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Nachricht vom 20.11.2016    

Die Geschichte des Dierdorfer Uhrturms

Im neu erschienen Jahrbuch des Landkreises Neuwied ist eine Chronik des Dierdorfer Kunsterziehers und Künstlers Ulrich Christian zu lesen, die sich mit der Geschichte des Uhrturms und der ihm innewohnenden Galerie beschäftigt. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung Auszüge aus dem Text.

Der Uhrturm bietet vielfältige Möglichkeiten der Ausstellung. Archivfoto: Wolfgang Tischler

Dierdorf. Als Teil der Stadtbefestigung aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bestimmt der kubische Mittelturm das Dierdorfer Stadtbild. Den unteren mittelalterlichen Bruchsteinetagen wurde 1716 die Wohnung des Stadtwächters aufgesetzt.

Die Turmuhr - als Namensgeberin für den Turm - ist ein Werk des Neuwieder Uhrmachers Christian Kinzing. Den Vertrag mit Christian Kinzing schloss der Dierdorfer Stadtbürgermeister Dietrich Abresch. Wie knapp man bei Kasse war, geht daraus hervor, dass die Gemeinde Dierdorf sich bei der Wiedischen Hofverwaltung und bei den Bürgern der Stadt Geld leihen musste.

Interessante Einblicke in mittelalterliches Leben rund um den Uhrturm sind mit dem Stichwort Hexenprozesse gegeben. Aus einem „Scharpfrichters gebühnüß verzeichnus“ aus den 30-iger Jahren des 17. Jahrhunderts geht hervor, dass in Dierdorf mindestens 23 Personen hingerichtet wurden. Nach einem Urteil des Reichskammergerichts in Speyer, unterzeichnet von Kaiser Ferdinand III, endeten 1653 die Hexenprozesse.

Seit 1976 werden im Dierdorfer Uhrturm auf Initiative einiger kunst- und kulturinteressierter Bürger Ausstellungen aus den Bereichen Malerei, Grafik, Plastik und Fotografie präsentiert. Zu Beginn wurden sie von Professor Karl Bobek von der Kunstakademie Düsseldorf mit Wohnsitz in Maroth unterstützt.

Und so ging es los: Man traf sich, überlegte und plante, spendete den finanziellen Grundstock und packte an. Der alte Turm wurde aufgeräumt und geputzt, Fenster und Wände ausgebessert und angestrichen, Beleuchtung und Aufhängevorrichtungen für Bilder montiert.

Durch das ehrenamtliche Engagement der Uhrtürmer haben dann in durchschnittlich drei bis vier Ausstellungen pro Jahr Künstlerinnen und Künstler der Westerwälder Region und durch den 1996 ins Leben gerufene Kunstpreis für Malerei aus ganz Rheinland-Pfalz und der Region Bonn die Möglichkeit ihre Werke zu präsentieren.



Durch schulische und kommunale Kontakte zu den Städten Krotoszyn in Polen und Courtisol in Frankreich war es auch möglich, Kunstwerke aus diesen Regionen zu präsentieren. Künstlerinnen und Künstler aus Großbritannien bereicherten die internationalen Kontakte. Vielfältigen Austausch brachten Begegnungen mit Kunstschaffenden aus der Region Weimar und Erfurt. Neben Ausstellungen der Dierdorfer Schulen – von der Grundschule bis hin zum Leistungskurs des Martin-Butzer-Gymnasiums – waren Ausstellungen von jungen Künstlerinnen und Künstler verschiedener Hochschulen ein Ausstellungsschwerpunkt im jeweiligen Jahresprogramm.

Landrat Rainer Kaul nennt den Uhrturm ein kulturelles Kleinod im Herzen des Westerwaldes und er fährt fort: „Der Uhrturm als Ort der Begegnung, des Dialoges zwischen den unterschiedlichen Kunstrichtungen und Trends ist ein lebendiger Beitrag zur Förderung des kulturellen Angebots im ländlichen Raum. Kultur soll viele Menschen ansprechen und muss daher auch außerhalb der Oberzentren für Bürgerinnen und Bürger erreichbar sein.“

Die künstlerische Vielfalt vereint sich im Uhrturm mit seinem engen mittelalterlichen Ambiente zu einer Einheit, die zwischen und über den Dächern der kleinen Stadt Dierdorf zu einem Erlebnis der besonderen Art wird und die Lebendigkeit von Kunst und Historie zeigt und somit zu einem Muss für Kunstfreunde wird.



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