnung geben, dass etwas gedeihen kann.

Eine Patientenverfügung wird nicht befolgt, weil die „Schwiegerdings“ ihn mit Scarlett O‘Hara unterschrieben hat und ein Antrag auf Waffenschein ist mit „abbem Arm“ schwierig auszufüllen, berlinerte Lehmann und resignierte, weil auch aufhängen nicht geht wegen den labilen Rigips-Decken.

Ein Cowboyhut und Kaugummi-Akzent wandelten den Künstler zu „John from America“, der dem Stern von Bethlehem gefolgt war und so das Weihnachtsdorf Waldbreitbach gefunden hatte als Erholungsort von seinen Rückenschmerzen, die das lange Sitzen im Office in Seattle verursacht hatte. Der ausgebildete Bomber-Pilot darf nicht in den Einsatz, sondern lenkt per Joystick am Monitor die Drohnen, die in Afghanistan die Taliban töten. Das ist nicht fair! John will fliegen und die Chance haben zu fallen.

Als Zugabe redete Lehmann über die Flüchtlinge und die zur Volkspartei heranwachsende AfD. Den Grund dafür sah er in Unzufriedenheit, die Unverständnis nicht besser macht. Sein Fazit: „Es gibt nur noch Nazis und Gutmenschen. Ich flüchte in die Klappse – solange da noch Platz ist!“ (htv)


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