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Nachricht vom 02.04.2017    

Ausstellungseröffnung „Karl Bruchhäuser zum 100. Geburtstag“

Landrat Rainer Kaul konnte am Sonntag, 2. April besonders viele Menschen zur Ausstellungseröffnung im Roentgen-Museum Neuwied begrüßen. Die Landschaften und Portraits aus öffentlichen und privaten Sammlungen, die das Museum anlässlich des hundertsten Geburtstags des Wolderter Malers Karl Bruchhäuser zeigt, fand das Interesse zahlreicher Kunstinteressierter.

Die Söhne Bruchhäusers Thomas, Andreas und Karl (von links) erzählten von ihrem Vater. Fotos: Wolfgang Tischler

Neuwied. Kaul betonte, dass Bruchhäuser als Sohn des früheren Neuwieder Landrats Wilhelm Bruchhäuser dem Kreis und dem Museum in besonderem Maße verbunden gewesen sei. Er habe sich schon ganz früh an den jährlichen Kunstausstellungen beteiligt und auch mehrere Einzelausstellungen bestückt. Die Kriegs- und Nachkriegszeichnungen, die das Roentgen-Museum zum 80. Geburtstag des Malers gezeigt hatte, sind in Steimel zu sehen, in dem seit 2008 in dem von der Bruchhäuser-Stiftung eingerichteten Haus Neitzert. Dort sind sie an drei Sonntagen im Monat zu besichtigen. Am 30. April hat das Haus Neitzert „Tag der offenen Tür“ mit einer veränderten Ausstellung.

Die drei Söhne Karl Bruchhäusers, die selbst alle künstlerisch tätig sind, schilderten sehr persönliche Erinnerungen an den Vater. Sohn Andreas erinnerte sich vor allem an den durchdringenden Blick, der positiv sein konnte, aber auch entlarvend. Der Blick habe es dem Künstler erlaubt, in der Malerei nicht nur die Oberfläche des Motivs zu sehen, sondern auch das Wesen dahinter zu zeigen. Den Blick in die Vergangenheit zu richten, sei dem Vater wichtig gewesen. „Heute habe ich das Gefühl, Teil einer historischen Ausstellung zu sein. Wir verbinden etwas Vergangenes damit, wir sind jetzt plötzlich Teil der Geschichte und ganz gegenwärtig. Die Persönlichkeit eines Menschen verliert sich, aber das, was er getan hat, erhält sich und trägt uns weiter mit in unsere weitere Zukunft.“

Er fange an zu monologisieren wie der Vater, schmunzelte Andreas Bruchhäuser und gab das Wort an seinen Bruder Thomas weiter, der meinte, was ihm am ehesten einfalle, sei: „Wir haben Papa immer bei Ausstellungseröffnungen begleitet oder begleiten müssen.“ Er habe dabei gern Papa selbst beobachtet, dem der Rummel um seine Person in hochoffizieller Umgebung nicht so ganz angenehm war und der seine Gedanken abschweifen ließ. Als das Besondere an seinem Vater würdigte Thomas Bruchhäuser dessen Vielschichtigkeit. Er sei der Inbegriff eines Künstlers gewesen, aber mit extrem viel Bodenhaftung: „Er liebte die Heimat und die Menschen, weil er Verbindung dazu hatte.“

Karl Bruchhäuser erinnerte sich, dass er mit zehn Jahren zum ersten Mal im Roentgen-Museum war. Seine Kindheit sei von einem Papa geprägt gewesen, der immer zuhause war, Bilder malte und Geld dafür bekam. In der Schule habe er dann erfahren, dass ein immer anwesender Vater in den anderen Familien nicht üblich war. Als „Heiligen Moment“ bezeichnete er das tägliche Mittagessen, das von der Mutter für ihre fünf Jungs bereitet worden war. Mit dem Vater, der tagtäglich im Atelier arbeitete, immer mit weißem Kittel und Baskenmütze, erlebte der kleine Karl das Hände waschen als einen innigen Moment, den noch heute mit dem Geruch von Terpentin, Ölfarbe und Rauch als Geruch der Geborgenheit verbindet.



Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Fuchs war sicher, dass der Vater stolz gewesen wäre auf den Auftritt seiner Söhne. Sie habe Karl Bruchhäuser zum ersten Mal in Woldert besucht, wo er 77-jährig allein in einem Häuschen mit Holzofen gewohnt habe. Bruchhäuser sei zunächst abweisend und kauzig gewesen. Sie selbst sei sofort gefangen gewesen von den Bildern an den Wänden: den Farben und der Leichtigkeit des Pinselduktus. Fasziniert habe sie ein Bild mit Stiefmütterchen, aus dem die Freude des Malers an Frühlingsblumen spricht. „Natur und Mensch waren große Quellen für Bruchhäuser. Die Schönheit der Schöpfung spiegelte sich in den Bildern.“ Ausgangspunkt war für den Maler das persönliche Erleben, daher ging er in die Natur hinaus. Sein Credo war, Kultur habe sich aus der Natur entwickelt. Ein abstraktes Kunstwerk ohne Naturbezug war für Bruchhäuser „Machwerk“.

Der 1917 geborene Maler gehörte zu einer Generation, die nach nur einem Jahr aus der Düsseldorfer Kunstausbildung gerissen wurde. So wurde er weitgehend künstlerischer Autodidakt. Neun Jahre verbrachte der junge Mann in Arbeitsdienst und Gefangenschaft. Der Skizzenblock war immer dabei. Nach seiner Entlassung im Jahr 1946 wurde der Künstler von einem Hunger nach Kultur erfasst. Er organisierte Ausstellungen für von Nazis verfolgte Künstler und entschied sich gegen eine Zeichenlehrer-Anstellung für ein Leben als freischaffender Künstler.

Bruchhäuser verfocht immer die gegenständliche Malerei. 1948 verfasste er ein Manifest an alle Künstler: „Eine Kunst, die sich selbst schon in der Auflösung befindet, kann gar nichts mehr festigen in uns.“ Das verursachte Aufruhr unter den abstrakt malenden Kollegen. Bruchhäuser hielt trotzdem konsequent am Gegenständlichen fest, denn er hielt den schöpferisch-bewahrenden Blick für die Aufgabe des Künstlers.

Ein Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz, das ihm 1954/55 in Salzburg Unterricht bei Oskar Kokoschka ermöglichte, veränderte Bruchhäusers Entwicklung: Seine Gegenständlichkeit wurde bestätigt, aber er änderte die Farbpalette und der Pinselstrich wurde leichter. Seine Malerei wirkte wie befreit, das steigerte die Ausdruckskraft und kam auch der Portraitmalerei zugute.

Die Familie Bruchhäuser lobte die vom Roentgen-Museum zusammengetragene Ausstellung, denn sie hätten mit großen Augen Bilder betrachtet, die man sonst nicht sehe und die sie noch nie wahrgenommen hätten.

Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni während den Öffnungszeiten im Roentgen-Museum zu sehen. htv


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