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Nachricht vom 13.08.2015    

50 Westerwälder Landschweine suchen neues Zuhause

Gesetze kennen keine Ausnahme, Gnade oder Mitgefühl. Diese Erfahrung machen gerade Waltraud Fazio und Volker Luckenbach aus Pracht-Wickhausen. Es geht in diesem Fall nicht nur um ihre Existenz sondern auch um rund 50 Westerwälder Landschweine denen per Gesetz der Garaus gemacht werden soll. Es wird dringend ein neues Gelände mit Stall gesucht.

Die alte Schweinerasse "Bunte Bentheimer" genießen noch unbeschwert den Sommer, ihr Schicksal ist aber scheinbar besiegelt. Fotos: pr

Pracht-Wickhausen. Volker Luckenbach aus Wickhausen hat sich jetzt nach langem Zögern und einem schwelenden Streit im Dorf und mit den Behörden entschlossen an die Öffentlichkeit zu gehen. Es geht um den Fortbestand der Schweinezucht die Luckenbach mit Waltraud Fazio seit 2011 betreibt. Etwa 50 Bunte Bentheimer Schweine, eine alte Haustierrasse, brauchen jetzt dringend ein neues Gelände.

Wickhausen, der Ortsteil von Pracht mit rund 410 Einwohnern und etwa 160 Häusern ist Wohn-Mischgebiet, eine Nutztierhaltung in der Größenordnung ist untersagt. Dies treffe auch für den Außenbereich zu. Es gibt nach den Angaben von Luckenbach vier Kläger, die auf rechtliche Schritte nicht verzichten und jetzt kommt das Ende für die Weidehaltung der Westerwälder Landschweine.

Luckenbach schildert die Vorgänge in eigenen Worten. So sei es im Februar 2015 zu Beschwerden einiger Nachbarn bezüglich der Schweinehaltung gekommen. „Wir haben alle nahen Nachbarn eingeladen, ihnen unseren Standpunkt und Zukunftspläne der Schweinehaltung erläutert. Leider konnten wir die wenigen Kläger nicht dazu bewegen, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten, und dies trotz unseres Versprechens, dass wir im kommenden Jahr eine neue Anlage außerhalb von Wickhausen bauen möchten. In den letzten Monaten haben wir den Tierbestand mit herben finanziellen Verlusten bereits deutlich reduziert. Ein teures Emissionsgutachten, dass wir bei der Landwirtschaftskammer Trier in Auftrag gegeben hatten, bescheinigte eine absolute Bagatellbelästigung und für Anwohner zumutbar. Kein Grund also, eine Haltungsuntersagung auszusprechen. Auch andere Behörden, wie das Kreisveterinäramt, die Naturschutz- und untere Wasserschutzbehörde sprachen keine Mängel aus“ schreibt Luckenbach.

„Damit ist das Projekt "Westerwälder Landschwein Das Original ®", (Luckenbach ließ sich die Bezeichnung schützen) das im Übrigen von der Kreisentwicklungsgesellschaft AK-WW sehr befürwortet wird, faktisch am Ende. Eigentlich sind ja solche Projekte politisch in Rheinland-Pfalz und auch bundesweit gewollt, nur scheinbar hier nicht“ , kritisiert Luckenbach.

"Waltraud und ich finden, es ist dringend geboten, hier einmal das Thema öffentlich zu machen. Denn letztlich müssen sich die kommunalen Behörden mit einer endlosen Vielfalt von Klagen beschäftigen, die Gesetze machen jedoch andere. Das Nutzungsverbot musste verhängt werden, da die Kläger auch gegen die Verwaltung vorgehen wollten.

Vier Jahre mühevolle Aufbau- und Zuchtarbeit ist nun am Ende. "Wir finden so kurzfristig keine Lösung. Es ist unglaublich schwierig einen Hof zu finden, wo es weiter gehen könnte. Deshalb suchen wir dringend ein Stallgebäude mit entsprechend großem Außenbereich, wo die Tierhaltung erlaubt ist", sagte Luckenbach.



Im Rückblick wurde nicht nur viel Geld in den Sand gesetzt, auch die vielen Arbeitsstunden sind umsonst gewesen. Doch es gibt ja noch einen Aspekt, der nicht unerwähnt bleiben sollte. Es geht um Tiere, die artgerecht und gesund aufwachsen können. Es geht um gesunde Ernährung und Genuss für die Menschen. Nachhaltige ökologisch sinnvolle Nutztierzucht im bäuerlich geprägten Westerwald soll nicht möglich sein?

Was jetzt die nächsten Tage passiert weiß Luckenbach noch nicht. Er hofft auf Hilfe und schnell auf ein neues Gelände. Die Tiere in irgendeinen Massenstall unterbringen oder alle abschlachten, die kleinen Ferkel einschläfern lassen – da kommen heftige Emotionen hoch. „Das sind doch keine Gegenstände, die man per Verordnung mal eben von A nach B transportiert. Man lässt uns noch nicht einmal mehr die Zeit, das Projekt in Würde für die Tiere und uns ausklingen zu lassen. Das kann doch ganz einfach nicht wahr sein. Wo leben wir mittlerweile in Deutschland? Ist das noch unser Land?“ fragt sich Luckenbach bitter enttäuscht.

Wer im Großraum des Westerwaldes helfen will und kann sollte sich schnell bei Waltraud Fazio und Volker Luckenbach unter der Telefonnummer: 02682 967180 melden. (hws)

Kommentar
In den kleinen Dörfern mit Tierhaltung stinkt es manchmal, vor allem dann wenn die Bauern ihre Gülle ausbringen. Wenn Gülletransporte aus den anderen Bundesländern oder gar aus Holland das Luftholen erschweren, für Nitratanreicherungen in den Bächen sorgen - Wer klagt da? Die Freiluft-Schweinehaltung in Wickhausen sorgt nicht für unzumutbare Geruchsbelästigung, das haben Biergartenbesucher bestätigt ebenso die Messungen. Der Biergarten liegt in unmittelbarer Nähe des Geländes.
Was ist mit einer Gesellschaft los, die sich täglich mit Ekelfleischskandalen beschäftigt, sie meist verurteilt aber Alternativprojekte auch nicht will? Da werden Zuchtanlagen für mehr als 50.000 Schweine genehmigt, damit die Deutschen ihr Schnitzel für 99 Cent/KG kaufen können? Eigentlich müsste ein lauter Aufschrei der Entrüstung durch den Westerwald gehen, angesichts des Skandals, das ein solches Projekt per Gesetz kaputt gemacht wird.
Ich wünsche mir jedenfalls, dass es mutige Mitbürger gibt, die sich dagegen auflehnen und helfen, dass es eine schnelle Lösung für die Westerwälder Landschweine gibt und möglichst viele Nachahmer für solche Projekte in den aussterbenden Dörfern. Helga Wienand-Schmidt



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