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Nachricht vom 19.07.2018    

Tierischer Streit um Kirchturm in Niederbieber

Der Turm der evangelischen Kirche in Neuwied-Niederbieber: In jüngster Zeit machte er vor allem als dringend sanierungsbedürftig von sich reden. Es gibt aber noch eine andere Geschichte rund um den denkmalgeschützten Glockenturm: Er dient Falken als Domizil. Und dies mindestens seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, wie alte Fotos belegen. Was jedoch andere gefiederte Genossen offenbar nicht davon abhält, den Greifvögeln ihr Zuhause hoch oben über dem Friedhof streitig zu machen.

Schon seit den 50er Jahren brüten Turmfalken in dem Glockenturm. Fotos: pr

Neuwied. Friedhofsbesuchern und Kirchgängern sind die Falken längst vertraut, die mit lautem „Kik-kik-kik“ in pfeilschnellem Flug um den Turm kreisen. Über die gewandten Mäusejäger hatten sich auf Initiative des Niederbieberer Kirchbauvereins unlängst einige interessierte Bürger bei einer Führung unter Leitung des Küsters Volker Schur informiert. Und dabei erfuhren sie auch von dem tierischen Streit um den Kirchturm.

Regelmäßig nutzten die Falken die Fensternischen, vor allem die nach Norden gelegene Rosette, als sicheren Ort, um zu brüten. Zwischen drei und fünf Junge zogen sie hier auf. Doch vor wenigen Jahren war es plötzlich vorbei mit dem Jahrzehnte währenden Frieden. Nilgänse, Neubürger aus südlichen Gefilden, machten ihnen den angestammten Brutplatz streitig. Denn die Fensteröffnung war groß und tief genug, um auch den etwas schwerfälligen Gänsen eine Landemöglichkeit zu bieten. Schlechte Zeiten für die Falken, die dem stärkeren Konkurrenten, wie in manchen anderen Kirchtürmen Deutschlands, weichen mussten.

Der Versuch, die ungebetenen Gäste durch ein Drahtgeflecht vor der Fensteröffnung aus dem Kirchturm zu vertreiben, misslang. Denn mit dem Flachdach des benachbarten Gemeindehauses als Startbahn schafften es die neuen Untermieter, durch ein anderes, wenn auch sehr schmales Fenster an der Westseite in den Turm zu gelangen und dort zu brüten.

So zogen sie im Kirchturm ihre Jungen auf, die nach dem Flüggewerden aus luftiger Höhe mutig im freien Fall den festen Erdboden erreichten. Nach kurzem Umherirren wurden sie von den Eltern über die viel befahrene Augustenthaler Straße zu der für kurze Gänsekinderbeine doch recht weit entfernten Wied geführt.

Nach der letzten erfolgreichen Brut hat man dann auch dieses Fenster vergittert. Es bietet den Nilgänsen nun keine Einflugmöglichkeit mehr. Die noch offene Nische an der Ostwand ist mangels Startrampe für sie ungeeignet und allein für Turmfalken zugänglich.



Diese hatten jedoch in der Zwischenzeit, offenbar des ewigen Streits und Ärgers überdrüssig, in einer nahen Fichte, vermutlich in einem verlassenen Krähennest, einen neuen Brutplatz gefunden. Von dort aus inspizieren sie durch die für sie offene schmale Fensternische an der Ostwand aber noch immer ihr ehemaliges Heim, wie Peter Daberkow, der sich intensiv mit den Falken befasst, zu berichten weiß.

Und er beobachtete auch, wie am Ende der Führung der Besuchergruppe durch den Turm plötzlich zwei Falken auftauchten und Turm und Besucher umkreisten. Ob sie damit ihr ungebrochenes Interesse an der angestammten Brutstätte unterstreichen wollten? Unerwartet kamen dann aber auch zwei Rabenkrähen hinzu und setzten sich provokant auf die Kirchturmspitze. Als wollten sie den Falken demonstrieren, dass auch sie Besitzansprüche geltend machen.

Sie haben es zurzeit augenscheinlich nicht leicht, die Falken am Turm der evangelischen Kirche von Niederbieber. Kaum sind die Nilgänse verschwunden, da erscheinen potentielle neue Konkurrenten, die ihnen den Nistplatz streitig machen könnten. Vielleicht wird ja im Zuge der dringend notwendigen Turmsanierung, für die der Kirchbauverein fleißig Spenden sammelt, auch eine Lösung gefunden, die den alt eingesessenen Besitzern des Brutplatzes dauerhaft zu ihrem Recht verhilft.

Spendenkonto des Kirchbauvereins Niederbieber bei der Sparkasse Neuwied, DE84574501200003101813, und der VR Bank, DE50574601170000510000.


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