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Nachricht vom 30.09.2015    

Herbstzeitlose wurde Kühen zum Verhängnis

Das Verenden von vier Kühen eines Westerwälder Landwirts nimmt die Kreisverwaltung zum Anlass, vor der Vergiftungsgefahr durch die Herbstzeitlose zu warnen. In der Leber eines der Tiere wurde jetzt durch die Ludwig-Maximilian-Universität München Colchicin festgestellt, das Gift der krokusartig blühenden Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Colchicum autumnale.

Die insbesondere auf feuchten und wechselfeuchten Wiesen und Weiden anzutreffende Herbstzeitlose ist hübsch anzusehen, aber hochgiftig für Mensch und Tier. Foto: Kreisverwaltung Montabaur.

Westerwaldkreis. Der Landwirt hatte Ende August drei Kühe einer 50-köpfigen Mutterkuhherde tot auf der Weide gefunden. Die amtstierärztliche Besichtigung der Tierkadaver sowie der betreffenden Weide ergab keinerlei Hinweise auf die Todesursache, ebenso wie die Sektion einer verendeten Kuh im Landesuntersuchungsamt Koblenz. Den Verdacht auf Colchicin-Vergiftung äußerte die Amtstierärztin Kerstin Oelze aufgrund einer Besichtigung weiterer Weidestandorte, in deren unmittelbarer Nähe sie zahlreiche der hochgiftigen Pflanzen fand. Daraufhin wurde die toxikologische Untersuchung in Auftrag gegeben, bei der sich der Verdacht bestätigte.

Im Kreishaus vermutet man, dass die Vergiftung in diesem Fall nicht durch die unmittelbare Aufnahme der Giftpflanze, sondern aufgrund der Zufütterung von Heu oder Grassilage mit Anteilen von Herbstzeitlose zustande gekommen ist. Während Rinder und andere Weidetiere um die Blüten meist einen Bogen machen, werden die Pflanzenbestandteile in konservierten Futtermitteln, wo das Gift jahrelang seine Wirkung behält, von den Tieren nicht erkannt. Colchicin ist ein Mitosegift, welches die Zellteilung blockiert und bei hoher Dosis zum schnellen Tod durch Atemlähmung führt. Daneben kommen langwierigere Verlaufsformen vor, offenbar auch in diesem Fall, wo sechs weitere Rinder an Durchfall und Abmagerung erkrankten und eine Kuh etwa vier Wochen nach ihren Artgenossen verendete. In diesem Fall sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.

Die Herbstzeitlose treibt im Herbst, also „außerhalb der Zeit“ – daher der Name -, ihre rosafarbenen bis hellvioletten Blüten aus dem Boden. Zu diesem Zeitpunkt hat sie bereits keine Blätter mehr, weshalb sie in früheren Zeiten auch als „Nackte Jungfrau“ bezeichnet wurde und als Symbol der Unkeuschheit galt. Die dunkelgrünen Blätter, denen der Tulpe oder des Knabenkrauts nicht unähnlich, entwickeln sich zusammen mit den Früchten schon im Frühjahr aus einer zwiebelförmigen Knolle. Alle Teile der Pflanze enthalten das Alkaloid Colchicin, auf das Pferde und Schweine noch empfindlicher reagieren als Rinder, während es Schafen und Ziegen kaum schadet. Menschliche Vergiftungsfälle können - außer in suizidaler Absicht - vorgekommen bei Kindern, die sich nach Kontakt mit der Pflanze, etwa wenn sie die reife Fruchtkapsel als Rassel verwenden, nicht die Hände waschen oder durch Verwechslung der Blätter mit denen des essbaren Bärlauch.



Die Bekämpfung der Herbstzeitlose auf Weiden ist nicht ganz einfach, da die Pflanze mehrjährig und somit nicht auf jährliches Aussamen angewiesen ist. Das Ausstechen der Einzelpflanzen Anfang Mai, über zwei bis drei Jahre durchgeführt, gilt als sichere Methode, dem Problem nachhaltig Herr zu werden. Bei Massenvorkommen empfiehlt die Kreisverwaltung, sich mit den Pflanzenbauberatern des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Montabaur in Verbindung zu setzen.

Da Herbstzeitlose im ganzen Land verbreitet sind, sollten alle Tierhalter die Weideflächen ihrer Tiere absuchen und sich im Zweifelsfall beraten lassen.



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