Verdienter Heimsieg der Bären: Neuwied schlägt Herne
Ein packendes Duell auf Augenhöhe. Schnell, hochklassig, fair. Das Duell des EHC Neuwied gegen den Herner EV hielt, was es im Vorfeld versprach. Die Bären schlugen in einem unterhaltsamen Oberliga-Spiel die Gäste aus dem Ruhrpott verdient mit 3:2 (1:1, 1:0, 1:1). Rund 1800 Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten.
Neuwied. Auch wenn das Chancenplus auf Seiten der Gastgeber lag, so konnte Herne die Partie dennoch über weite Strecken ausgeglichen gestalten. Die 1.744 Zuschauer in der Bärenhöhle sahen ein klasse Eishockeyspiel – und so manche Tanzeinlage der Bären nach Spielende.
Nieberle und Dreischer gesperrt, Ackers und Scharfenort verletzt – die meisten Fans im HEV-Lager hatten ihre Mannschaft bereits chancenlos gesehen vor dem Duell beim EHC, und dabei ganz offensichtlich die Rechnung ohne das eigene Team gemacht. Denn Herne präsentierte sich als genau der Gegner, den man beim EHC erwartet hatte: Kompakt in der Defensive, mit einem starken Christian Wendler im Tor, und gefährlichen Angreifern wie Aaron McLeod oder – an diesem Abend besonders spielfreudig – Dominik Luft. Und dennoch wirkte der Führungstreffer des HEV wie ein Unfall. Neuwied bestimmte die Partie, hatte die ersten großen Chancen, und plötzlich lag man 0:1 zurück. Weil eben jener Dominik Luft aus spitzem Winkel zum 0:1 traf (7.).
Ausfälle, die hatte auch Neuwied zu verkraften: Dominik Lascheit, freitags noch für den EHC in Leipzig im Einsatz, wurde in Bad Nauheim gebraucht. Deion Müller fehlte angeschlagen. Maurice Keil und Dennis Wengrzik liefen für Mannheim auf. Und dennoch ließ man sich vom Rückstand nicht aus der Ruhe bringen: Nur 13 Sekunden nach dem 0:1 legte Max Wasser den Ausgleichstreffer von Dennis Schlicht auf (8.). Einige weitere Male brannte es lichterloh vor dem Kasten von HEV-Keeper Wendler, der jedoch im Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten einen weiteren Gegentreffer im ersten Drittel zu verhindern wusste. Herne machte nicht viel für das Spiel, hatte das aber sicherlich auch genau so als Gameplan ausgegeben. Vielmehr stand man defensiv kompakt und sorgte mit Nadelstichen immer wieder für Gefahr. Ein Spiel auf sehr gutem Oberliganiveau – und von der ersten bis zur letzten Minute fair. Neuwied kassierte nur zwei kleine Strafen, Herne deren vier. „Die Disziplin ist der große Unterschied“, fand auch Hernes Trainer Frank Petrozza. „Die Neuwieder Mannschaft war schon in der Vorsaison stark. Jetzt aber bleiben sie auch noch von der Strafbank weg, das macht sie noch stärker.“
Eine Schwäche – wenn es derzeit denn überhaupt eine gibt im Neuwieder Spiel – ist jedoch die Chancenverwertung. In vier Überzahlsituationen wollte erneut kein Treffer gelingen. Das Powerplay ist noch ausbaufähig. Überhaupt ließen die Neuwieder im zweiten Drittel erneut zu viele Chancen aus. Phasenweise schnürte man den HEV bei Fünf-gegen-Fünf im eigenen Drittel ein, brachte die Scheibe aber lediglich ein weiteres Mal im Tor unter: Max Wasser hatte nach starkem Forechecking die Scheibe erobert und für Stephan Fröhlich aufgelegt, der zum 2:1 in den Winkel traf (30.). Zudem hatte Dominik Ochmann Pech im Abschluss, als er nur die Latte traf.
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Im letzten Abschnitt war der EHC auf bestem Wege, die Partie vorzeitig zu entscheiden: Josh Myers traf auf Vorlage von Brian Gibbons und Dennis Schlicht zum viel umjubelten 3:1 für die Bären (47.). Doch ein Treffer in Überzahl für den HEV machte die Partie noch einmal spannender als notwendig: Dominik Luft machte auf Vorarbeit von McLeod und Kreuzmann seinen zweiten Treffer, verkürzte auf 2:3 (49.). Bei einem weiteren Treffer der Gäste hatte Schiedsrichter Carsten Lenhart Sekunden zuvor abgepfiffen, nachdem EHC-Keeper Björn Linda die Scheibe an die Maske bekommen hatte. Glück für die Bären – der Unparteiische kann in einer solchen Situation das Spiel unterbrechen, muss er aber nicht. Lenhart leitete die Partie sehr souverän, nahm in einem anderen Fall eine angezeigte Bankstrafe gegen Herne zurück – eine richtige Entscheidung.
Den Sieg ließ sich der EHC auch in den Schlussminuten nicht mehr aus der Hand nehmen. Knapper als notwendig, aber danach fragt in einigen Wochen niemand mehr. Drei Punkte für die Bären, die damit auf den vierten Tabellenplatz klettern und auch nach dem Spiel gegen Herne noch immer das drittfairste Team der Liga sind. Das ist allemal eine Randnotiz wert.
„Ein sehr gutes Eishockeyspiel mit zwei starken Torhütern“, sagte Petrozza in der Kurzanalyse nach der Partie. „Meine Mannschaft hat die Ausfälle sehr gut kompensiert.“ Craig Streu unterstrich auf der Pressekonferenz: „Man sieht, wie eng es in dieser Liga zugeht. Du musst immer hellwach sein. Wir haben heute sehr viele Chancen liegengelassen, das könnte uns in der Zukunft sicherlich auch mal Punkte kosten. Das möchte ich nicht jede Woche sehen. Ansonsten aber war es ein super Spiel von meiner Mannschaft.“ Zum Spieler des Spiels wurde bei den Gästen Aaron McLeod gekürt, beim EHC der zweifache Vorlagengeber Max Wasser, der ein starkes Spiel abgeliefert hatte – und nach Spielende gleich zwei zusätzliche Tanzeinlagen für die Fans gab.
EHC Neuwied: Linda (Haedelt) - Ochmann, Ziolkowski, Erk, Pantic, Sven Schlicht, Dennis Schlicht - Gibbons, Myers, Schug, Spöttel, Tegkaev, Köbele, Fröhlich, Rabbani, Wasser, Butasch, Hergt.
Tore: 0:1 Dominik Luft (7., Jakup Rumpel, Stephan Kreuzmann), 1:1 Dennis Schlicht (8., Max Wasser), 2:1 Stephan Fröhlich (30., Max Wasser), 3:1 Josh Myers (47., Brian Gibbons, Dennis Schlicht), 3:2 Dominik Luft (49., Aaron McLeod, Stephan Kreuzmann).
Schiedsrichter: Carsten Lenhart.
Zuschauer: 1.744.
Strafen: Neuwied 4, Herne 8.
Der Ausblick:
Freitag, 19.30 Uhr: Hamburger SV – EHC Neuwied
Sonntag, 19 Uhr: Hamburg Crocodiles – EHC Neuwied
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