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Nachricht vom 20.09.2018    

Handwerk: Auftragslage gut, Berufsabitur kommt, Dieselskandal belastet

Zum Auftakt der Herbstkonferenz des des Deutschen Handwerkskammertages stellten sich Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und Alexander Baden, Hauptgeschäftsführer der gastgebenden Handwerkskammer (HwK) Koblenz, den Fragen der Medien. Die Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt, die wieder entbrannte Diskussion um Diesel-Fahrverbote sowie sozialpolitische Themen wie auch ein verbessertes Image des Handwerks – gerade bei Jugendlichen – standen im Mittelpunkt.

Alexander Baden, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz: „Wer vor 50 Jahren Fichten sät, kann jetzt keine Eichen ernten!“ (Foto: HwK Koblenz)

Koblenz/Region. Zur Herbstkonferenz des Deutschen Handwerkskammertages trafen sich die 53 Hauptgeschäftsführer aller deutschen Handwerkskammern im rheinland-pfälzischen Boppard. Zu Beginn stellten sich Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und Alexander Baden, Hauptgeschäftsführer der gastgebenden Handwerkskammer (HwK) Koblenz, den Fragen der Medien. Die Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt, die wieder entbrannte Diskussion um Diesel-Fahrverbote sowie sozialpolitische Themen wie auch ein verbessertes Image des Handwerks – gerade bei Jugendlichen – standen im Mittelpunkt. Koblenz/Region.

Gute Nachrichten in der Ausbildung
„2018 rechnen wir mit einem Umsatzwachstum von drei Prozent, 122.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge bedeuten ein Plus von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, eröffnete Holger Schwannecke die Pressekonferenz mit guten Nachrichten. Dem stehen 27.000 offene Lehrstellen gegenüber. Entsprechend „brennt uns dieses Thema zuvorderst unter den Nägeln. Der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel hemmt das Wachstum im Handwerk“, so Schwannecke für das gesamtdeutsche Handwerk. Vor dem Hintergrund rückläufiger Zahlen bei den Schulabschlüssen (2006 bis 2016: minus 120.000) und anhaltender Tendenz Richtung Abitur und Studium fallen auch die Prognosen nicht rosig aus. Schwannecke ging nach dieser Einschätzung auch auf mittel- und langfristige Folgen ein. „Es ist nicht als Panikmache zu verstehen, sondern als sehr realistisches Zukunftsszenario: Die schon jetzt langen Wartezeiten bei der Beauftragung von Handwerkern werden allenfalls ein Vorgeschmack auf das sein, was uns blüht, wenn wir nicht wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung gewinnen.“ Die Nachwuchsfrage verbindet der ZDH unmittelbar mit der Zukunftsfrage – nicht nur für das Handwerk, sondern für die Wirtschaft insgesamt. Ziel aller muss es sein, „eine neue Wertschätzung in der Gesellschaft für die berufliche Bildung zu etablieren.“ Konkret schließt das auch neue Ansätze in der Berufsbildung ein und Schwannecke nannte das Berufsabitur als doppelqualifizierendem Abschluss: Gesellenabschluss und allgemeine Hochschulzugangsberechtigung in vier Jahren. Zum Schuljahr 2019/2020 soll dieses Modell in Rheinland-Pfalz eingeführt werden.

Dieselfahrverbot bedroht das Handwerk
Deutliche Kritik äußerte der ZDH-Generalsekretär in der Debatte um Diesel-Fahrverbote und damit verbundene Urteile wie das aktuelle zu Frankfurt am Main. „Gut 80 Prozent der Handwerkerflotten werden mit Diesel betrieben. Ein Fahrverbot bedroht betriebliche Existenzen, diskriminiert Dieselfahrer, Handwerker und Kunden. Dass Politik und Automobilindustrie tatenlos zusehen, wie gegenüber Betrieben und Privaten enteignungsgleiche Regelungen zur Anwendung gebracht werden, ist absolut nicht akzeptabel.“ Auch die Steuer- und Rentenpolitik der Bundesregierung erhielt in Schwanneckes Ausführungen schlechte Noten. „Die angekündigten Veränderungen bei der Erwerbsminderungsrente drohen den Betrieben – wie schon die Rente mit 63 – weitere Fachkräfte zu entziehen. Die Überschüsse in den Sozialkassen müssen an den Beitragszahler zurückgezahlt werden, die vorgesehene Senkung des Beitrages für die Arbeitslosenversicherung um 0,5 Prozent sei überfällig.



Über 11.000 Flüchtlinge in Ausbildung
Beim Thema Zuwanderung komme dem Handwerk mit der erfolgreichen und unkomplizierten Integration von Flüchtlingen eine Vorbildrolle zu. „Über 11.000 Flüchtlinge aus den acht häufigsten Asylzugangsländern machen derzeit im Handwerk eine Ausbildung. Das ist fast die Hälfte aller Geflüchteten, die momentan eine Lehre in Deutschland absolvieren“. Erfolge, die sich auch über konkrete Beispiele vor Ort abbilden: Die Handwerkskammer Koblenz kennt eine Vielzahl von Einzelbeispielen, in denen die „Heimat Handwerk“ viel mehr bietet als Arbeit, ein Einkommen und berufliche Zukunft. „Diese Jugendlichen sind Teil betrieblichen und gesellschaftlichen Lebens“, ging Alexander Baden auf Erfahrungen ein. „Unsere Betriebe leisten diesen wichtigen Beitrag unauffällig und selbstverständlich, was oft genug weit über Ausbildungsaufgaben hinausgeht. Die HwK- Flüchtlingscoaches leisten begleitend hervorragende Arbeit.“ Auch die Unterstützung des Handwerks durch die Landesregierung stellte Baden positiv heraus, so beim Digitalisierungsberater oder auch der Meisterförderung in Millionenhöhe. „Die Richtung stimmt und wir werden unsere Aktivitäten intensivieren.“ Fehler der Vergangenheit, so in der Bildungspolitik gegenüber dem Handwerk fasste Baden bildhaft zusammen: „Wer vor 50 Jahren Fichten sät, kann jetzt keine Eichen ernten!“ (PM)



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