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Nachricht vom 21.05.2016    

Als Wahlkämpfer unschlagbar – als Tänzer uninspiriert

„Der Bundeskanzler isst keine Kartoffeln“, belehrte die Tochter ihre Mutter, die mit Familie die Brandts in den Sommerurlaub 1973 nach Norwegen begleitet hatte. Wibke Bruhns wollte dort für ein Porträt des Kanzlers zu dessen 60. Geburtstag recherchieren. Das erwies sich als äußerst schwieriges Vorhaben.

Unkel. Brandt erläuterte der Journalistin auf langen Spaziergängen zwar die Verästelungen seiner Friedens- und Verständigungspolitik, gab aber über sich so gut wie nichts preis. „Man kam an die Person nicht ran – nicht nur ich – niemand.“ Brandt sprach viel – aber selten über sich. Magazintaugliche Geschichten entstehen anders.

Wibke Bruhns war auf Einladung von Rudolf Rupperath, Geschäftsführer des Willy-Brandt-Forums, nach Unkel gekommen – zum ersten Mal übrigens, trotz ihrer langen Zeit als Korrespondentin in Bonn. Eine Rundfahrt durch Unkel ging also der Lesung voraus, bei der Bruhns die Orte kennenlernte, wo Brandt mit seiner Frau Brigitte Seebacher von 1979 bis zu seinem Tod 1992 gelebt hatte.

Der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung, Christoph Charlier, und sein Stellvertreter Rudolf Barth begrüßten die Journalistin vor vollbesetztem Haus. Charlier verwies auf die Bedeutung des Willy-Brandt-Forums als Gedenkstätte und seine Bedeutung als ein Ort, der sich der persönlichen Zeitzeugenschaft verschrieben hat. Nach Heli Ihlefeld im Februar 2015 ist Wibke Bruhns die zweite Bonner Journalistin, die zu einer Lesung ins Forum kam.


Und schnell zog Wibke Bruhns die Zuhörer in ihren Bann, als sie über ihre Bonner Zeit berichtete. Sie hatte 1972 Wahlkampf für Willy Brandt gemacht und die Abschlussveranstaltung in der Bonner Beethoven-Halle moderiert. „Als Wahlkämpfer war Willy Brandt unschlagbar, als Tänzer eher uninspiriert“, verriet die Journalistin, die in ihrer Zeit als Korrespondentin für den „Stern“ nicht nur das Wirken Brandts als Kanzler begleitet, sondern viele maßgebliche Akteure der Bonner Politikszene porträtiert hat. Sie war 1971 die erste Nachrichtensprecherin des ZDF geworden, hatte diesen Job aber sehr schnell aufgegeben, weil sie selber schreiben und nicht das vorlesen wollte, was man ihr vorgab.



Ihr Buch „Nachrichtenzeit – meine unfertigen Erinnerungen“, erzählt nicht nur über die Zeit, als Willy Brandt Kanzler war. Die engagierte Chronistin der deutschen Nachkriegsgeschichte gibt auch Auskunft über ihre Zeit als Korrespondentin in Jerusalem und Washington, das Stern-Fiasko der Hitler-Tagebücher, die ersten Entspannungsversuche zwischen Reagan und Gorbatschow und das eigenwillige Leben der Amish-People, das sie in Pennsylvania kennenlernte. Ein exzellent geschriebenes spannendes Buch – der Büchertisch, an dem Wibke Bruhns nach der Lesung signierte, war denn auch schnell leer gekauft.



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