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Nachricht vom 29.07.2015    

Beweidungsprojekte in der Region Rhein-Westerwald

Ganz nach dem Motto „Fressen für den Naturschutz“ betreuen die NABU-Gruppen aus den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied, Westerwald und aus Koblenz insgesamt zehn unterschiedliche Beweidungsprojekte zum Schutz und zur Förderung der heimischen Artenvielfalt.

Taurusrinder Foto: Heinz Strunk

Region. Halboffene und offene Landschaften benötigen viel Pflege, damit ihr naturschutzfachlicher Wert erhalten bleibt. Dazu setzen die Ortsgruppen des Naturschutzbund (NABU) Rhein-Westerwald viele tierische Helfer ein. Sie tragen klangvolle Namen wie Burenziege, Heckrind, Konik oder Graue Gehörnte Heidschnucke. Diese alten, robusten und teilweise seltenen Haustierrassen tragen durch ihre Weidetätigkeit und den Verbiss an jungen Bäumen und Sträuchern dazu bei, dass ein Mosaik aus wertvollen Kleinstlebensräumen entsteht, die einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen ein Zuhause geben.

Insgesamt zehn solcher Projekte führen die NABU-Gruppen aus den Landkreisen Altenkirchen, Westerwald, Neuwied sowie um Koblenz mittlerweile durch. Jetzt zieht der NABU Bilanz. „In den NABU-Beweidungsgebieten entwickeln sich Flora und Fauna hervorragend, die Erfolge sind auf den Weideflächen gerade jetzt im Sommer deutlich erkennbar. Dabei ist zu beachten, dass die konkreten Zielstellungen in den Gebieten aufgrund der unterschiedlichen Gebietseigenschaften recht unterschiedlich sein können. Dementsprechend werden dann auch die Weidetiere ausgewählt“, sagt Jonas Krause-Heiber von der NABU-Regionalstelle Rhein-Westerwald.

Auf etwa 100 Hektar des ehemaligen Standortübungsplatzes Koblenz-Schmidtenhöhe führt die NABU-Gruppe Koblenz und Umgebung ein Beweidungsprojekt mit Taurusrindern und Konik-Pferden durch. Das savannenähnliche Gelände hat sich zu einem Paradies für Flora und Fauna entwickelt; hier wurden bisher allein 136 Vogelarten festgestellt. Rinder der Schmidtenhöhe werden mittlerweile auch in Beweidungsgebieten bei Mündersbach, Herschbach und Holler im Westerwaldkreis zur Landschaftspflege eingesetzt. Im von der NABU-Gruppe Montabaur betreuten Beweidungsgebiet „Marau“ zwischen Montabaur und Holler gestaltet eine 12-köpfige Bullenherde die Fläche um den Elberter Bach als halboffenes Weideland, sodass Neuntöter und Braunkehlchen sich dort wohl fühlen. In der typischen Feuchtwiesenflora kann man zurzeit zahlreiche Schmetterlinge herumstreifen sehen. Auf der hügeligen Fläche „Im alten Roth“ bei Girkenroth betreut die NABU-Gruppe Guckheim ein Beweidungsprojekt mit vier schottischen Hochlandrindern. Die robusten „Highlands“ grasen auch hier im Auftrag des Naturschutzes. Auf einer höher gelegenen Fläche wird für die Zukunft mit einer Ziegenbeweidung geplant, um den naturschutzfachlichen Wert des Gebiets weiter zu erhöhen.



Mitten in einem Industriegebiet in Bendorf hat die NABU-Gruppe Neuwied und fünf Hektar große ehemalige Industriehalde. Auf dieser aufgeschütteten Sandhalde mit Bergen aus Formsanden fanden sich viele typische und seltene Arten offener, warmer Landschaften wie Zauneidechse oder Blauflügelige Ödlandschrecke. Um den wertvollen offenen Charakter der Fläche zu erhalten, beweiden heute sieben Burenziegen und zwei Zwergesel die bergige, unwegsame Fläche.

Die NABU-Gruppe Rengsdorf führt gleich drei kleinzellige Beweidungsprojekte durch. Auf der Bonefelder Heide helfen 20 Graue Gehörnte Heidschnucken den ehrenamtlichen Naturschützern, den typischen Heidecharakter dieser zwei Hektar großen Fläche wieder herzustellen. Auf einer großen Streuobstwiese sind drei Pferde in Stellung, und im Quellgebiet des Laubachtals, wo die Tier- und Pflanzenwelt besonders artenreich ist, wird eine Herde von acht Murnau-Werdenfelser-Rindern zur Biotoppflege eingesetzt. Diese bayrische Rinderrasse ist selbst stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Haustierrassen.

Tierisch geht es auch beim NABU Altenkirchen zu. Die NABU-Gruppe unterhält seit nunmehr 15 Jahren eine kleine Schafherde, die gezielt zur Pflege des Ölferbachtals eingesetzt wird, dem wohl wertvollsten und artenreichsten Lebensraum in der näheren Umgebung von Altenkirchen und einem bedeutenden Vernetzungskorridor zwischen Sieg und Wied. Alte, bewährte Rassen wie Rhönschaf, Bentheimer Landschaf und Coburger Fuchsschaf sorgen für eine artenreiche Flora und eine bemerkenswerte Fauna mit Kaisermantel, Sumpfschrecke und Dunklem Wiesenknopf-Ameisenbläuling.


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